no-racism.net Druckversion

Quellenangabe:
Proteste nach dem Tod von Osamuyia Aikpitanhi (vom 25.06.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2167/, besucht am 23.11.2024

[25. Jun 2007]

Proteste nach dem Tod von Osamuyia Aikpitanhi

Weltweit gab es bestürzte Reaktionen auf die von spanischen Polizisten gewalttätig durchgeführten und tödlich endende Deportation. Mittlerweile haben mehr als 3000 Leute einen Protestbrief unterschrieben der am 29. Juli 2007, 12:00 Mittags lokaler Zeit an die jeweiligen spanischen Botschaften übergeben werden soll. In manchen Städten sind Demonstrationen zur spanischen Botschaft geplant, u.a. in Lagos, Nigeria.

Es war wie so oft ein Zufall, dass die Informationen über den Tod von Osamuyia Aikpitanhi an die Öffentlichkeit drangen. Zahlreiche Passagiere konnten beobachten, wie spanische Polizisten den ihnen zur Deportation augelieferten 23jährigen Mann misshandelten. Außerdem konnte das Flugzeug aufgrund des Zwischenfalles nicht wie geplant Lagos anfliegen, sondern musste wieder in Spanien landen. Anfangs erschienen nur wenige Berichte, die vor allem eines zum Inhalt hatten: Sie zeichneten das Bild eines gewalttätigen Kriminellen, der sich mit den amtshandelnden Beamten anlegte. Auskünften der Polizei zufolge hätte sich Osamuyia Aikpitanhi selbst umgebracht.

Dass bei diese Darstellung einiges nicht stimmte wurde schnell klar, denn die in Spanien lebenden Brüder des Getöteten wiesen sofort auf die Misshandlungen durch die Polizei hin und machten die Beamten für den Tod ihres Bruders verantwortlich. Es wurden Ermittlungen innerhalb der Polizei zur Untersuchung des Vorfalles eingeleitet und eine Obduktion veranlasst. Einem ersten Oduktionsergebnis zufolge soll Osamuyia Aikpitanhi an einem Herzkreislaufversagen gestorben sein - eine Todesursache die sehr oft angegeben wird, wenn Menschen von der Polizei umgebracht werden.

Schnell wurde klar, dass von offizieller Seite keine Aufklärung zu erwarten ist und ein Protestbrief sowohl an spanische als auch nigerianische Behörden verfasst. Mittlerweile haben mehr als 3.000 Leute aus allen Teilen der Welt online unterzeichnet.

Die spanische Regierung wird aufgefordert, sofort Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt gegen MigrantInnen zu setzen und eine unabhängige Untersuchung einzuleiten, die die Umstände klären sollen, unter denen Osamuyia Aikpitanhi umgebracht wurde. Weiters werden eine offizielle Entschuldigung bei den und Entschädigung für die Angehörigen und FreundInnen des Getöteten gefordert. Um den 22. Juni 2007 wurde in mehreren Ländern die Petition an nigerianische Botschaften überreicht und diese aufgefordert, sich gegen die weltweiten Misshandlungen von MigrantInnen einzusetzen.

Am 29. Juni 2007 soll die Unterschriftenliste in einer koordinierten Aktion an alle spanischen Botschaften weltweit übergeben werden. In Lagos, Nigeria, ist es eine Demonstration u.a. zur spanischen Botschaft geplant. In mehreren Ländern haben sich Leute dazu bereit erklärt, dies zu koordinieren und es wurde dazu aufgerufen, bei den spanischen Botschaften weltweit zu intervenieren, zu protestieren und die Aufklärung des Todes zu fordern.
:: Die Petition kann hier unterschrieben werden.


Einer der Koordinatoren hat die Familie besucht, ihnen den Protestbrief überreicht und sie zur Demo am 29. Juni in Lagos eingeladen. Fotos von diesem Besuch und Telefoniterviews mit den Angehörigen finden sich auf :: nigeriavillagesquare.com.

Auf :: audio.urcm.net wurde ein Lied veröffentlicht, das die Situation von MigrantInnen behandelt, die mit Booten versuchen, die Festung Eurpa zu erreichen.


Am 23. Juni 2007 fand in Dessau (Deutschland) eine :: Demonstration in Gedenken an :: Oury Jalloh und :: Dominique Koumadio statt. Derzeit stehen dort zwei Polizisten wegen des Todes von Oury Jalloh vor Gericht. Dieser verbrannte am 7. Jänner 2005, an Händen und Füßen gefesselt, in einer Polizeizelle in Dessau. Offiziellen Darstellungen zufolge soll er, auf einer feuerfesten Matratze liegend, selbst das Feuer gelegt haben, in dem er qualvoll verbrannte, während die Polizisten seine Hilferufe ignorierten. Obwohl der Fall auf den ersten Blick ganz anders aussieht, gibt es doch Parallelen zum Tod von Osamuyia Aikpitanhi.

In einer :: Pressemitteilung zu dieser Demonstration ist zu lesen: Wir werden ebenfalls des gewaltsamen Todes von Osamuyia Aikpitanhi (Nigeria) gedenken, der am 9. Juni 2007 an Händen und Füßen gefesselt, mit Lumpen geknebelt, die Lippen mit einem Klebeband abgedeckt, bei einem Abschiebeversuch aus Spanien getötet worden ist - laut Polizei war es "Selbstmord".

Den Verdrehungen von Tatsachen, der Vertuschung, Ungerechtigkeit und Straflosigkeit für die Verantwortlichen gilt es mit aller Entschiedenheit zu begegnen. Für Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung!