Quellenangabe:
Protestschreiben zur Operation Spring - Dokumentation Teil 1 (vom 05.11.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1436/,
besucht am 21.11.2024
[05. Nov 2005]
Wir dokumentieren hier einige Protestschreiben an PolitikerInnen (und deren Antworten), die als Reaktion auf den Film "Operation Spring" und eine von einem Leser von no-racism.net inszinierten Protestkampagne entstanden.
Einige LeserInnen von no-racism.net haben uns ihre Proteste und Antwortschreiben zugesandt. Hier mal ein Danke dafür! Über weitere Zusendungen und auch die Reaktionen der PolitikerInnen freuen wir uns. Schickt sie uns bitte über das :: Kontaktformular.
Von: G.G.
Gesendet: Donnerstag, 20. Oktober 2005 09:37
An: karin.gastinger (at) bmj.gv.at; *Infomaster; *Ministerbüro
Betreff: Protestbrief Operation Spring
Werte Damen und Herren,
1999 fand der erste offizielle Lauschangriff in Österreich statt. Alle die den gleichnamigen Film Operation Spring gesehen haben, wissen dass es in ein Desaster ausgeartet ist. 140 immigrantische AfrikanerInnen wurden der Geldwäscherei und vor allem des Drogendealens beschuldigt, und 99,9 Prozent wurden, aufgrund von unreflektierten, dubiosen und teils rassistisch motivierten Urteilssprüchen schuldig gesprochen.
(Anmerkung: Die angegebenen Zahlen wurden von einem Vertreter dem Justizministeriums im Rahmen einer :: Podiumsdiskussion zur Operation Spring am 12.10.2005 genannt). Darüberhinaus stand die Operation Spring zeitlich interessanterweise im Zusammenhang mit der Konstitution einer politischen "african community" in Wien, da kurz zuvor der Asylwerber Marcus Omofuma vom österreichischen Staate zu Tode gerbracht worden war. Institionelle Kriminalisierung oder doch nur reiner Zufall? Ich fordere sie hiermit auf, zu den dubiosen Ermittlungen, und noch dubioseren Verurteilungen rund um die "Operation Spring" Stellung zu nehmen, und gleichzeitig die Prozesse erneut aufzurollen.
mit freundlichen grüssen
g. g.
Sehr geehrter Herr Gangl!
Ich bestätige den Erhalt Ihrer Zuschrift vom 20. Oktober 2005 und darf feststellen, dass die von Ihnen kritisierte Aktion der Wiener Polizei keinesfalls mit der Konstitution einer politischen "african community" in Wien in Zusammenhang stand. Allerdings entsprach und entspricht es den Intentionen der österreichischen Bundesregierung, möglichst wirksam gegen Drogenhandel vorzugehen. Die damalige ausufernde Dealerszene mit den "Umschlagplätzen" Westbahnhof, Südbahnhof und Südtiroler Platz, sowie entlang der U6 machte - nicht zuletzt auf Drängen der Bevölkerung - eine weitere Schwerpunktaktion erforderlich.
Die Justizministerin hat am 20. September 2005 eine entsprechende Prüfung angekündigt und für den Fall, dass Menschenrechtsverletzungen passiert sein sollten, sich dafür verbürgt, dass geeignete Maßnahmen ergriffen werden.
Die Aufhebung von Urteilen und die Neudurchführung an sich rechtskräftig erledigter Verhandlungen liegt allerdings in der Kompetenz der unabhängigen Gerichte. Diese wären an Wiederaufnahmeanträge bzw. ein Tätigwerden der Staatsanwaltschaft gebunden.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Bernadette Krennstetter
Bürgerdienst- und Auskunftstelle
des Bundesministeriums für Inneres
Tel.: 01/53126/3100 DW
Bundesministerium für Justiz
z.Hd. Justizministerin Karin Gastinger
Museumstraße 7
Palais Trautson
1070 Wien
Bundesministerium für Inneres
z.Hd. Innenministerin Liese Prokop
Herrengasse 7
A-1014 Wien
Betrifft: "Operation Spring"
Wien, 03.11.05
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
ich schreibe Ihnen aus tiefster persönlicher und innerlicher Bewegtheit aufgrund einiger Informationen, die ich zur Aktion "Operation Spring" aus dem Jahre 1999 nun wahrgenommen habe. Diese Informationen stellen meinen Glauben in die Rechtsstaatlichkeit Österreichs fundamental in Frage und lassen mich sowohl im Bereich der exekutiven Staatsgewalt (Polizei) als auch der Justiz strukturell verankerte und etablierte Diskriminierung und Rassismus erkennen.
Mein aktueller Kenntnisstand dazu stützt sich auf die Verfilmung "Operation Spring" sowie eine von SOS Mitmensch organisierte Podiumsdiskussion vom 12. Oktober 2005 im Juridicum in der Schottenbastei 10-16. Diskussionsteilnehmer/innen waren Phillip Bischof, Rechtsanwalt; Manfred Herrnhofer, Richtervereinigung; Heinz Patzelt, amnesty international Österreich; Angelika Schuster, Regisseurin; Viktor Eggert, Vertreter des Justizministeriums; Moderation: Simon Kravagna, Kurier.
Vielleicht eines noch vorweg: ich bin weder Jurist, Journalist noch Begriffstheoretiker und treffe vielleicht auch mit so manchen Formulierungen nicht alles gleich genau auf den Punkt oder verwende den einen oder anderen Begriff nicht ganz sauber. Dennoch denke ich, dass Sie meine zentralen Anliegen verstehen werden und worum es mir prinzipiell geht. Ich hoffe und erwarte mir, darin als Staatsbürger Österreichs mit entsprechendem Respekt und Wertschätzung wahrgenommen zu werden.
Ich möchte Ihnen deshalb im Folgenden schreiben A) worum es mir geht, B) welche Fakten mich dazu veranlassen den Glauben in ein rechtsstaatliches System in Österreich zu verlieren, C) in welche "Schablone" ich von Ihnen nicht "gepresst" werden möchte und schließlich D) was ich mir folglich von Ihnen als verantwortungsbewußte und verantwortliche Ministerin erwarte.
A) Worum es mir geht / was ich in einem rechtsstaatlichen System für selbstverständlich halte:
MMag. Dr. Esther Scheider
Herrengasse 7
A-1014 Wien
Postfach 108
Tel. +43-1-53126-2038
Fax. +43-1-53126-2554
esther.scheider (at) bmi.gv.at
Wien, am 16. November 2005
Sehr geehrter Herr '!
Ich darf den Erhalt ihres Schreibens vom 3. November 2005 betreffend der Aktion "Operation Spring" im Namen von Frau Bundesminister Liese Prokol bestätigen.
Dazu möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich Ihr Schreiben zur Prüfung an den zuständigen Leiter der Fachabteilung weitergeleitet und diesen gleich beauftragt habe, Sie auf direktem Wege zu informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Esther Scheider
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