Quellenangabe:
Aufstand und Brand in britischem Flüchtlingslager - einigen AsylwerberInnen gelang die Flucht (vom 19.02.2002),
URL: http://no-racism.net/article/178/,
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[19. Feb 2002]
Im Yarls Wood-Zentrum in der Nähe von London brach in der Nacht zum Freitag, 15.02.2002, ein Feuer aus. Vorangegangen war eine Auseinandersetzung zwischen Wachpersonal und AsylwerberInnen.
Gute Neuigkeit: das Abschiebelager Campsfield House wird geschlossen.
Im Yarls Wood-Zentrum, einem Lager für AsylbewerberInnen nördlich von London, brach in der Nacht zum Freitag, 15.02.2002, ein Feuer aus. Das Lager war erst im November 2001 fertig gestellt worden und bietet Platz für 900 Menschen, zur Zeit werden ca. 400 Menschen dort festgehalten. Es gilt als das größte in Großbritannien. Geleitet wird das Zentrum von der privaten Wachgesellschaft Group 4. In dem Lager werden abgewiesene AsylwerberInnen festgehalten, sie dürfen das Gelände nicht verlassen.
Das Feuer war vermutlich von InsassInnen des Lagers gelegt worden. Dem vorausgegangen war eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen AsylwerberInnen und Wachpersonal. Einer 55-jährigen Frau sollten für einen Arztbesuch Handschellen angelegt werden. Die Frau verweigerte dies und wurde von vier Wächtern misshandelt. Daraufhin kam es zum Aufstand.
An mehreren Stellen des Lagers wurde von LagerinsassInnen Feuer gelegt, Einrichtungsgegenstände wurden zerstört. Alle 400 BewohnerInnen konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Vier Menschen wurden leicht verletzt. Ca. 20 Flüchtlingen - vor allem aus osteuropäischen Ländern - gelang die Flucht aus dem Lager. Laut Angaben der Polizei wurden 10 von ihnen später wieder festgenommen. Große Teile des Zentrums brannten völlig aus.
Der Vorfall kommt zu einer Zeit, in der die britische Regierung Abschiebungen beschleunigen will. Im Yarls Wood-"immigration removals centre" werden diejenigen Flüchtlinge festgehalten, die aus Großbritannien ausgewiesen werden sollen.
Erst vor einigen Wochen hatten Asylsuchende in Frankreich versucht, den Channel-Tunnel nach England zu stürmen. Die britische Regierung versucht dem wachsenden Migrationsdruck mit zunehmender Repression gegen Flüchtlinge zu begegnen.
Der britische Immigrationsminister, Lord Rooker, besteht nach einem Besuch des Geländes weiter darauf, im März 2.500 Asylsuchende abzuschieben.
Gute Neuigkeiten gibts von der "Close-Campsfield"-Kampagne. Das Internierungslager Campsfield House, ein Abschiebegefängnis für Asylsuchende, das seit November 1993 existiert, und gegen das seit längerer Zeit eine Kampagne läuft, soll nächstes Jahr geschlossen werden. Das geht aus einem Papier des britischen Innenministers David Blunkett hervor. Fünf Leuten ist es bereits in der Nacht vom 21. auf den 22. Jänner gelungen, mit Unterstützung von aussen aus Campsfield fliehen.
Vor dem Internierungslager wird nach wie vor jeden letzten Samstag im Monat eine Demonstration abgehalten.