Quellenangabe:
Rechtsextremes Sommerlager in Kärnten/Koroska im Juli (vom 20.03.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1601/,
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[20. Mar 2006]
Zwischen 8. und 16. Juli planen österreichische Rechts- extremistInnen in der Gemeinde Arriach bei Villach/Beljak in kärnten/Koroska ein sogenanntes "Sommerlager" zu veranstalten.
Nationalistische Jugendliche spielen auf diesem "Sommerlager" eine Woche lang Volksgemeinschaft und ein wenig Krieg - ganz im Sinne der großdeutschen Vaterlandsliebe. Dieser Text soll Informationen über den rechtsextremen Hintergrund des "Sommeralagers" verbreiten und ist gleichzeitig als Aufruf an AntifaschistInnen zu verstehen, Widerstand gegen das Neonazi-Treffen zu organisieren.
Auf den ersten Blick unterscheidet das "Sommerlager" wenig von einem (z.B.) PfadfinderInnencamp. Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren übernachten ein paar Tage in Zelten, Tagsüber gibt's ein wenig Wildlife-Thrill für Arme mit Räuber und Gendarm Spielen im Wald, Fischfang und allem was dazugehört, am "Bunten Abend" (siehe website des "Sommerlagers": :: hier) sitzt mensch dann zusammen ums Lagerfeuer und trällert mit der Gitarre bewaffnet ein paar alte Songs ("Volkslieder") mit dämlichen Texten. Hört sich alles recht harmlos an und warum sollten "Wanderungen auf den Dachstein als Gefährdung der Demokratie gesehen werden", wie es die Arbeitsgemeinschaft Sommerlager in einer Presseaussendung im letzten Jahr formuliert hat? Außerdem wehre mensch sich gegen "jede Verunglimpfung des jugendbewegten Heimat- und Kulturgedankens durch
die subtile Verknüpfung mit politischen Anschauungen jeder Art" - mit Politik habe das ganze also gar nichts zu tun, es handle sich schlicht um ein Jugendlager wie hunderte andere auch. Nun, allein schon ein Blick auf die OrganisatorInnen lässt einen rechtsextremen Hintergrund mehr als nur vermuten.
Organisiert wird das ganze Treiben von der "Arbeitsgemeinschaft Sommerlager". Das Personal der ArGe kommt hauptsächlich aus der Wiener Burschenschaft "Olympia", die ihre rechtsextreme Einstellung offen zur schau stellt. Der Webmaster der Sommeplager-Homepage ist beispielsweise Sebastian Ploner, Mitglied und Webmaster des Ring Freiheitlicher Studenten (RFS), die Adresse ist die gleiche wie die der "Olympia" (Gumpendorferstraße 149, 1060 Wien), ein "alter Herr" der gleichen Burschenschaft wird auf der Page als Kontakt angegeben: Walter Asperl, vormaliger parlamentarischer Mitarbeiter des FPÖ-Nationalrates Martin Graf. Für Asperl ist die rechtsextreme, rassistische belgische Partei "Vlaams Blok" eine "demokratisch legitimierte Partei", über die Ansichten des deutschen Nazi-Publizisten Horst Mahler meint er, sie stünden "dem national-freiheitlichen Milieu sehr nahe". Über die "Olympia" selbst noch ein paar interessante Sachen:
Im Juni 2000 organisierten die Olympen ein Konzert mit dem deutschen Nazi-Liedermacher und NPD-Mitglied Frank Rennicke, im Jänner 2003 fand in Wien ein weiterer "nationaler Liederabend" mit dem deutschen Nazi-Barden Michael Müller, der auf NPD-Veranstaltungen ein Lied von Udo Jürgens umänderte zu "Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an. [...] Wir haben reichlich Zyklon B. [...] Bei 6 Millionen Juden, ist noch lange nicht Schluss.". Ebenfalls ein Olympe war es, der 1965 auf einer antifaschistischen Demonstration den Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger angriff und tötete. Der FPÖ-Politiker Martin Graf ist ebenfalls Mitglied der "Olympia", was zeigt, wie nachlässig der Umgang mit Rechtsextremismus in Österreich ist.
Das "Sommerlager" selber fand das erste mal 2005 in Gosau (Bezirk Gmunden, OÖ) statt, etwa 20 Personen beteiligten sich daran, und machten ein Programm mit, das irgendwo zwischen Sonnwendfeier und Wehrsportübung anzusiedeln ist. Angeboten wird beispielsweise "das "Erlernen des Fechtsports, ein Zielschießen mit Armbrust und Luftdruckgewehr sowie Unterricht in diversen Arten der Selbstverteidigung". Das Logo der ARGE-Sommerlager besteht aus einer "Tyr-Rune" und einem Adler. Die "Tyr-Rune" wurde während der NS-Zeit als Divisionsabzeichen der 32. SS-Freiwilligen-Grenadierdivision "30. Januar", als Ärmelemblem für Absolventen der "SA-Reichsführerschulen" und auf den Kragenspiegeln der "Sturmführer" im Stab der "SA-Reichsführerschulen" verwendet. Daneben kann man auf der Homepage der ARGE Sommerlager einen Vorgeschmack auf die Lieder bekommen, die am Lagerfeuer wohl gesungen werden: Zu hören ist "Der Freiheit gehört unser Leben" aus dem 1934 erschienenen Büchlein "Unser Lied". Es stammt von Hans Baumann, der als NS-Funktionär für die "Feierkultur" der HJ verantwortlich war. Der Camp-Leitsatz "Jugend führt Jugend" ist aus dem Gedicht "Kameradschaft", verfasst von Herybert Menzel (1906 - 1945), NSDAP- und SA-Mitglied und einer der "meistgenannten" NS-Dichter.
Die diesjährige Location ist ein Gelände eines Jugenderholungsheimes in der Kärntner Gemeinde Arriach bei Villach/Bejak, das dem Verein "Stiftung soziales Friedenswerk" gehört. Die Stiftung gibt zwar vor, nichts über den rechtsextremen Hintergrund des "Sommerlagers" gewusst zu haben, was aber eine glatte Lüge sein dürfte, schließlich unterhält die Stiftung Kontakte zu mehreren rechtsextremen Organisationen, der mittlerweile verstorbene Herausgeber der Stiftungseigenen Zeitung, Dr. Norbert Scharnagl war Referent bei Veranstaltungen des mittlerweile verbotenen rechtsextremen Vereins "Dichterstein Offenhausen".
Quelle: widerstandMUND, 20.03.2006