Quellenangabe:
Wiener Neustadt: Petition gegen rassistische Türpolitik (vom 02.01.2007),
URL: http://no-racism.net/article/1927/,
besucht am 27.12.2024
[02. Jan 2007]
In Wiener Neustadt dürfen Schwarze nicht in manche Lokale. Die Organisation Xalaat Africa und die Straßenzeitung Eibischzuckerl haben eine Online-Petition gegen diese Türpolitik gestartet. Afrikanet.info interviewte die beiden InitiatorInnen.
Interview mit Alassane und Gudrun Kane auf :: afrikanet.info
Wer sind Xalaat Africa und Eibisch-Zuckerl?
Xalaat Africa heißt "Denk an Afrika" (auf Wolof). Damit wollen wir nicht nur die Österreicher ansprechen, die an unseren Aktivitäten teilnehmen (hauptsächlich Trommeln, Tanzen und Informationen über Senegal und den kulturellen Background), sondern auch die afrikanischen MigrantInnen, die ihre Herkunft und somit ihre Wurzeln nicht vergessen sollen. Wir unterstützen Vereine und Projekte im Senegal. Außerdem versuchen wir (das hat sich so ergeben) im ganz kleinen Rahmen, AfrikanerInnen bei der Bewältigung von "Alltagsproblemen" zu unterstützen, dazu zählt z.B. leider auch der "Alltagsrassismus".
Eibischzuckerl ist die Straßenzeitung (wie der Augustin in Wien) in Wiener Neustadt, wird im südlichen Niederösterreich und im Burgenland verkauft, Verkäufer sind großteils afrikanische Asylwerber.
Xalaat Afrika und Eibisch-Zuckerl haben vor kurzem eine Petition für eine rassismusfreie Türsteherpolitik in Wiener Neustadt initiiert. Aus welchem Anlaß?
Das Problem der rassistischen "Türsteherpolitik" existiert bekanntlich vielerorts (vgl. Zara-Rassismusreport). Man kann allerdings nur punktuell, mit konkreten Anzeigen dagegen vorgehen. Wenn wir es schaffen, in Wiener Neustadt diesbezüglich die Zustände zu verbessern, dann sollte das ein Signal für dunkelhäutige Menschen in ganz Österreich sein, endlich die Einhaltung der bestehenden Gesetze einzufordern. Wenn wir es nicht schaffen, dann umso mehr!!
Wie schaut die Akzeptanz von Schwarzen Menschen in Wiener Neustadt aus? Wie manifestiert sich Alltagsrassismus in Wiener Neustadt?
Die Akzeptanz ist ganz unterschiedlich. Manche Menschen sind sehr offen und interessieren sich für die jeweilige Person, das Herkunftsland etc. Ein großer Vorteil ist natürlich, wenn man die Deutsche Sprache gut beherrscht. Dann kommt man mit den Menschen in Kontakt und kann sich bei Bedarf auch verteidigen. Mit Rassismus ist man täglich konfrontiert, das hängt aber oft auch mit mangelndem Wissen und falschen Vorstellungen zusammen ("Was? in Dakar (Hauptstadt von Senegal) gibt es eine Universität?", "Wie kannst du dir ein Bier leisten?", "Wenn du unsere Politik kritisieren willst, geh halt wieder heim").
Man muss als AfrikanerIn (und PartnerIn) wirklich geduldig sein (mühsam…)und die Leute aufklären. Außerdem muss man überkorrekt sein: Wenn alle bei Rot über die Straße gehen, bleibt Alassane stehen, weil die Leute sonst sagen: "Schau, der blöde Afrikaner hält sich nicht einmal an die einfachsten Regeln". Manchmal wird man immer noch mit "du" angeredet, in Extremfällen muss man auf sein abgeschlossenes Studium verweisen, um ernst genommen zu werden. Auch PartnerInnen leiden unter dem "Alltagsrassismus", ist Gudrun schon "N*hure" geschimpft worden. Natürlich hat mich mein Mann auch nur wegen des Visums geheiratet. Am mühsamsten sind sicher die ewigen Zuschreibungen wie Afrikaner=Dealer und die sexuellen Untergriffe. Mit den einzelnen Geschichten könnte man ein Buch füllen. Alltagsrassismus muss man 1. versuchen locker zu nehmen (sonst verzweifelt man)und 2. konsequent durch Aufklärung und Widerstand bekämpfen.
Wie organisiert sich die Zivile Gesellschaft (NGOs...) sowie Institutionen vor Ort um dagegen zu kämpfen?
An den vielen Unterschriften und Rückmeldungen, die wir bis jetzt schon haben, sieht man, dass viele Menschen über die Vorgehensweise in MANCHEN Lokalen Bescheid wissen und sich dagegen aussprechen wollen! Das Thema polarisiert natürlich auch, einige Menschen scheinen diesbezüglich noch kein Unrechtsbewusstsein entwickelt zu haben bzw. verstehen die Aktion so, als würden wir uns für Drogendealer o.ä. einsetzen. Das ist aber nur dann der Fall, wenn die Leute so festgefahren sind, dass sie gar nicht zuhören wollen/können, sondern in ihrem Denkschema festsitzen (z.B. Afrikaner=Dealer). Wir plädieren für die Einhaltung der Menschenrechte und Gesetze.
Was wollen Sie mit der Petition erreichen?
Es kann eben einmal nur die Gleichberechtigung der Weg in die Integration sein. Wir wollen, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe Gast sein und sich in die Gesellschaft integrieren dürfen.
Online-Petition :: hier unterschreiben
Quelle: afrikanet.info
Anmerkung no-racism.net: * Am 4.1.2010 wurde das rassistische N-Wort, dass in diesem Artikel kommentarlos reproduziert wurde, entsprechend gekennzeichnet.