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Quellenangabe:
Kein Hüpfen in der Festung Europa! (vom 07.10.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1836/, besucht am 19.04.2024

[07. Oct 2006]

Kein Hüpfen in der Festung Europa!

Im Zentrum von Wien wurde zum Aktionstag gegen Kontrolle von Migration am 7. Oktober 2006 eine symbolische Festung Europa errichtet. Für mehrere Stunden galt: Betreten verboten! (:: Bildergalerie)

Am Stock im Eisen Platz bauten ab 13:00 AktivistInnen der Grün Alternativen Jugend Wien eine Hüpfburg auf, die die Festung Europa darstellte. Rundherum wurde ein symbolischer Zaun aufgezogen und ein Grenzschutzbeamter wurde abgestellt um dafür zu sorgen, dass die vorbeikommenden Kinder an diesem Tag nicht in der Hüpfburg hüpfen.

Eine AktivistIn erklärte den Hintergund der Aktion: Sie sei hier, um für die Rechte der Menschen, insbesondere der MigrantInnen zu protestieren. Europa könne sich nicht so einigeln, wie es derzeit gemacht wird. Mit dieser Aktion wollen die AktivistInnen die Absurdität und Willkür der Europäischen Abschottungspolitik aufzeigen.

Schon bevor die Festung Europa vollständig errichtet und abgeschottet war, gab es die ersten Kinder, die kein Verständnis für diese Politik aufbrachten. Auch kam es schnell zu angeregten Diskussionen zwischen PassantInnen. Interessierte Menschen diskutierten zum Teil mit offenen RassistInnen, denen es vor allem um die Aufrechterhaltung ihrer Privilegien und ihres Wohlstandes geht - auf Kosten anderer Menschen.

Im folgenden zur Dokumentation der Text des zur Aktion verteilten Flugblattes:


Du willst hüpfen? Pech gehabt!


Alle Menschen wissen: Eine Hüpfburg steht für Spaß! Ähnlich steht Europa für Wohlstand, Fortschritt und andere positive Dinge. Doch wie die (angeblichen) Vorzüge von Europa, so bleibt diese Hüpfburg nur einer privilegierten Minderheit vorbehalten. Wer diese Privilegien genießen darf, wird an den Grenzen der "Festung Europa" entschieden.

Bestimmte Privilegien bleiben denen vorbehalten, die sich legal in der Festung Europa aufhalten. Grundsätzlich sind das nur Personen, die bereits in Europa geboren wurden oder jene, die reich genug sind, damit ihr Geburtsland keine Rolle spielt. Wer darüber hinaus das Recht auf legalen Aufenthalt bekommt, entscheiden verschiedene Kriterien.

Neben dem marktwirtschaftlichen Aspekt - MigrantInnen müssen für die europäische Wirtschaft verwertbar sein - spielen daher Religion, Sprache, Hautfarbe und ähnliches eine Rolle. Wer daher der "europäischen Identität" (Hautfarbe: weiss, Religion: christlich) nicht ausreichend entspricht und auch keine der in Europa üblichen Sprachen gut beherrscht, wird es schwer haben in einer Festung Europa, deren EinwohnerInnen scheinbar eine panische Angst vor allem Fremden haben.

Doch neben den legalen MigrantInnen gibt es auch die sogenannten "illegalen". Auch diese sind der europäischen Wirtschaft prinzipiell stets willkommen. Ohne Zugang zu medizinischer Grundversorgung, ArbeitnehmerInnen- und MieterInnenschutz leben illegalisierte Menschen in einem Zustand ständiger Unsicherheit. Sie können schonungslos und ohne Konsequenzen ausgebeutet werden. Mit ihren Billigstlöhnen sind sie absolut notwendig, um den europäischen Wirtschaftsraum am Leben zu erhalten. Obwohl diese Tatsache auch vielen PolitikerInnen und anderen AkteurInnen in der Öffentlichkeit bewusst ist. wird dennoch ein hartes Vorgehen gegen illegalisierte Menschen verlangt - und große Teile der Bevölkerung spielen mit. Aber eigentlich wollen wir mit dieser Aktion nicht primär die Verlogenheit vieler EuropäerInnen kritisieren, die etwas gegen Migration haben, obwohl sie darauf wirtschaftlich angewiesen sind.

Unsere Kritik richtet sich gegen eine Ideologie der Aus- und Abgrenzung, gegen den Versuch die Bewegungsfreiheit von Menschen zu beschränken, zu begrenzen. Einzig wegen des Geburtsortes nehmen sich EuropäerInnen das Recht, über den Aufenthaltsort anderer Menschen zu entscheiden, anstatt diese selber entscheiden zu lassen. In diesem Sinne:

Nieder mit den Grenzen! Freie Mobilität für alle!



Weitere Informationen zu dieser Aktionen auf :: gajwien.at