Quellenangabe:
Zwischen Macht und Kriminal: Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich heute (vom 24.10.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1851/,
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[24. Oct 2006]
Vortrag und Diskussion mit Wolfgang Purtscheller und Heribert Schiedel über die FPÖ, die nach der Abspaltung des BZÖ wieder ist, was sie war, Burschenschaften, Nazi-Skinheads, den ganz gewöhnlichen Alltagsfaschismus in Österreich und was das alles für AntifaschistInnen bedeutet. Mittwoch, 25. Okt 2006, 20:00 im EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien.
Mit der Regierungsbeteiligung der FPÖ wurde auch deren Gedankengut endgültig salonfähig. Viel zu viele scheinen sich wieder an Antisemitismus und Rassismus gewöhnt zu haben. In führenden Positionen sitzen heute Mitglieder jener völkischen Studentenverbindungen, denen das Innenministerium noch 1999 attestierte, eine "Akzeptanz für nationalsozialistisches Gedankengut" schaffen zu wollen.
Die Hegemonieverschiebung nach rechts wurde begleitet von einer immer offener und selbstbewusster auftretenden Neonazi-Szene, die sich zudem eines immer reger werdenden Zuspruchs erfreut. Nach dem mehr oder weniger erfolgreichen behördlichen Vorgehen gegen die neonazistische Szene im Gefolge des rassistisch motivierten Terrors der 90er Jahre hat sich diese mittlerweile auf noch höherem Niveau reorganisiert. In engem Kontakt mit Gesinnungskameraden in Deutschland werden die konspirative Strukturen gefestigt und unangreifbarer gemacht. Zu beobachten ist auch eine Zunahme der Gewalt, die auch schon wieder terroristische Formen annimmt.
Parallel zur jüngsten rassistischen Kampagne insbesondere gegen Muslime häuften sich Drohungen und Übergriffe gegen MigrantInnen und Linke. Daneben wurden in letzter Zeit die ohnehin immer schon sehr durchlässigen Grenzen zwischen (legalem) Rechtsextremismus und (illegalem) Neonazismus fast gänzlich verwischt. Dass Gottfried Küssel ungehindert an einer FPÖ-Veranstaltung in Braunau teilnehmen konnte oder bei der FPÖ-Abschlusskundgebung am Viktor Adler Markt Neonazis ihre Gesinnung offen zur Schau stellten, ist Ausdruck der neuen alten Einheit im völkischen Milieu. Diese traute Einheit lässt sich jedes Jahr zu Allerheiligen auch am Wiener Zentralfriedhof beobachten: Ehemalige SS-Recken pilgern gemeinsam mit Nazi-Skins und freiheitlichen Kadern ans Grab des Nazi-Heroen Walter Nowotny.