Quellenangabe:
Sind wir nicht alle ein bisschen... Macho? (vom 29.10.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2324/,
besucht am 24.11.2024
[29. Oct 2007]
Ein Text aus dem Blog der "Autonomen Uni Antifa" (AUA) über Männerkulte, Mackertum und Frauen in der Antifa.
Es stellt wahrlich keine Neuheit dar, dass Frauen in linken Gruppen unterrepräsentiert sind oder sogar eine Minderheit ausmachen. Dass auch in Antifa-Zusammenhängen hierzulande kaum Frauen anzutreffen sind, hat nicht zuletzt auch mit dem gängigen Verhalten ihrer männlichen Mitkämpfer zu tun.
Anstatt inhaltlicher Auseinandersetzungen beliebt es den "tollen Antifa-Hechten" nämlich viel mehr, (männliche) Heldengeschichten zu erzählen; es wird geprahlt und geprollt und sich gegenseitig übertrumpft, wer eben am lautesten geschrien und am krassesten was auch immer gemacht hat.
Um bei diesem Mackertum mithalten zu können, muss frau schon einiges an den Tag legen. Während Frauen für Burschenschafter ohnehin als nicht satisfaktionsfähig gelten, wird ihnen aber auch in den eigenen Reihen (physisch wie auch psychisch) meist wenig zugetraut. Wenngleich sich die Beschützerinstinkte der Ösi-Antifas (was sich nicht zuletzt auch durch die mangelnden Anlässe ergeben hat) bis dato in Grenzen gehalten haben, ist offensichtlich, dass Frauen damit nicht zuletzt in eine passive Rolle gedrängt werden. Auch wenn es stimmen mag, dass Frauen durchwegs eine andere Sozialisation durchgemacht haben, nicht von klein auf gelernt haben, wie es ist, sich mit anderen Jungs zu prügeln, kaum eine über 1,80 Meter groß ist und darüber hinaus nicht – wie viele männliche Mitstreiter – eine Kampfsportart gelernt hat, sagen diese Umstände noch nichts über die Art und Weise aus, wie Frauen sich in "der Antifa" einbringen wollen und können.
"Wir sind hier und wir sind krass, Antifa macht wieder Spaß", bringt im Grunde genommen die in letzter Zeit immer häufiger auftretende Inhaltsleere der gängigen und nicht selten selbstverherrlichenden Demoparolen auf den Punkt. Der "Spaß" geht dann in der Masse hin und wieder sogar soweit, dass auch der eine oder andere verbale Ausrutscher passiert und Bullen oder Nazis ganz plötzlich als "schwul" betitelt werden. In selbstdarstellerischer Manier werden Burschenschafter provoziert und wird Bullen vorgeworfen, "nur gut bezahlte Hooligans" zu sein, obwohl auch die Antifas durchaus Gemeinsamkeiten mit Fußballfans aufweisen und in ihrer politischen Agitation lediglich ein Ventil gefunden haben, um ihr machoides Verhalten "auf linke Art und Weise" zelebrieren zu können.
Dies zeigt sich u.a. auch im Gegröle des seit kurzer Zeit (auch in "linken" Kreisen) sehr populär gewordenen "Scooter"-Songs "Maria, I like it loud", der von Bands wie Assata oder Egotronic aufgegriffen wurde, nicht zuletzt um den Anhängern ihre eigene Verblödung vorzuführen. Dass die Herren dabei nicht nur in weiblichen Kreisen auf Kopfschütteln gestoßen sind, zeugt zwar davon, dass auch nicht alle Männer etwas für Mackertum und Männlichkeitszelebrierungen übrig haben, jedoch machen diese auch eher eine Minderheit aus. Wozu Kritik, wenn auf die Fresse hauen doch viel einfacher ist?
So wird auch oft verkannt, dass es sich bei der Kritik an dem maskulin geprägten Verhalten keinesfalls um Moralisierungen von Gewalt geht oder Spaßfeindlichkeit, sondern nicht zuletzt auch um die Erfahrung, die sich bereits in vielen anderen Antifa-Zusammenhängen gezeigt hat – dass nämlich insbesondere die etwas zu stärk ausgeprägte (männliche) Militanz mitunter auch zu Inhaltsleere und Theoriefeindlichkeit führen kann und sich gerade auch für Sexismus überhaupt keine Sensibilität mehr finden lässt.
Kaum verwunderlich also, dass die wenigen Frauen, die an derartigen Veranstaltungen teilnehmen, meist in den letzten Reihen des so genannten "Blocks" anzutreffen sind, um der Präsentation männlicher Antifa-Rituale nicht im Wege zu stehen. Eine Ausnahme stellte in diesem Zusammenhang zweifellos die Demonstration gegen den Burschenschafterkommers in Linz dar. Zu peinlich wäre es auch gewesen, wenn das Fronttransparent mit dem Spruch „Frauenbanden statt Männerbünde“ von ebendiesen Antifa-Männern getragen worden wäre. Schlimm genug, wenn auch wahrscheinlich gut gemeint, dass es schon ausschließlich Männer gemalt hatten.
Dieses Beispiel, sich feministische Sprüche auf die Fahnen zu heften, ist exemplarisch für linke Auseinandersetzungen mit Geschlechtersensibilität. Denn gerade solche Aktionen werden oft als Aufhänger für angeblich eh so reflektiertes Bewusstsein und Sensibilität in Bezug auf Geschlechterfragen sowie als vermeintliche Erhabenheit gegenüber Sexismus instrumentalisiert. Klar ist, Frauen wollen weder posen, sich an Mackertum anpassen noch Quoten erfüllen, sondern sich selbst und selbstbestimmt auf individuelle Art und Weise in Antifa-Zusammenhängen einbringen!
Dieser Text wurde von www.autonome-uni-antifa.tk übernommen.