Quellenangabe:
noborderZONE auf dem "Mostar Intercultural Festival" (vom 06.07.2002),
URL: http://no-racism.net/article/203/,
besucht am 24.11.2024
[06. Jul 2002]
Von 6.-15. Juli 2002 fand in Bosnien Herzegowina das "Mostar Intercultural Festival" statt. Die "noborder ZONE" machte dort an mehreren Tagen mit einem mobilen Infobus an verschiedenen Veranstaltungsorten Station und verabschiedete sich am 14. 7. mit einer multimedialen Performance in der Staklena Banka in kroatischen Zentrum Mostars.
Sieben Jahre nach Ende des Krieges sind dessen Auswirkungen noch an beinahe jedem zweiten Haus deutlich abzulesen - an allen Seiten, in jeglicher Höhe finden sich Einschusslücher, Granatttreffer haben viele Häuser zum Einsturz gebracht. Dazwischen immer wieder einzelne renovierte Wohungen über verwÃŒsteten Etagen - die finanziellen Mittel zum Wiederaufbau fehlen. Noch immer ist die im Krieg erfolgte Teilung der Stadt in einen bosnisch-muslimischen im Osten und einen kroatischen Teil im Westen zu merken. Als Währung funktionieren KM (Konvertibilna Marka), Euro und Kunar nebeneinander, je nach dem in welchem Teil mensch sich aufhält.
Imitten dieses Nachkriegsszenarios fand nun schon zum sechsten Mal das "Mostar Intercultural Festival" statt. Organisiert von Freiwilligen aus Frankreich, Österreich und Deutschland in Zusammenarbeit mit OrtsansÀssigen fanden in knapp zehn Tagen etliche Konzerte (Analena/Cro, Folkkabestia/Ita,...), Ausstellungen, Performances und anderes mehr an ständig wechselnden Orte beiderseits des Flusses Neretva und in Ruijsde in den Mostarer Bergen statt.
Mit Infomaterial zu den bevorstehenden noborder-Camps und -Aktivitäten dieses Sommers, zu den Protesten gegen das WEF in Salzburg und zum SchengenInformationSystem (SIS), einer Fotoausstellung zur medialen Repräsentation der Festung Europa und einer umfangreichen Videothek mit Dokumentationen und Filmen über Globalisierungsproteste und -problematiken fand sich auch der noborderZONEn-Bus immer wieder inmitten des Geschehens.
Am 14.7. wurde schliesslich die interaktive Performance "GrenzenhÃŒpfen", die in einer ähnlichen Version auch schon bei der noborderZONE in Graz zu sehen war, in der ehemaligen Staatsbank ("Staklena Banka"), die wie die meisten anderen Gebäude fensterlos und zersiebt das Stadtbild markiert, aufgeführt.
Rote Gummibänder teilten den Raum und schufen Zonen, in denen die zuvor von Grenzmiliz beim Betreten abgestempelten BesucherInnen permanent kontolliert und deportiert wurden. Die Reaktionen reichten von Empörung oder Aggression bis zu bedingungsloser Kapitulation und Ausweisen mittels tatsächlicher Dokumente (SFOR-Soldaten und ÃŒrtliche Polizei miteingeschlossen). Währenddessen sorgten EU- und NON-EU-citizens für zusätzliche Verunsicherung unter anderem mit Texten des beliebten russisch-Österreichischen Duos Brener/Schurz.
Die komplette Einwickelung einer der SchauspielerInnen mittels der im Raum befestigten Gummibänder führte zu spontanen Befreiungsversuchen und Attacken auf die beiden Grenzbeamten durch das anwesende Publikum.
Musik, Videos und Animationen bildeten den Rahmen der Performance.