Quellenangabe:
Redebeitrag gegen die Festung Europa, 20. Okt 2005 (vom 05.11.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1437/,
besucht am 21.11.2024
[05. Nov 2005]
Dieser Redebeitrag wurde auf der Demonstration gegen die Festung Europa am 20. Okt 2005 in Wien von mo. gehalten. Er gibt einen Überblick über die Situation rund um die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla.
In den letzten Wochen starben mindestens 14 Menschen an den Grenzzäunen zwischen Marokko und den beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, den letzten span. Kolonialgebieten in Afrika.
An der 8 km langen Grenze von Ceuta stehen 25 Wachtürme der parapolizeilichen Guardia civil, nachts erleuchten 100 Flutlichtmasten das Gelände. Die dreireihigen Grenzzäune wurden mittlerweile auf 6 m erhöht und mit einer automatischen Tränengassprühvorrichtung versetzt.
Als die Flüchtlinge versuchten, die Zäune gemeinsam niederzureißen, begann das spanisch-marokkanische Militär in die Menge zu schießen. Danach wurden um die 1000 Menschen, einige von ihnen schwer verletzt, von marokkanischen Sicherheitskräften in der Wüste ausgesetzt, ohne Wasser und weit entfernt der nächst gelegenen Stadt. Augenzeugen sprechen von mindestens 36 weiteren Toten.
In jüngster Zeit schiebt Spanien erfolgreich Geflüchtete sofort wieder ab und beruft sich dabei auf ein 1992 geschlossenes Abkommen, Flüchtlinge, deren Herkunftsort feststellbar ist, sofort zurückzuschicken. Weniger als ein Zehntel erhielt bisher Asyl.
Die Flüchtlinge, die aus allen Teilen Afrikas kommen, haben bis zu 6 monatige Anreisen unter lebensbedrohlichen Umständen hinter sich. Sie dürfen sich in Marokko nicht frei bewegen, werden bei Polizeikontrollen verhaftet und schikaniert.
Sie campieren in den Wäldern um Ceuta und Melilla und haben vor kurzem das Mittel des kollektiven Grenzübergangs angewandt. Bei einer weiteren Aktion versuchten 600 AfrikanerInnen mit selbst gebastelten Leitern über den Zaun zu kommen. Nur 163 von ihnen haben es geschafft, die meisten wurden sofort durch ein Loch im Zaun abgeschoben. Sechs Menschen wurden erschossen.
In den letzten 10 Jahren wurden laut Ärzte ohne Grenzen 6.300 Menschen von spanischen und marokkanischen Sicherheitskräften getötet. Durch die Verbesserung der bilateralen Beziehungen und Interessen wurde eine Total-Überwachung des Meerweges, der auf nur 14 km die beiden Länder voneinander trennt, eingerichtet. So ist es den Flüchtlingen kaum noch möglich, auf diese Weise spanisches Festland zu erreichen, bzw. dort nicht sofort abgeschoben zu werden. Trotzdem versuchen es täglich Unzählige in kleinen überladenen Booten die gefährliche Meeresenge zu überwinden. Tausende ertrinken dabei.
Es ist der Krieg der Regierungen, die dese Grenzpolitik geschaffen haben.
Es ist ihr Krieg und es sind unsere Toten.
Die Politik der europäischen Staaten tendiert immer mehr zu einer Verschiebung der Außengrenzen. Die Transitländer werden finanziell bestochen. So genannte "Rückkehrzentren", Aufhaltelager, einzurichten.
Vor kurzem hat die EU Marokko 40 Mio. Euro zur Grenzsicherung zugeschoben. Die Festung Europa soll ausgebaut werden, zum Schutze eines schalen Wohlstandes, der auf der Ausbeutung ärmerer Staaten beruht.
In Wahrheit kann es weder einen Staat noch eine Grenze geben.
In Wahrheit gibt es die Bewegungsfreiheit des Menschen und die selbst auferlegt Unfreiheit. Also kann es auch keine illegale Einwanderung geben.
KEIN MENSCH IST ILLEGAL!!