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Quellenangabe:
Karawane gegen den Zaun: Kein Mensch ist illegal (vom 31.10.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1418/, besucht am 22.12.2024

[31. Oct 2005]

Karawane gegen den Zaun: Kein Mensch ist illegal

Am 4., 5. und 6. November 2005 fährt der europäische Zug gegen den Zaun des Todes nach Ceuta ab.

Eropaweiter Aufruf: Karawane gegen den Zaun - Kein Mensch ist illegal


4., 5. und 6. November '05

Die Tatsache, dass Menschen an den Landesgrenzen sterben, ist leider Nichts Neues. Bei weitem nicht in der südlichen Grenze Europas, da, wo sich Spanien und Marokko trennen: es genügt, an die vielen abtreibenden kleinen Boote zu denken, die jahrelang gefunden worden sind. Auch nicht neu sind die ungesetzlichen Deportationen (in die algerische Wüste oder nach dritten Ländern), oft von Asylbewerbern, deren Gesuch nie stattgegeben wurde.

Der Versuch der Menschen, die Landesgrenzen zu überqueren, ist auch keine Neuigkeit. Die Landesgrenzen dienen nicht so sehr als unüberschreitbare Sperren, sondern vielmehr als Deiche mit Schleusen, die festlegen, wer durch die Grenze darf, wie und um welchen Preis. Der Sprung über den Zaun, der die kolonialen Enklaven Ceuta und Melilla vom marokkanischen Staatsgebiet trennt, ist seit langem ein Zugangsweg nach Europa, vor allem für jene, die das verfälschte Visum, das Boot oder den korrupten Landpolizist nicht bezahlen können oder möchten.

Was hat sich also geändert an den letzten Ereignissen, die in Ceuta und Melilla passiert sind? Anders ist die Brutalität, die die Grenzenregelung gewonnen hat: zum ersten Mal jetzt haben die öffentlichen Sicherheitsorgane gezielt geschossen gegen Menschen, die über den Zaun wollten. Und das Ziel haben sie auch in zu vielen Fällen getroffen (egal unter welcher Fahne, da der "Zusammenarbeitsgrad" immer höher wird). Zum ersten Mal jetzt sind Wanderer zu Orten in der Wüste deportiert worden, wo keinen anderen Mensch, kein Wasser und keine Nahrung zu finden sind.

Anders ist auch die Zahl der Menschen, die über den Zaun wollten. Vielleicht wegen dem SIVE (Integralsystem für Außenüberwachung), dass die Straße von Gibraltar überwacht und dazu zwingt, andere Wanderswege zu suchen? Oder wegen den steigenden Preisen, die das Schmugglernetz verlangt? Oder etwa wegen der steigenden polizeilichen "Zusammenarbeit" zwischen Spanien und Marokko, und infolgedessen wegen dem Druck, den die marokkanische Staatsgewalt auf die Menschen ausübt, die über Marokko in den Norden auswandern wollen? Diese sind höchst wichtige Faktoren, die uns zum Nachdenken zwingen: Warum ist die südliche Grenze zur militarisiertesten aller Grenzen Europas geworden?

Es gibt noch mehr Sachen, die bei dieser Gelegenheit anders sind: durch Fernsehen und Radio sind diese Ereignisse in uns gegangen; diesmal haben sie unsere Zuneigung gewonnen und diesmal ist es nicht möglich, sie zu ignorieren. In verschiedenen Orten Europas sind Versammlungen, Nachtwachen und Demonstrationen organisiert worden, die gesagt haben: basta! Wir haben genug von Mord, genug von mörderischen Deportationen, genug von Schlagen und Quälerei, genug von Kapitalanlagen für das Militarisieren der Grenzen.

Autonome Gruppen und Organisationen, soziale Mitteilender, europäische Mitbürger aus hier und dort, Nachbarnverbände, Gemeindeversammlungen und Plattformen von Einwanderern aus verschiedenen Orten Europas haben uns dazu entschlossen, an den Zaun von Ceuta zu gehen, damit unser Wort und unser Basta! laut und deutlich wird. An den Zaun wollen wir, an den Ort, wo ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Namen der europäischen Demokratien begangen worden ist. An den Zaun als Symbol einer Grenzenregelung, die nicht nur aus physischen Schranken und militarisierten Überwachungszonen besteht, sondern auch aus einem Zugangssystem auf die Rechte, das Bürger ersten und zweiten Ranges schafft (und auch "nicht Bürger"). Dieses System erzeugt wirkliche soziale Apartheids, die die gesellschaftlichen Bande zerstören und unser Leben mit Angst vor den Mitmenschen füllen.

Wir laden euch alle ein, Frauen und Männer aus den verschiedenen Städten Europas, zu dieser Reise. Denn heute mehr als nie vorher, gegen die Grausamkeit, gegen die Vermehrung der Schranken und der ein-/ausschließenden Systeme in der realen Europa, das Gemeinsame zu erzeugen bedeutet zu sagen: nein zum Zaun des Todes und zu alledem, was er symbolisiert: nicht in unserem Name. Das Gemeinsame zu erzeugen bedeutet auch, sich mit denen zu verbünden, die die Grenze zu überqueren versuchen; sich auf ihr Recht auf Dasein einzusetzen, das auch unser Recht ist, ...in einer besseren Welt.


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