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Quellenangabe:
Auf zur Demonstration am 19.11.2005 in Dornbirn (vom 13.11.2005),
URL: http://no-racism.net/article/1456/, besucht am 29.03.2024

[13. Nov 2005]

Auf zur Demonstration am 19.11.2005 in Dornbirn

Antifa - Gedenkdemo:. Treffpunkt: 15 Uhr, Dornbirn Bahnhof.
Im Gedenken an die Opfer der Unmenschlich- keit:
NS - Verherrlichung stoppen! Rassismus und Antisemitismus bekämpfen!

Aufruftext


Am 9.11.1938 nahm das Schrecken namens Hitlerfaschismus mit den Novemberpogromen seinen vorläufigen Höhepunkt. Es wurden jüdische Einrichtungen niedergebrannt, Menschen gedemütigt, verschleppt, gefoltert, deportiert oder hingerichtet. Die industrielle Vernichtung richtete sich gegen alles, was den Wahnsinn des Konstruktes einer 'deutschen Nation und Herrenrasse' ideologisch und biologisch beschmutzen würde. Millionen von Menschen, die als Andersdenkende, MigrantInnen, Homosexuelle oder Behinderte stigmatisiert wurden, verloren dabei ihr Leben.

Wir gedenken dieses Jahr mit einer Demonstration wieder der Opfer der Unmenschlichkeit. So versuchen wir auch die bewusste/unbewusste ideologische Fortsetzung von faschistischen, nationalsozialistischen, rassistischen, antisemitischen und sexistischen Denk- und Verhaltensmustern öffentlich zu thematisieren, aufzudecken und zu bekämpfen.
Nach all den Jahren des offiziellen Schweigens über die Verantwortung des Einzelnen, der Gesellschaft unter dem Hitlerfaschismus und der Darstellung Österreichs als Opfer wird die NS-Verherrlichung in Politik wie auch im Alltag wieder gesellschaftsfähig. Das Problem zieht sich von Stiefelnazis, die immer noch ungehindert durch die Straßen marschieren können, über die undifferenzierte Berichterstattung der Vorarlberger Medien bis hin zu der etablierten Parteienpolitik.

Durch Aussagen wie jene von John Gudenus (FPÖ), der den Holocaust und die Existenz von Gaskammern auf dem Territorium des 3. Reichs leugnete, wird auch in der Politik extrem rechtes Gedankengut wieder salonfähig. Traurig, dass dieser Politiker und viele Ewiggestrige immer noch Einfluss in der Politik haben und diese mitgestalten.

Kein Wunder also, dass Übergriffe von Rechtsradikalen auf PassantInnen, MigrantInnen und von der 'Norm' abweichende Jugendliche im gesamten Bodenseeraum vermehrt zu beobachten sind. So kommt es z.B. am Dornbirner Bahnhof regelmäßig zu Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen. Auch der versuchte Angriff von ca. 60 Neonazis auf die letztjährige Gedenkdemonstration in Dornbirn oder der Aufmarsch von rund 100 Rechtsradikalen bei einer Antifa-Demo, letzten Februar in Bludenz, sprechen eine klare Sprache. Auch in Feldkirch sind fast wöchentlich Übergriffe zu verzeichnen. So wurde im September eine Gruppe Neonazis wegen Körperverletzungsdelikten zu Geld- und Haftstrafen von bis zu 4 Monaten verurteilt. (quelle: orf.at)

Die Situation wird von der Sicherheitsdirektion systematisch verharmlost. Sie spricht zwar immer noch davon, dass Vorarlberg nicht zum Tummelplatz für Rechtsradikale werden dürfe; längst müsste aber auch dem letzten klar sein, dass dies schon geschehen ist. Oder haben sich die Menschen, die fast im Wochentakt Opfer von rechtsextremen Angriffen wurden, dies nur eingebildet? Darf einfach nicht sein, was schon ist?

Während die Sicherheitsdirektion die Realität verweigert, bedient sich die Vorarlberger Medienlandschaft noch niveauloserer Methoden. So war sich letztes Jahr die Neue Vorarlberger Tageszeitung nicht zu schade, am Tag der Gedenkdemonstration mit der Schlagzeile 'Rechte Rabauken gegen linke Chaoten' auf ihrer Titelseite aufzuwarten

Was war die Intuition, Antifaschismus in eine Schublade mit Neo-Nazis zu stecken? War es der unreflektierte Versuch einer Zeitungsredaktion ihre Auflage zu erhöhen oder der Versuch, die 'Links-Mitte-Rechts-Weltanschauung' wiederzugeben. Fakt ist, dass durch solche Vergleiche der Nationalsozialismus immer verharmlost wird. Hier geht die NEUE in eine sehr gefährliche Richtung: Menschen, die auf die Strasse gehen, um der Opfer des Hitlerfaschismus zu gedenken und verhindern wollen, dass Rassismus den Alltag bestimmt, und Menschen, die sich zum Hitlerfaschismus bekennen, als zwei ähnliche Richtungen, die von der 'Mitte' abweichen, darzustellen. Stellt sich die Frage, was die Mitte dann sein soll, die die NEUE vertritt. Was ist dann in ihrer Denkweise die Mitte zwischen Menschen, die 'Nie wieder ein KZ' und Menschen, die 'Her mit den neuen KZ’s' schreien? 'Ein bisschen KZ und ein bisschen kein KZ'? 'Ein bisschen rassistische Verfolgung, aber nicht der totale Rassismus'?

'Wehret den Anfängen' ist für uns mehr als ein Spruch auf einem Demotransparent. 'Wehret den Anfängen' ist ein Standpunkt in allen Lebenssituationen. Es ist der Standpunkt von Menschen, die verstanden haben, was Nationalsozialismus und Faschismus bedeutet und bereit sind, ihn aktiv zu bekämpfen. Am Arbeitsplatz, wenn rassistische Witze fallen, in der Schule, wenn MitschülerInnen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert werden, im Café, wenn keine MigrantInnen bedient werden, in der Staatspolitik, wenn Menschen abgeschoben werden, auf der Strasse, wenn Nazischläger Furcht verbreiten, in der Familienpolitik, wenn die Frau wieder zurück an den Herd soll.

Deshalb rufen wir alle AntifaschistInnen dazu auf, sich aktiv an der Antifa-Demonstration am 19.11.2005 in Dornbirn zu beteiligen. Mensch sollte sich seiner persönlichen Verantwortung für die gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst sein und in allen Lebensbereichen aktiv gegen Nationalsozialismus, Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Sexismus vorgehen.

Nie wieder Nationalsozialismus!
Nie wieder Faschismus!
Für eine menschenwürdige, solidarische und freie Welt!