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Quellenangabe:
Tod von Yankuba Ceesay: Gutachten belastet Polizei (vom 23.01.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1536/, besucht am 21.11.2024

[23. Jan 2006]

Tod von Yankuba Ceesay: Gutachten belastet Polizei

Nach den Verfahrens- protokollen soll Yankuba Ceesay in knapp drei Wochen 17,5 kg verloren haben, trotzdem wurde immer von einem "athletischen Körper" gesprochen.

Laut Staatsanwaltschaft Linz soll "eine Verkettung unglücklicher Umstände" am 4. Oktober 2005 zum Tod von Yankuba Ceesay geführt haben. Anfangs hieß es, eine "erbbedingte Sichelzellenanämie" sei in Kombination mit einem Flüssigkeits- und Kalorienmangel tödlich verlaufen.

Bisher nicht erwähnt wurden jedoch zum Beispiel die Zweifel, die der Linzer Gerichtsmediziner und Sachverständige Johann Haberl äußert: Laut Aufzeichnungen soll Yankuba Ceesay während seines Aufenthalts im Polizeianhaltezentrum (PAZ) Linz vom 12. September bis zu seinem Todestag am 4. Oktober 17,5 Kilogramm abgenommen haben. Dies sei insofern "dubios" (Haberl), als bis jetzt sämtliche befragten Personen angegeben hätten, dass Yankuba Ceesay "einen athletischen Körperbau" gehabt habe. Erhebliche Zweifel hat der Sachverständige auch an dem von der Polizei am 28. September 2005 vermerkten Beginn des Hungerstreiks – und somit der medizinischen Betreuung des Mannes aus Gambia.

Nach Angaben des Gerichtsmediziners hat Yankuba Ceesay "sicher schon vor dem 28. September keine ausreichende Nahrung zu sich genommen". Bei der Einlieferung ins PAZ am 12.09.2005 habe Yankuba Ceesay noch 76 kg gewogen, aus der "Hungerstatistik", die mit 28. September beginnt, gehe hervor, dass er nur mehr 67 Kilogramm wog. "Einen Gewichtsverlust von neun Kilogramm hätten jene Personen, die täglich mit Yankuba Ceesay zu tun hatten, bemerken müssen", ist Haberl überzeugt.

Auch für das angeblich aggressive Verhalten von Yankuba Ceesay bei der Untersuchung im Linzer AKH findet sich in dem Gutachten eine bis jetzt verschwiegene Erklärung: ". . . ein wahrscheinlicher Grund dafür ist, dass die Beeinträchtigung (Flüssigkeitsmangel und Sichelzellenanämie) bereits so weit fortgeschritten war, dass ein Zerfall von Blutzellen zu einer Kaliumanreicherung im Blut, vergleichbar mit einem delirischen Zustand, führte . . .". Jene BeamtInnen, die Yankuba Ceesay ins AKH brachten, gaben in den Einvernahmen durch das Innenministerium zu Protokoll, dass der Mann aus Gambia mehrmals aus einem Transportwagen stürzte und am Boden liegen blieb. Dies interpretierten sie als "absichtliches Herausfallen".

Quelle: derstandard.at, 21.01.06