Quellenangabe:
Gedenkveranstaltungen am 9. November 2006 (vom 07.11.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1867/,
besucht am 23.11.2024
[07. Nov 2006]
Im Gedenken an die Pogrome im November 1938 finden auch dieses Jahr zahlreiche Veranstaltungen und Kundgebungen statt. Dieser Artikel soll einen kurzen Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit bieten.
In den Jahren 1939-1942 wurden vom ehemaligen Aspangbahnhof zehntausende österreichische Jüdinnen und Juden deportiert und kehrten nicht mehr zurück. Am 9. November 2006 wird beim Antifaschistischen Gedenkstein vor dem ehemaligem Aspangbahnhof ab 17:00 Uhr eine Gedenkkundgebung stattfinden.
Die genaue Adresse lautet Aspangstraße 2/Platz der Deportierten, 1030 Wien. Die Kundgebung steht unter dem Motto :: "Gegen Antisemitismus und den antizionistischen Konsens". Denn "in ihrem Hass auf Israel und die USA sind viele Linke ihren (Ur)Großeltern näher, als sie das wahrhaben wollen".
Ab 18:30 Uhr findet am ehemaligen Standort der Synagoge der seit 1736 bestehenden türkisch-jüdischen Gemeinde eine weitere :: Kundgebung statt. Unterstützt wird sie u.a. von der Israelitische Kultusgemeinde, Cafè Critique sowie den Studienvertretungen Politikwissenschaft und Judaistik.
Die Synagoge die sich bis zu ihrer Zerstörung am 10. November 1938 in der Zirkusgasse 22 befand, wurde im maurischen Stil zwischen 1885 und 1887 nach den Plänen des Architekten Hugo von Weidenfeld erbaut. Als Vorbild diente die Alhambra, worin sich das Andenken an die ehemalige spanische Heimat der Sepharden äußerte. Die Synagoge verfügte über 424 Sitz- und 250 Stehplätze und war in der Ersten Republik vor allem als Wirkstätte des Oberkantors Isidor Lewit von Bedeutung. Erst 1988, ein halbes Jahrhundert nach der Zerstörung der Synagoge, wurde eine von der Stadt Wien gestiftete Gedenktafel an ihrem ehemaligen Ort angebracht.
In Berlin findet am 9. November eine :: antifaschistische Demonstration im Gedenken an den Novemberpogrom statt. Um 17:00 Uhr beginnt die Auftaktkundgebung am Mahnmal Levetzowstraße (U-Bhf Hansaplatz). Anschließend wird zum Mahnmal an der Putlitzbrücke demonstriert.
Die Demonstration soll ein Zeichen der Solidarität mit den von Antisemiten bedrohten Juden und Jüdinnen, hier, in Israel und weltweit setzen. Sie soll ihren Teil dazu beitragen, dass diese Historisierung der NS-Verbrechen und die Gleichsetzung von Opfern und Tätern nicht gelingt, dass in Deutschland die Erinnerung an die Einzigartigkeit des Holocaust und die Schuld der Deutschen daran nicht verblasst, das Menschheitsverbrechen nicht als Begründung für Großmachtpolitik und autoritäre Innenpolitik herhalten können.
Aufgrund negativer Erfahrungen in den vergangenen Jahren haben die VeranstalterInnen einen Text mit dem Titel :: "Was wir am 9.November wollen und was nicht" verfasst.
In Baden bei Wien werden am 9. November :: Lieder, Poesie und Prosa, die vom Kampf, aber auch von Liebesverbindungen zwischen den Kämpfenden handeln zum besten gegen. Sie ergeben ein Bedenk- und Gedenkprogramm, welches durch seine Authentizität tief berühren soll.
Hintergrund ist die immer wieder fälschlich aufgestellte Behauptung, jüdische Menschen hätten keinen Widerstand gegen das Naziregime geleistet. Das ist falsch. Überlebende, die als PartisanInnen kämpften und überlebten, sangen aus der Erinnerung ihre Lieder vor, die in Noten umgesetzt wurden und so vor dem Vergessen bewahrt werden konnten.
Eintritt: 21/18 Euro (Vorverkauf: 19/16 Euro) ZIB Mitglieder: 15/12 Euro
Des Weiteren findet am 9. November auch eine antifaschistische Demonstration in Wien statt. Im :: offiziellen Aufruf zur Demo wird jedoch gerade mal in zwei Sätzen auf den Novemberpogrom 1938 hingewiesen. Dafür werden u.a. eine "Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn und Mindestlohn", "soziale und demokratische Rechte für alle, die hier leben" und "Schluß mit der Hetze gegen MigrantInnen" gefordert.
Für die gleiche Demonstration gibt es auch einen :: Aufruf einer autonomen Antifa Gruppe. Dieser hebt sich durch die Tatsache, dass er dem Gedenken an den Novemberpogrom immerhin vier Sätze einräumt positiv vom obigen Aufruf ab. Allerdings entsteht auch hier der Eindruck, dass man einfach nur einen Anlass gesucht hat um alles möglich zu fordern. Darunter etwa "solidarische soziale Verhältnisse" und ein allgemeines "Gegen die herrschende Zustände".
Doch es geht auch noch unreflektierter: So hat sich die trotzkistische Linkswende entschieden, ausgerechnet am 9. November den Selbstmordattentäterfilm :: "Paradise Now" zu zeigen. Ein Film der :: Selbstmordattentate verherrlicht und dem durchaus zurecht :: Antisemitismus vorgeworfen wird. Bei der Linkswende sieht man das freilich anders. Auf Anfrage heißt es dort, der Film sei "kein bisschen antisemitisch" und das der 9. November der Jahrestag der Novemberpogrome ist, hätte man nicht gewusst.