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Quellenangabe:
'Ich will nur eins - Gerechtigkeit!!' (vom 16.04.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2051/, besucht am 22.12.2024

[16. Apr 2007]

'Ich will nur eins - Gerechtigkeit!!'

Am 14. April 2006 wurde der 23jährige Dominique Kouamayo von der Polizei in Dortmund erschossen. Am 14. April 2007 fand dort eine öffentliche Gedenkkundgebung zum 1. Jahrestag seines Todes statt.

Bericht von der Gedenkkundgebung für Dominique Kouamayo


"Ich will nur eins - Gerechtigkeit!" Die das sagt, ist die Schwester des Ostern vergangenen Jahres bei einem Polizeieinsatz erschossenen 23jährigen Dominique Kouamadio aus der DR Kongo. Von rassistischem Staatsterror spricht inzwischen nicht mehr nur das 'Bündnis Dominique' - ein Zusammenschluss antirassistischer Organisationen unterschiedlicher Couleur.

Auch in anderen Teilen Deutschlands werden Menschen mit dunkler Hautfarbe immer öfter Opfer der Staatsgewalt, wie tödliche Fälle in Dessau, Remscheid oder Berlin beweisen.

Doch zur Erschießung Dominiques: Am Karfreitag vergangenen Jahres wurden die Umstände bekannt, unter denen er zu Tode kam. Das war etwa so, wie aus der Pressemitteilung des 'Bündnis Dominique' hervorgeht: "Dominique, dem es psychisch schlecht ging, bedrohte einen Kioskbesitzer in Dortmund Eving mit einer Art Brotmesser. Der Besitzer brachte sich in Sicherheit, indem er einfach sein Verkaufsfenster schloss. Per Telefon rief er die Polizei um Hilfe. (...) Als der mit drei PolizistInnen besetzte Einsatzwagen eintraf, bestand nach Aussage eines der beteiligten Polizisten "keine Bedrohungssituation"." Fakt ist weiterhin: Der schwer depressive Dominique griff mit seinem Messer das Polizeiauto an und stach auf die Scheibe der Beifahrerseite ein. Der Fahrer und spätere Todesschütze stieg aus dem Wagen, woraufhin Dominique ihn mit dem Messer bedrohte. Als er - laut Zeugenaussagen - zwischen zwei und zehn Meter vom Polizisten entfernt war, drückte letzterer ab.

Er traf Dominique zuerst ins Bein, dann ins Herz. Er starb noch an der Unfallstelle. Seine Schwester: "Ich konnte die Nachricht über seinen Tod nicht fassen! Er war immer so hilfsbereit."

Auch Anna Müller vom 'Bündnis Dominique' sagt bei der Kundgebung zu dessen erstem Todestag in Dortmund Eving, sie verstehe nicht, wie "so ein zierlicher, guter Junge" einfach umgebracht werden könne. "Der konnte keiner Fliege was zu Leide tun", meint sie.

Unterdessen versuchen die Kölner Rechtsanwälte Hartmann und Heiermann, die bei der Trauerkundgebung am Samstag in der Bayrischen Str. am offenen Mikrofon auch reden, die Klage gegen den polizeilichen Todesschützen vor dem Oberlandesgericht in Hamm doch noch durch zu drücken. Zuvor waren sie mit ihren Anträgen bei der Staatsanwaltschaft Dortmund und der Generalstaatsanwaltschaft in Hamm mit ihren Anträgen gescheitert. Begründung: Notwehr als Grund für den finalen Rettungsschuss des Dortmunder Polizisten.

Aber, so fragen Angehörige und FreundInnen Dominiques: "Hätte man nicht auch Pfefferspray oder den Gummiknüppel zur Gefahrenabwehr einsetzen können?" Schließlich sei das menschliche Leben das von der Verfassung geschützte höchste Gut des Bürgers, wie Rechtsanwalt Hartmann betont. Eines wollen sie alle - die gut 70 Menschen bei der Gedenkkundgebung für Dominique im Namen der Angehörigen: "Wenigstens eine Entschuldigung der Dortmunder Polizei", wie Dominiques Mutter unter Tränen hervor presst. Dennoch bleibe sogar die Angst "unsere Kinder auf die Straße zu lassen", wenn wegen ihrer dunklen Hautfarbe ein Risiko bestehe. Die Mutter Dominiques in gebrochenem deutsch: "Was, wenn Dominique ein Deutscher Junge gewesen wäre? Hätte der Polizist auch dann geschossen?"

In jedem Fall hat das 'Bündnis Dominique' einiges erreicht. Öffentlichkeit wurde etwa hergestellt mit einer Demonstration im November 2006 mit rund 350 TeilnehmerInnen, einem internationalen Solidaritätskonzert im Januar in Dortmund Hombruch.

"Wir wollen auf jeden Fall weiter die Öffentlichkeit mobilisieren und fordern eine lückenlose Aufklärung der Todesumstände Dominiques. Sowas darf in Zukunft einfach nicht nochmal passieren", so Anna Müller vom 'Bündnis'.

Der Bericht erschien zuerst am 15.04.2007 auf de.indymedia.org, bearbeitet von no-racism.net