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Quellenangabe:
Neuigkeiten aus Oaxaca (vom 31.07.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2220/, besucht am 19.04.2024

[31. Jul 2007]

Neuigkeiten aus Oaxaca

Am Montag, 30. Juli 2007, fand während fünf Stunden eine Marcha der APPO und der LehrerInnen (insgesamt ca. 10.000 ManifestantInnen) in Oaxaca-Stadt statt, die sich auch dem Hügel mit den Festivitäten der Guelaguetza näherte.

Die Guelaguetza ist der traditionelle festliche Höhepunkt in Oaxaca. Doch die indigene Fiesta ist schon seit Jahren von Oligarchie und zahlungskräftigen Touristas in ein Fest für die Reichen und RepräsentantInnen des Staates verwandelt worden. Wie letztes Jahr wurden deshalb auch dieses Jahr die offiziellen Varianten des Volksfestes an den beiden letzten Montage im Juli "boykottiert", sprich sie sollten aktiv verhindert werden.

Ein Kordon von ManifestantInnen sorgte am 30.07.2007 an den neuralgischen Punkten dafür, dass keine Provokationen aus der Demo heraus möglich waren und die Marcha friedlich durchgeführt werden konnte. Das hatte seine Gründe: An der Demo vor einer Woche wurden zwei Militärs in Zivil vom Sicherheitsdienst der LehrerInnengewerkschaft verhaftet, vor zwei Wochen, am 16. Juli 2007, fanden Ausschreitungen statt, welche nach Angaben von APPO-SprecherInnen von Militärs in Zivil provoziert wurden.

Die Demonstrationen letzten und diesen Montag führten auch dazu, dass die Regierung Ruiz zuerst einzelne und heute (31. Juli) schliesslich die letzten Gefangenen des 16. Juli frei liess (es waren ursprünglich 40 Personen in Haft). Dieser Deal ("Wenn ihr friedlich bleibt, dann kommen die Gefangenen raus"), wurde in der Presse und von der Bevölkerung als Erpressung interpretiert, man spricht hier von politischer Geiselnahme.

Weiterhin im Spital sind mehrere Verletzte des 16. Juli, darunter
Emeterio Cruz, immer noch im Koma. Die Regierung Ruiz erklärte in ihrer zynischen Art, dass die polizeiliche Untersuchung gegen Emeterio eingestellt wird.

Ebenfalls in lebensbedrohlichem Zustand befindet sich Raymundo Torres Velasco, der nicht an der Demo teilnahn, sondern unterwegs war zu einem Arzttermin, da er unter Rheuma leidet und deshalb gehbehindert ist. Er wurde am 16. Juli um 12.20 Uhr aus einem Autobus (öffentl. Verkehrsmittel) heraus verhaftet, von Polizisten der PFP, die, als sie alle PassantInnen aus dem Bus herausholten, sich über seinen physischen Zustand lustig machten und anfingen, ihn zu verprügeln, worauf er das Bewusstsein verlor. Er hat, ähnlich wie Emeterio, einen Schädelbruch sowie innere Blutungen. Aus dem Spital des mexikanischen Roten Kreuzes musste er fluchtartig verlegt werden, da die Angehörigen fuerchteten, dass er verhaftet werden würde.