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Quellenangabe:
Spontis gegen Abschiebung (vom 14.10.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2304/, besucht am 19.04.2024

[14. Oct 2007]

Spontis gegen Abschiebung

Bericht von der spontanen Demonstration gegen Abschiebungen am 09. Okt 2007, die im Anschluss an die Bleiberechts-Demo zwei Stunden durch Wien zog. Von :: at.indymedia.org.

Am 9. Oktober 2007 fand eine Bleiberechts-Demo in Wien statt. Neben den Grünen hatten auch zahlreiche andere Organisationen (wie SOS Mitmensch, Asyl in Not) dazu aufgerufen, dem 8000 Menschen folgten. Vielen war der Inhalt auf der Bühne der Menschlichkeit zu wenig radikal. Also musste eine spontane Demo her, die die Wut vor den Zäunen der Festung Europas - wenn auch nur ansatzweise - auf die Strasse des rassistischen Abschiebelandes Österreich brachte.

Die Demo zuvor wurde von der grünen HauptorganisatorInnen unter dem Motto "Wir sind das menschliche Österreich" organisiert (was soviel heißt wie: Wir wollen auch mal an die österreichische Macht, in die Regierung der AbschieberInnen.). Dies alles habe ich erfreulicher Weise verpasst. Schon gut, ja ja, es war auch wichtig an dieser Demo teilzunehmen und sein Mitleid, statt der Wut kundzutun. Das Mitleid, die Lust an der Tragödie von Kleinkindern, die auf der Anschlusskundgebung auf eine riesige Leinwand projiziert wurde: "Sieh, o du mein anderes Österreich, diese lieben Kinder will der Platter abschieben. Wir jedoch wollen ein Punktesystem für AusländerInnen, wenn wir in der Regierung sind und werden sie erst gar nicht reinlassen." Gut, den zweiten Satz hab ich dazu gedichtet.

Das - dieser Schluss - war das Einzige, was ich von den BürgerInnen des "grünen Österreichs" (den TrägerInnen des "Human Ribbon") mitbekommen habe, und schon sah ich jenen lautstarken, wütenden Mob, vom dem es zu berichten gilt: Sie liefen in entgegen gesetzter Richtung zu den wegströmenden Massen der inzwischen aufgelösten Abschlusskundgebung der Grünen. Man könnte darin fast eine symbolische Geste feststellen, wenn hunderte Menschen mit Parolen wie "Freedom of Movement is everybody's right. We are here and we will fight" skandierend demonstrieren. Die BürgerInnen, an denen vorbei gelaufen wird, verstehen nicht ganz, was das nun soll: die Demonstration ist doch jetzt vorbei sagte Van der Bellen? Nein, meine Lieben, für (A)ndere beginnt sie erst jetzt.

Die spontane Demo (liebevoll auch "Sponti" genannt) zog auf den Ring, legte ein paar Manöver hin, indem sie durch Parks rannte, um die Polizei an der Verfolgung zu hindern und gelangte am Parlament vorbei zur ÖVP-Zentrale. Dort gab es ein wenig Scharmützel mit der Polizei, nichts Aufregendes, sondern höchstens andeutungsweise Radikalität. Ausdauer kann man der stundenlangen "Sponti" jedenfalls nicht absprechen. Immer wieder wurde gerannt und im Gegenverkehr der Autos demonstriert, was die Verfolgungsarbeit der Polizei erschwerte und Publikum für Anliegen in Form von Parolen verschaffte. Nachdem auch das Landesgericht besucht wurde, welches bekannt ist für die Folter an Flüchtlingen (wie mit Methoden wie Zwangsernährung) kam der Protest erneut über den Ring vor das Abschiebegefängnis Rossauer Lände. Dort hörten hoffentlich die InsassInnen jenes Geschrei aus letzter Stimmkraft der AktivistInnen: "Schwester, Bruder, wir grüßen dich. Power durch die Mauer bis sie bricht."

Damit die Mauern brechen, bedarf jedenfalls mehr Sprengkraft. So soll das Ende von diesem Bericht eine letztes Zitat der Vielen sein: "Antirassismus muss Praxis werden. Feuer und Flamme den Abschiebebehörden."

Dieser Artikel wurde zuerst am 11. Okt 2007 auf :: at.indymedia.org veröffentlicht.