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Quellenangabe:
Der Rassist (vom 11.06.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1712/, besucht am 21.11.2024

[11. Jun 2006]

Der Rassist

In einem Artikel in seinen Stadtgeschichten bedient sich Standard Mitarbeiter Thomas Rottenberg rassistischer Klischees und spielt Antisexismus und Antirassismus gegeneinander aus.

In seiner Rubrik "Stadtgeschichten" schießt Thomas Rottenberg immer wieder über's Ziel hinaus. So bezeichnete er am 11. Mai 2006 TeilnehmerInnen der :: Mayday-Parade in Wien als "ein paar hundert Hanseln" bei denen es sich teilweise einfach nur um "paranoide Deppen" handle.

Am 08. Juni 2006 veröffentlichte Rottenberg nun auf www.derstandard.at einen Artikel unter dem Titel "Die Rassistin", in dem er u.a. folgende These vertritt: Schuld am Rassismus der ÖsterreicherInnen seien "hormongesteuerte Ex-Yugoslawen oder anlassige Jungtürken" und allen voran "die Schwarzafrikaner". Doch während "Ex-Yugoslawen" und "Jungtürken" österreichischen Frauen gegenüber lediglich "ziemlich lästig" seien, sind "die Afrikaner" - laut Rottenbergs Freundin U. - einfach nur "das Letzte".

Überhaupt fällt auf, dass sich der ganze Artikel auf Erlebnisse von U. bezieht, von der wir lediglich wissen, "dass sie gut aussieht" und auf einen "modischen Stil" Wert legt. Rottenberg suggeriert also, dass wir hier nicht seine Meinung (wie im Normalfall) lesen, sondern nur das, was die nicht näher bekannte "Freundin U." erlebt und berichtet hat. Auf diese Weise stiehlt sich Rottenberg geschickt aus der Verantwortung für das Geschriebene und kann problemlos rassistische Vorurteile - die ja vorgeblich nicht seine eigenen sind - reproduzieren.

U. sei laut Rottenberg früher sehr engagiert gegen rassistische Türpolitik in Wiener Lokalen gewesen. Im Tanzlokal ihrer Wahl sei, nicht zuletzt, weil sie und ein paar Freundinnen dem Türsteher und dem Geschäftsführer in den Ohren gelegen seien, "seit ein paar Wochen die Apartheid auch für Buben abgeschafft", so Rottenberg. Doch nach vielen schlechten Erfahrungen mit Afrikanern, ertappte sich U. nun dabei wie sie beginnt "sich nach den Zeiten der Rassentrennung zurück zu sehnen" (sic!).

Es geht hier nicht darum die Erlebnisse von U. für nichtig und unbedeutend zu erklären. Wer diese aber so rezipiert wie es Thomas Rottenberg in seinem Artikel "Die Rassistin" macht, bedient sich eindeutig rassistischer Denkmuster.

Insbesondere die Negativ-Hierarchisierung von den Afrikanern, die am schlimmsten seien, und den nicht ganz so schlimmen Türken und Yugoslawen ist bezeichnend. Während Rottenberg bei letzteren die Vorurteile noch an der (ehemaligen) Staatszugehörigkeit festmacht, kennt er bei ersteren keine Länder mehr, sondern nur noch Afrikaner (oder :: "Schwarzafrikaner", wie er das getreu rassistisch/kolonialistischer Sprachmuster formuliert).

Geht Sexismus von Afrikanern aus, schafft es Thomas Rottenberg nicht einmal nach nationaler Zugehörigkeit, geschweige denn nach Individuen zu differenzieren. Wären die Täter Mehrheits-Österreicher gewesen, hätten wir wohl kaum das Vergnügen gehabt eine Rottenberg-Stadtgeschichte über sexistische "Weiß-Europäer", die einfach "das Letzte" sind, zu lesen.

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