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Quellenangabe:
Aufruf zur Euromayday-Parade 2006 in Wien (vom 31.03.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1618/, besucht am 22.12.2024

[31. Mar 2006]

Aufruf zur Euromayday-Parade 2006 in Wien

Scheinbar unaufhaltsam schreitet die Prekarisierung in Arbeits- und Lebenswelt voran - doch auch die Kämpfe für das Recht auf soziale Rechte gewinnen immer mehr an Bewegung. Es folgt der Aufruf zur Euromayday Parade 2006 in Wien.

Wir wollen uns durch lautstarke, bunte und kreative Formen des Kampfes und der Organisierung sowie durch vielfältige und hierarchiefreie Aktionsformen − jenseits der üblichen Repräsentationsspektakel - selbst zum Sprechen und Handeln ermächtigen. So sollen verschiedene Aspekte der gegenwärtigen Prekarisierungsprozesse sicht− und hörbar werden; nicht um die Unterschiede zu verwischen, sehr wohl jedoch um den vorherrschenden Zustand der Zersplitterung und Vereinzelung zu überwinden und eine Basis für gemeinsames politisches Agieren zu schaffen.

Illegalisiert, saisonal und befristet Beschäftigte, Schein- und so genannte "Neue Selbstständige", NiedriglohnjobberInnen, Erwerbsarbeitslose und FreiberuflerInnen, Projekt-, Teilzeit- oder LeiharbeiterInnen sowie alle ihre Zwischen- und Mischformen haben eines gemeinsam - sie alle leben und arbeiten mehr oder weniger prekär. Während die Supermarktangestellte zu Niedrigstlöhnen schuftet und sich die Studentin durch geringfügige Jobs und unbezahlte Praktika wurstelt, werken Kulturarbeiter zumeist sozialversicherungslos. Der Erwerbsarbeitslosen wird durch ständige Disziplinarandrohungen der Handlungsrahmen eingeschränkt und der freiberuflich arbeitende Webdesigner ist auch von längerfristigen Perspektiven "befreit", während die papierlose und dadurch umfassend entrechtete Sexarbeiterin versucht, sich ihr Leben zu regeln. Wir aber wollen soziale Sicherheiten für ein Leben, das flexibel, aber ohne den fremdbestimmten Zwang zur Flexibilität gestaltet werden kann - und wir wollen noch vieles mehr!

Darum und aus vielen anderen Gründen schreien wir "MayDay!" Das Alarmsignal von in Seenot geratenen Schiffen haben wir jedoch nicht bloß deshalb zum "Schlachtruf" erkoren, um diesen Zustand zunehmender Entsicherung zu betonen. "MayDay!" wird auch die Losung unseres Kampftags, des 1. Mai, sein. Wir sind drauf und dran, unsere prekären Kämpfe zu vernetzen! Seid dabei!

!! Prekär Kämpfen, Prekär Tanzen !!