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Quellenangabe:
Aktion am Lufthansa-Bildungszentrum am 7.4.2000 (vom 07.04.2000),
URL: http://no-racism.net/article/221/, besucht am 28.12.2024

[07. Apr 2000]

Aktion am Lufthansa-Bildungszentrum am 7.4.2000

Dreissig Aktivistlnnen des Netzwerks "kein mensch ist illegal" protestierten am und im zentralen Ausbildungszentrum der Lufthansa in Seeheim-Jugenheim bei Darmstadt gegen das unmenschliche Geschäft mit den Abschiebungen.

Heute zur Mittagszeit erklimmten rund 30 AntirassistInnen den Hügel mit dem idyllisch im Wald gelegenen, aber dann etwas weniger idyllisch wirkenden Gebäudekomplex des Lufthansa-Bildungszentrums in Seeheim-Jugenheim. Dort angekommen, begaben sich einige in die Cafeteria und verteilten an die noch nicht sehr zahlreichen Mittagsgäste die "deportation.class"-Zeitungen und die für diese Aktion zubereiteten Flugblätter (s.u.). Andere betraten die übrigen Gebäude mit den Hotel- und Seminarräumen und verteilten dort die Zeitungen und Flugblätter und klebten kleine Aufkleber "Lufthansa deportation class stop" (mit Hinweis auf die Webseiten " www.deportation-alliance.com") .

Während die Gäste des Bildungszentrums wie wir selbst sehr "ruhig und besonnen" blieben, trat sehr bald ein cholerisch wirkender Angestellter auf den Plan, der uns aus der Cafeteria und überhaupt vertreiben wollte. Wir ließen uns jedoch nicht beirren, verteilten weiter unsere Materialien an die zunehmend der Cafeteria zuströmenden Gäste und unter die Scheibenwischer der zahlreichen Fahrzeuge auf dem Parkplatz, entrollten unsere Transparente - sehr schön: das "deportation.class"-Plakat auf edlem Tuch - und hielten schließlich mit gut und weit hörbarem Megaphon eine kleine Kundgebung ab. Verlesen wurde das Flugblatt mit spezieller Ansprache an Gäste und Beschäftigte, insbesondere drei der dort tätigen Mitglieder das Managements.

Während die Gäste des Zentrums das Ganze eher gelassen bis - wie gewohnt - verständnislos über sich ergehen ließen (erwähnenswert aber die echte Begeisterung eines Herrn über die Zeitung: "das ist gut, das muß ich meinem Chef zeigen" - ?), verhielten sich die von uns erlebten Beschäftigten des Lufthansa-Bildungszentrums doch sehr solidarisch zu "ihrem" Konzern: vom eingangs erwähnten Choleriker, der auch vor tätlichkeiten nicht zurückschreckte und deshalb abgedrängt werden mußte, mal abgesehen, gab es z.B. Äuߟerungen wie "das ist doch eine Lüge" auf unsere Aussage, daß Kola Bankole und Aamir Ageeb in Lufthansa-Machinen umgebracht wurden. Ein anderer Beschäftigter behauptete, das Bildungszentrum habe garnichts mit der Lufthansa zu tun, wurde dann aber schnell still, als er auf die dort stattfindenden Lufthansa-Schulungen in eigenen Räumlichkeiten hingewiesen wurde.

Alles in allem ein Nadelstich von hoffentlich noch vielen, diese Aktion; die Presse konnte wegen des überraschungseffekts leider nicht eingeladen werden, drum verschickten wir danach dann noch eine Presseerklärung, die ihr unten lesen könnt.

Ach ja: der dann noch auftauchenden Polizei gelang die Personalienfeststellung dreier Menschen auf dem Rückweg; Begründung war, "der Frieden" sei gestört worden und es habe einen "tätlichen Angriff" gegeben. (fürwahr, doch nicht von unsrer Seit")

Viel Spaß, Glück & Erfolg den AktivistInnen morgen und demnächst in München und anderswo!



Presseerklärung 07.04.2000

"kein mensch ist illegal":
Go-In und Kundgebung bei Lufthansa-Ausbildungszentrum

Dreissig Aktivistlnnen des Netzwerks "kein mensch ist illegal" protestierten heute, Freitag 7.4.2000, am und im zentralen Ausbildungszentrum der Lufthansa in Seeheim-Jugenheim bei Darmstadt "gegen das unmenschliche Geschäft mit den Abschiebungen", wie eine Sprecherin der Gruppe heute gegenüber der Presse erklärte. Die DemonstrantInnen besuchten die Cafeteria sowie die Seminarräume, um die Gäste und Angestellten u.a. mittels der Zeitung "deportation dass" über die Abschiebepraxis und die bedeutende Rolle der Lufthansa darin zu informieren. Anschließend wurden in einer kurzen Kundgebung mittels Lautsprecher vor den im Ausbildungszentrum integrierten HotelGebäuden lautstark alle Lufthansa-Mitarbeiter aufgefordert, sich gegen die Beteiligung der Lufthansa zu engagieren. Konkrete Forderungen wurden an die für das Trainingsprogramm 2000 der Lufthansa zuständigen Bereichsleiter gestellt: - Von Iris Schwarz, zuständig für Training der Lufthansa Passage Airline, wurde gefordert, die Menschenrechtsverletzungen im AbschiebeGeschäft sowie die Geschichte des "Kranich unterm Hakenkreuz" im sogenannten "Lufthansa Lernway" aufzunehmen. - An Ulrich Klein, verantwortlich für "Media on Demand", erging die Empfehlung, die von "kein mensch ist illegal" eingerichtete Homepage "deportation-alliance.com" in das "web-based Training" der Lufthanseaten einzubeziehen.

Und Petra Euler, im Bildungszentrum zuständig für Personal- und Organisationsentwicklungssysteme, solle "die Frage der Bordgewalt in die juristischen Lehrgänge aufnehmen" sowie "die Möglichkeiten der Verweigerung von Abschiebungen erörtern" lassen. Zum Abschluß der Aktion kündigte der Kundgebungsredner von "kein mensch ist illegal" an, es würden bundesweit solange weitere Aktionen folgen, bis die Lufthansa ihr AbschiebeGeschäft aufgebe. Eine weitere Aktion im Rhein-Main-Gebiet stehe bereits fest: für Samstag, den 27.5.2000, ruft "kein mensch ist illegal" auf zur Teilnahme an einer Kundgebung im Lufthansa-Terminal am Frankfurter Flughafen - Anlaß: der erste Todestag des in einer Lufthansa- Maschine getöteten sudanesischen Flüchtlings Aamir Ageeb.