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Quellenangabe:
Heute schon vertrieben worden? (vom 17.06.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2152/, besucht am 18.04.2024

[17. Jun 2007]

Heute schon vertrieben worden?

Aufruf zu einer Demo gegen Vertreibung und Kapitalismus in Innsbruck am Samstag, 23. Juni 2007; Treffpunkt: 12 Uhr, Landhausplatz!

Aufruftext


Die städtische Vertreibungspolitik und die vorbereitende mediale Hetze bestimmten Bevölkerungsgruppen gegenüber nimmt in letzter Zeit immer größere Ausmaße an. "Schutzzonen um Rapoldi- und Sillpark errichtet", "TierschützerInnen lärmen in der Museumsstrasse", "Punks lungern vor dem Landesmuseum" und "Koma-saufende Jugendliche belagern die Theresienstrasse" waren nur einige Themen und Ereignisse, die in den letzten Monaten durch die lokalen Medien geisterten. Begleitet wurde das Blätterrauschen von verstärkten polizeilichen Kontrollen und Wegweisungen von Menschen, die nicht der herrschenden Norm entsprechen. Die errichteten "Schutzzonen" ermöglichen die willkürliche Vertreibung von Menschen auch wenn diesen kein Ordnungsverstoß angelastet werden kann.

Sterile Konsum-Städte

Die Epizentren der Vertreibung (Einkaufsstrassen und Kaufhäuser, Parks und repräsentative Plätze, Innenstadt und Bahnhof) deuten an, welchen Interessen eine solche Politik dient. Der kriselnde, sich neu formierende Kapitalismus unterwirft die Menschen nicht nur seinem Arbeitszwang; nein auch die Freizeit soll den Erfordernissen der Profitlogik angepasst werden. Dazu ist es notwendig, konsumfreie Gestaltungsmöglichkeiten von Freizeit möglichst aus der Stadt zu verbannen. Sitzen in der Altstadt ist nur beim Besuch eines Cafes möglich. Ballspielen im Hofgarten? - Niemals! Sonnen im Schlosspark Amras - auf wenige m² beschränkt! Diese Entwicklung äußert sich sowohl in der städtischen Architektur als auch in der beschriebenen Vertreibungspolitik. Betonierte Plätze, ohne schattenspendende Bäume oder gar Sitzgelegenheiten, sollen anregen sich möglichst schnell von einem Einkaufstempel in den nächsten zu bewegen. Menschen, die soziale Ungleichheiten sichtbar machen, sollen weder den Konsumhungrigen ein schlechtes Gewissen bereiten, noch die den zahlungskräftigen Touristen vorgegaukelte Tiroler Idylle stören.

"Sauberkeit ist der kleine Bruder der Sicherheit..."

.... titelte die Tiroler Woche in einem ihrer Artikel, in dem sie gegen das Stadtbild verschandelnde Tierschutzgruppen, Punks und Jugendliche hetzte und machte damit gleich auch klar, was hier von wem gesäubert werden sollte. Nämlich die Stadt von unliebsamen Randgruppen und unbequemen Widerständigen.

... ihre "Sicherheit" ist die putzige Enkelin des Faschismus!

Mehr Überwachung und Kontrolle, mehr Polizeipräsenz und Problemgruppenbenennung, mehr Kriminalisierung und Vertreibung erzeugen keinesfalls mehr Sicherheitsgefühl. Im Gegenteil wird durch die ständige mediale Inszenierung und spektakuläre Aufbauschung des Themas ein Bedrohungsszenario geschaffen, das so nicht existiert. Politiker haben jedoch die geschürten Ängste der Menschen als Vehikel entdeckt, um die wenigen verbliebenen Freiheiten weiter zu beschränken und ihre Machtposition in einem zunehmend autoritären Staat zu festigen. Ziel ist jedoch einzig und allein die Sicherheit der Profitraten! Wirkliche - soziale - Sicherheit kann niemals durch repressive polizeiliche Maßnahmen und Vertreibung geschaffen werden.

Betroffen sind einige! MigrantInnen, Obdachlose, Punks und andere von der Norm abweichende Existenzweisen, sind aufgrund gesellschaftlicher Rassismen und Vorurteile die ersten Zielscheiben der diese Politik umsetzenden OrdnungshüterInnen.

Gemeint sind wir alle! Ziel dieser Politik ist es jedoch unser aller Leben zu kanalisieren und den öffentlichen Raum zugunsten kommerzieller Interessen zu enteignen. Wenn Menschen vertrieben, die Grünflächen in Parks gesperrt, Sitzgelegenheiten in der Innenstadt entfernt, und Sportplätze nur noch für den Profibetrieb zugelassen werden, betrifft es uns alle.

Deshalb rufen wir zu einer lauten Demo auf! Samstag, 23. Juni, 12 Uhr, Treffpunkt Landhausplatz - Innsbruck!
Route: Landhausplatz - Wilhelm-Greil Str. - Salurner Str. - Bahnhof - Brunecker Str. - Sillpark (kleiner Stop, Wende) - Museum Str. - Landesmuseum (kleiner Stop) - Burggraben - Franziskanerplatz - Rennweg


Wir lassen uns die öffentlichen Plätze und Räume nicht wegnehmen!

Die Stadt gehört allen!
Kämpfen für ein selbstbestimmtes Leben !
Gemeinsam und von unten!
Für die Botanik und gegen Betonlandschaften
Gegen Faschismus in all seinen Facetten!
Für die Befreiung von Mensch und Tier!

Für eine wilde, freie und grenzenlose Welt!

BRING YOUR KIDS, SKATES, BIKES, JUGGLING STUFF, FOOTBALLS, WATERGUNS, CLOWNS, CAMPINGCHAIRS