Quellenangabe:
270beat - Solidarität mit politischen Gefangenen (vom 17.03.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1597/,
besucht am 21.11.2024
[17. Mar 2006]
Die libertäre Bewegung und die Welt der BesetzerInnen in ganz Europa hat sich jedes Jahr mit einer stetig zunehmenden Repression rumzuschlagen. 270 beat ist ein internationales Kollektiv, das eine Soliparty-Tour durch die besetzten Häuser, sozialen Zentren etc. verschiedener Länder Europas organisiert.
Barcelona verfügt über eine ausgesprochen aktive Kulturszene. Seit vielen Jahren gehen immer wieder signifikante künstlerische und politische Impulse aus der catalanischen Metropole in die ganze Welt (egal ob das jetzt elektronische Musik oder das Mayday-Movement betrifft), umgekehrt zieht es regelmäßig AktivistInnen aus der ganzen Welt in diese Stadt.
Wichtiger Teil der Szene in Barcelona sind die Sozialen Zentren und besetzten Häuser (Squats). Im Spannungsfeld zwischen autonomem Politverständnis und kultureller/künstlerischer Selbstbefreiung bilden sie eine wichtige Grundlage für die gesamte Szene in Barcelona.
Bereits seit geraumer Zeit sind viele Squats und Zentren bedroht, manche sind schon geräumt, andere leben mit der täglichen Bedrohung. Zwischen Regierenden und Exekutive einerseits und AktivistInnen andererseits herrscht eine Situation heftiger Anspannung, die teilweise auch in gewalttätigen Auseinandersetzungen eskaliert - in der Regel auf Kosten der SquaterInnen. Auch das heurige Jahr hat dramatisch und blutig begonnen (siehe weiter unten).
Um die Szene finanziell und ideell zu supporten befindet sich zur Zeit das 270beat Soundsystem auf Tour durch europäische Gefielde, um Geld für die Erhaltung der Strukturen in Barcelona bzw. für die notwendigen juristischen Prozesse aufzustellen. Eigentlich sind sie auf sogenannter Squat-Tour....
Auf ihrer Tour werden sie einen Abstecher nach Linz machen, und weil es dort leider keine besetzten Häuser mehr gibt, werden die 270beat-Leute aufgrund der Vermittlung des Treibsand-Kollektivs am Samstag, 18. März 2006 in der KAPU auflegen. Unterstützung finden die Partymakers dort auf einem zweiten Floor in der Druzba von den lokalen DJ's Dagmar und Isi, sowie la oona y el ufuk.
Anschließend geht ihre Reise weiter nach Wien, wo sie im Rahmen des wöchentlich stattfindenden Politdiskubeisl am Mittwoch, 22. März 2006 im EKH über die aktuelle Lage der Repression informieren und mit Interessierten diskutieren, bevor die Plattenteller heiß laufen...
Null-Toleranz Politik, Erweiterung der Exekutivbefugnisse und Umstrukturierungen im Polizeiapparat usw. verschärfen die Situation von politisch agierenden Menschen in vielen Städten Europas. Es kommt zur Kriminalisierung von verschiedensten politischen Einzelpersonen, Gruppen und Zusammenhängen. Verhaftungen und konstruierte Anklagen sowie Prozesse sind die Folge.
Wir wollen eine Diskussion zur Situation der derzeitigen Repression gegen die Besetzerinnenbewegung starten, vor allem soll es Informationen zur Situation in Italien und Katalonien geben, sowie ein Austausch über gemeinsame Erfahrungen und Soliarbeit stattfinden.
270beat existiert seit fünf Jahren, besteht hauptsächlich aus in Italien und Spanien geborenen Menschen mit Homebase in Barcelona. Musikalisch haben sie für die aktuelle Tour zwei "musical lines" entwickelt, die sie beide im Saal der KAPU präsentieren werden: die eine line geht von "latin beats, rumba, flamenco, fusion etc. to disco music, summer hits (including past summer hits!) and all the music which makes us dance but also laugh a bit". Klingt gut, oder? Die zweite Line "starts from the electroclash sounds of the last 5 years and gets to electrotechno and technohouse". Aber keine Panik: "Anyways, we don't organize rave parties but rather some kind of ´ disco style´ parties." Klingt optimal, oder?
Die vielfältige Kultur- und HausbesetzerInnenszene in Barcelona ist seit einigen Monaten von extremer Repression betroffen. Ein Beispiel? Am Freitag, 3.2.2006 fand in der Altstadt von Barcelona im besetzten Haus "el teatro" eine Party unter "Beobachtung" der Polizei statt. Die Situation eskalierte, die Polizei begann brutal auf dort anwesende Personen einzuschlagen, scharfe Schüsse wurden abgefeuert und willkürliche Verhaftungen vorgenommen. Bis Samstag 22:00 Uhr erhielt weder die Unterstützungsgruppe der Verhafteten noch die AnwältInnen oder Angehörige Nachricht über den Zustand der Verhafteten, die nach ihrer Freilassung schwere Kopfverletzungen, diverse Hämatome im Gesicht, verbundene und eingegipste Gliedmaßen etc. davontrugen. Ebenfalls erlitt ein Polizeibeamter schwere Kopfverletzungen (zuerst hieß es durch einen aus dem Haus geschmissenen Blumentopfes, vierzehn Stunden später wurde in der "offiziellen" Darstellung aus dem Blumentopf plötzlich ein Stein, der von mehreren [sic!] Personen auf den Beamten geworfen worden sei). Zur Zeit sieht es zudem so aus, dass 9 Personen noch in Haft sitzen und 3 Personen eventuell wegen vorsätzlicher Tötung eines Polizeibeamten (dieser liegt zur Zeit im Koma) angeklagt werden!
Am nächsten Tag fand eine Hetzjagd gegen verschiedene soziale Zentren im Stadtteil statt: Leute mit vermeintlichem "squatteroutfit" wurden willkürlich angehalten und perlustriert.