no-racism.net Druckversion

Quellenangabe:
Selbstbestimmt und vernetzt: Sexarbeiterinnen fordern ihre Rechte (vom 05.09.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1799/, besucht am 23.12.2024

[05. Sep 2006]

Selbstbestimmt und vernetzt: Sexarbeiterinnen fordern ihre Rechte

Pressemitteilung von LEFÖ zur 37. Fachtagung Prostitution gegen gesellschaftliche Marginalisierung, die 38. Fachtagung findet im März 2007 in Wien statt.

Von 30. August bis 01. September 2006 fand bei Bochum/Deutschland die 37. Fachtagung Prostitution statt. Über 40 Vertreterinnen von Migrantinnen- und Prostituiertenberatungsstellen, aktive SexarbeiterInnen und andere Expertinnen aus dem deutschsprachigen Raum diskutierten die aktuellen europäischen Veränderungen und Herausforderungen im Bezug auf Sexarbeit.

"Die zunehmenden staatlichen Repressionen in ganz Europa verändern die Prostitutionsszene und richten sich besonders gegen Migrantinnen in der Prostitution", erklärt Doris Cordova, Vertreterin von LEFÖ/TAMPEP Österreich die Situation im Kontext der Internationalisierung der Prostitution. Europaweit sind etwa 60-80% der Sexarbeiterinnen Migrantinnen, wie das europäische Netzwerk TAMPEP in einer aktuellen Erhebung feststellt. "Ihre Rechte als Frauen, als Migrantinnen und als Sexarbeiterinnen müssen den Fokus jeder Maßnahme darstellen. Stattdessen werden sie aber weiter illegalisiert und kriminalisiert", so Cordova.

Sexarbeiterinnen - als professionelle Anbieterinnen von Dienstleitungen - haben in den meisten europäischen Ländern keinen Anspruch auf einen fairen rechtlichen Arbeitsrahmen und staatlichen Schutz ihrer Rechte. "Die Nachfrageseite - also die Sexindustrie - ist reguliert und legal. Die Frauen, die in dem Bereich arbeiten, sind gesellschaftlich stigmatisiert und werden rechtlich verfolgt und bestraft, willkürlich verhaftet, abgeschoben und ausgewiesen." Diese Doppelmoral ist eine Gefahr für die Betroffenen und geht auf Kosten ihrer Menschenrechte. LEFÖ fordert daher bereits seit Jahren auch für Österreich - ähnlich wie in Deutschland - entsprechende Regelungen, um angemessene Arbeits- und Lebensbedingungen für Sexarbeiterinnen sicherzustellen. "Es geht um grundlegende Rechte. Das ist nicht verhandelbar.", so Cordova abschließend.

Die nächste Fachtagung Prostitution findet von 23.-24. März 2007 erstmals in Wien statt. Für die Expertin von LEFÖ eine große Chance: "Wir werden wieder dabei sein und diesmal besonders die Situation in Österreich problematisieren. Wir arbeiten hier seit 15 Jahren für die Rechte von Sexarbeiterinnen. Es ist höchste Zeit, dass diese Menschenrechte endlich auch gesetzlich umgesetzt werden!".

Rückfragen:
LEFÖ Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen, http://www.lefoe.at oder info (at) lefoe.at