Quellenangabe:
Aufruf zur Prozessbeobachtung (vom 22.11.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1880/,
besucht am 21.11.2024
[22. Nov 2006]
Yusuph K. wurde am 28. Juni 2006 in Linz verhaftet und seinen Angaben nach von Polizisten misshandelt. Die Polizei spricht von einer "korrekten Amtshandlung".
Am Freitag, 24.11.2006 findet ab 9 Uhr im Landesgericht Linz, Zimmer 132, die 2. Verhandlung gegen Yusuph K. statt. Die Black Community Linz ruft zur Prozessbeobachtung auf.
Quetschungen, Blutergüsse im Kopf, Schulter und Brustkorbbereich sowie eine starke Zerrung der Halswirbelsäule - diese Verletzungen wies der 29-jährige Asylwerber Yusuph K. laut Diagnoseblatt des Linzer Unfallkrankenhauses am 29. Juni 2006 auf. Zugefügt hätten ihm die Verletzungen, so der Asylwerber aus Burundi, mehrere Drogenfahnder im Zuge einer Verhaftung am 28. Juni 2006. Vonseiten der Beamten wurde dies aber bestritten. Geklärt scheint aber zumindest jetzt nach einem ersten Gerichtsprozess, dass Yusuph K. Opfer einer polizeilichen Verwechslung geworden ist. Als der 29-jährige während der Verhandlung erstmals (!) mehreren ZeugInnen vorgeführt wurde, konnte keiner von ihnen Yusuph K. als den vermeintlichen Drogendealer identifizieren.
Damit dürfte der Verdacht des Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz jetzt vom Tisch sein, ein endgültiges Urteil ist in einem weiteren Prozess am kommenden Freitag, 24. November 2006, zu erwarten. Weitaus schwerer wiegen aber zwei weitere Delikte: Yusuph K. muss sich am Freitag wegen Verleumdung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt verantworten. Dennoch bleibt der 29-jährige auch wenige Tage vor dem Prozess bei seinen Vorwürfen, er sei von den Beamten misshandelt worden.
"Die Beamten haben mich, ohne sich auszuweisen, vom Sessel gerissen. Dann hat man auf mich eingeschlagen und mit den Füßen gegen den Kopf getreten", erzählt Yusuph K. am Dienstag, 21.11., im Gespräch mit der Tageszeitung der Standard. Dann sei er in einem Auto mitgenommen worden, und "aus Angst vor weiteren Misshandlungen" habe er dann versucht, mit den Beamten zu reden. "Plötzlich sind wir stehen geblieben, und der Fahrer hat mir zweimal ins Gesicht geschlagen und gedroht, mich umzubringen", erzählt der bisher unbescholtene Mann, der seit vier Jahren in einem Linzer Hotel beschäftigt ist und dort 2005 zum Mitarbeiter des Monats wurde.
Beim Prozess beteuerten die Beamten, eine "korrekte Amtshandlung" durchgeführt und Herrn K. nie geschlagen zu haben. "Das war zu erwarten, dass mein Mandant da wenig Chancen hat", ist der Linzer Anwalt Roland Gabl überzeugt. "Ein Schwarzafrikaner und sieben Polizisten - da weiß man eigentlich im Vorfeld, wie das ausgeht", so Gabl.
Quellen: afrikanet.info, derstandard.at, Black Community Linz