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Quellenangabe:
Hochzeitsreise statt Schubhaft (vom 20.05.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1684/, besucht am 23.11.2024

[20. May 2006]

Hochzeitsreise statt Schubhaft

Die Initiative "Ehe ohne Grenzen" ruft in einer Presseaussendung zu weiteren Mittwochskundgebung vor dem Innenministerium in Wien auf. Am 24. Mai 2006 steht ein symbolischer Ausbruch aus der Schubhaft mit anschließender Hochzeitsreise am Programm.

PRESSEAUSSENDUNG: HOCHZEITSREISE STATT SCHUBHAFT 24.5.2006
KUNDGEBUNG INITIATIVE: EHE OHNE GRENZEN

HOCHZEITSREISE STATT SCHUBHAFT

WIR FORDERN DIE SOFORTIGE FREILASSUNG VON UDOKA!

EINLADUNG ZUR WÖCHENTLICHEN KUNDGEBUNG DER INITIATIVE: EHE OHNE GRENZEN

Mittwoch 24.5.2006 17:00
Herrengasse 7, A-1014 Wien


Kommenden Mittwoch brechen wir symbolisch aus der Schubhaft aus, um uns auf Hochzeitsreise zu begeben.

Wir verwandeln sie Straße vor dem Innenministerium zum Schubhaftzentrum aus dem wir gemeinsam zum Strand ausbrechen. Liegestühle, Cocktails, Beachvolleyball und sonstige Strandvergnügen dürfen dabei nicht fehlen. Eine Hochzeitsreise mit bitterem Nachgeschmack!

Wir widmen die kommende Kundgebung Udoka, einem Opfer des neuen Fremdengesetzes. Udoka der seit mittlerweile 9 Wochen in Schubhaft sitzt.

Veronica seine verzweifelte Ehefrau berichtet: "Ich habe meinen Mann im Sommer 2004 kennen gelernt. Im September 2005 haben wir dann geheiratet. Ein Monat später haben wir um eine Niederlassungsbewilligung angesucht. Die Polizei hat uns damals gesagt sie bräuchten eine Bestätigung, dass das Asyl beendet wurde, sonst könnten wir nicht ansuchen. Leider haben wir dass Asyl daraufhin auch gestoppt. Dadurch wurde mein Mann illegal, obwohl wir alles richtig gemacht hatten und der Anweisung der Polizei gefolgt waren."

Naja das war einfach nach altem Gesetz die gängige Praxis werden einige sich vielleicht denken - doch die Konsequenzen daraus können bitter sein: "Da wir trotzdem unser Leben weiter planten bemühten wir uns um eine Arbeitsgenehmigung für meinen Mann, sowie eine Arbeit. Glücklicherweise bekamen wir beides. Einziger Nachteil war, dass die Arbeitsstelle etwas weit entfernt in NÖ war, aber wir waren sehr froh, dass mein Mann Arbeit gefunden hatte. Die Arbeitszeiten sind zwar 12 Stunden, aber das Einkommen war mehr als ich mir erwartet hätte.

Aber dann kam der Schock; als mein Mann vor ca. 9 Wochen nach Hause fuhr, hielt man ihn an, kontrollierte ihn, brachte ihn zur Polizeistation und von dort schließlich in Schubhaft zum Hernalser Gürtel in Wien, wo er leider bis jetzt ist."


Die Betroffene beschreibt ihre momentane Situation: [i]"Meine emotionale Situation ist schrecklich. Mir geht es psychisch schlecht, ich kann kaum schlafen, habe schon Gewicht verloren. Nachdem mein Vater vor drei Jahren gestorben ist, hatte ich starke psychische Probleme. Jetzt habe ich endlich wieder Glück gefunden bei meinem Mann, und jetzt versucht man mir meinen Mann wegzunehmen!! Oft denke ich, dass ist zuviel für mich und ich kann nicht mehr. Aber ich muss stark sein, und bin stark, gemeinsam können mein Mann und ich dass durchstehen. Ich kann mich momentan kaum auf mein Studium konzentrieren, ...........................

Einzelschicksal? Alle unsere PartnerInnen können jederzeit in genau der selben Situation sein - wie Verhaftungen in der Vergangenheit ja schon bewiesen haben.

Diesmal werden in den Kundgebungsansprachen zum Thema Schubhaft auch ExpertInnen zu Wort kommen.

Falls sie sich dann vor Ort wundern sollten wo unsere PartnerInnen sind, die sitzen zwangsillegalisiert zu Hause voller Angst vor Repressalien.

Die Initiative Ehe ohne Grenzen fordert nach wie vor einen Gesprächstermin mit der Frau Ministerin Liese Prokop.

Auch diesmal werden wir versuchen eine Petition mit der Bitte um einen Gesprächstermin zu übergeben.




Wir sind eine Gruppe von binationalen Paaren in Österreich, die sich unter dem Namen "Ehe ohne Grenzen" zusammengeschlossen haben. Die österreichische Fremdenpolitik und das neue Fremdenrechtspaket verhindern, dass wir in diesem Land in Ruhe und ohne Angst gemeinsam mit unseren PartnerInnen und Kindern leben können. Wir binationalen Familien sind durch diese Politik diskriminiert und in unserer Existenz bedroht: die Tatsache, mit einem/r ÖsterreicherIn verheiratet zu sein, berechtigt nicht automatisch zum legalen Aufenthalt in Österreich.

Für uns gibt es keine Sicherheit, jetzt und in Zukunft ein selbstbestimmtes Familienleben führen zu können - weder hier noch in den Herkunftsländern der PartnerInnen noch anderswo.

Wir wollen der Frau Ministerin diese unerträgliche Situation darlegen und Lösungsmöglichkeiten erarbeiten.

Wir laden Sie zur Hochzeitsreise vor dem Innenministerium ein, und möchten auch Ihnen und damit der Öffentlichkeit bei dieser Gelegenheit die Dringlichkeit unserer Anliegen präsentieren.


Vorankündigung: Am 28.5. begleiten wir Veronica, im Rahmen einer Kundgebung, beim Besuch ihres Mannes Udoka zum Schubhaftgefängnis Hernalser Gürtel.