Quellenangabe:
Cap Anamur: Rettungsfahrt mit Folgen (vom 29.11.2006),
URL: http://no-racism.net/article/1892/,
besucht am 22.12.2024
[29. Nov 2006]
Cap Anamur: Rettungsfahrt mit Folgen
Studientag zum Thema: Menschenrechts- verletzungen an der Festung Europa am 1. Dezember 2006, 10:00-17:00 Uhr in der Österreichische Beamtenversicherung (ÖBV), Grillparzerstr. 11, 1010 Wien
Ende einer Rettungsfahrt - so nennt Elias Bierdel seine Erzählung über die "Affäre" Cap Anamur: 37 Menschen, die bei ihrer Seeflucht aus Afrika Schiffbruch erlitten hatten, wurden im Juli 2004 durch die Besatzung des Schiffes Cap Anamur der gleichnamigen Hilfsorganisation gerettet.
Rettung?
In Italien hielt sich die Freude darüber in Grenzen: Erst nach Tagen durfte das Schiff im sizilianischen Porto Empedocle einlaufen. Die Retter wurden daraufhin aufgrund von Mithilfe zur illegalen Einwanderung verhaftet, die Geretteten in Schubhaft genommen und binnen weniger Tage abgeschoben.
Tausende Tote an der Grenze
Einer der "Fluchthelfer", Elias Bierdel, dem zurzeit in Italien :: der Prozess gemacht wird, hat nun im Buch "Ende der Rettungsfahrt" anhand des Falles Cap Anamur die Problematik der europäischen Migrationsabwehr aufgerollt: Tausende Menschen fanden in den vergangenen Jahren :: an den Grenzen Europas den Tod.
Die Verantwortung dafür schieben die PolitikerInnen von sich. Sie ignorieren, dass in der EU offensichtlich ein Bedarf an unqualifizierten Arbeitskräften besteht, und setzen dennoch auf die Aufrüstung der Grenzkontrollen.
Zum Prozess
Für ihre Rettungstat stehen der Kapitän Stefan Schmidt, Elias Bierdel, der damalige Leiter des Komitees "Cap Anamur" und der 1. Offizier Vladimir Daschkewitsch ab 27. November 2006 in Agrigento/Sizilien vor Gericht. Die Anklage lautet: bandenmäßig betriebene Beihilfe zur illegalen Einreise in einem besonders schweren Fall.
Studientag
An dem von der :: asylkoodinantion österreich, :: SOS Mitmensch und der :: Österreichischen Liga für Menschenrechte veranstalteten Studientag (in Kooperation mit Grüne Bildungswerkstatt und Renner-Institut) diskutieren JournalistInnen, MenschenrechtsaktivistInnen und PoltikerInnen aus Deutschland, Italien und Österreich über:
- europäische Abschottungspolitik
- mediale Diskurse
- Handlungsmöglichkeiten einer europäischen Zivilgesellschaft
Termin: 1. Dezember 2006, 10:00 - 17:00 Uhr
Ort: ÖBV, Österreichische Beamtenversicherung, Grillparzerstraße 11, 1010 Wien
Um Anmeldung wird gebeten bei:
langthaler (at) asyl.at
Programm
10.00
TV-Beitrag zu Cap Anamur
10.10 Elias Bierdel: Die Rettungsfahrt der Cap Anamur und ihre Folgen
Im Gespräch mit Herbert Langthaler über die Militarisierung des Mittelmeeres, den aktuellen Stand seines Prozesses, Reaktionen auf sein Buch
10.50 – 11.00 Kaffeepause
11.00 – 11.15 "Albtraum Flucht" (Ausschnitt) von Martin Hilbert über die Wiederbegegnung mit einigen der Cap Anamur Flüchtlingen im Norden Ghanas.
11.15 Martin Hilbert: Cap Anamur und die Medien.
Im Gespräch mit Philipp Sonderegger über seine journalistische Arbeit zu Cap Anamur, die Reaktionen in Deutschland und die Wiederbegegnung mit den Flüchtlingen.
12.10 Filmausschnitt aus "Hurrya" (Freiheit) von Enrico Montalbano.
12.30 Enrico Montalbano: EU-Außengrenze Italien
Im Gespräch mit Angela Huemer über Rezeption der Cap Anamur Affäre, Migrationsabwehr und den Umgang mit illegalisierter Migration in Italien.
13.15 Mittagspause
14.00 Corinna Milborn: Gestürmte Festung Europa
Im Gespräch mit Elisabeth Ebner über ihre Erfahrungen bei der Recherche zu ihrem Buch: die Migrationswege von Afrika an die EU-Außengrenze Spanien bis hin zu den europäischen Metropolen.
15.00 Angela Huemer: "Auslagerung" der Grenzen
Im Gespräch mit Herbert Langthaler über Lager in Europa, FRONTEX, Irrationalität der EU-Migrationspolitik und das Verweigern von Verantwortung der europäischen Gesellschaft.
16.00 Handlungsräume für eine neue Migrationspolitik
ReferentInnen im Gespräch mit NR-Abg. Andreas Schieder und Landtagsabgeordnete Alev Korun
ReferentInnen
Elias Bierdel: Autor und Journalist, ehemaliger Leiter der Hilfsorganisation Cap Anamur.
Andreas Schieder: NR-Abgeordneter (SPÖ)
Martin Hilbert: Journalist und Filmemacher
Enrico Montalbano: Filmemacher und Aktivist
Angela Huemer: Filmemacherin und Journalistin.
Alev Korun: Landtagsabgeordnete, Menschenrechts- und Migrationssprecherin der Wiener Grünen
Corinna Milborn: Journalistin, Politikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Globalisierung.
Filmpräsentation: "Hurrya", Rettungsfahrt mit Folgen
Zum Abschluss des Studientages
Freitag, 1. Dezember, 20.00 Uhr
:: Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
Der italienische Journalist und Menschenrechtsaktivist Enrico Montalbano rollt in seinem Film "Hurrya" (Freiheit) die Thematik der europäischen Migrationabwehr an den Küsten und in den Lagern Italiens rund um das Geschehen zur Blockade der Cap Anamur auf.
Hurrya (I 2005), Regie: Enrico Montalbano, 80 Min
Anschließend stehen Enrico Montalbano und der ehemalige Geschäftsführer der Cap Anamur Elias Bierdel für Fragen zur Verfügung.