Quellenangabe:
Polizeigewalt im Hafen von Patras (vom 10.11.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2344/,
besucht am 21.11.2024
[10. Nov 2007]
Patras, 08. Nov 2007: Ein Hafenpolizist sticht mit Messer auf 14 jährigen afgahnischen Flüchtling ein. Presseerklärung vom Netzwerk sozialer Unterstützung für Flüchtlinge und MigrantInnen Athen, Griechenland.
Am Donnerstag den 8. November 2007 hat eine Delegation des Netzwerkes sozialer Unterstützung für Flüchtlinge und MigrantInnen Athen die informelle Siedlung afghanischer Flüchtlinge in Partas besucht in der zur Zeit mehrere hundert Flüchtlinge leben. Das selbstorganisierte Transitlager ist nur wenige Minuten Fussmarsch vom Hafen entfernt, von dem aus die Flüchtlinge versteckt auf LKWs in eine erhoffte bessere Zukunft im Norden Europas aufbrechen. Das Risiko ihr Leben auf dem Weg zu lassen erscheint vielen als das geringere Übel im Vergleich zu der permanenten Bedrohung in ihrem Heimatland und der niedrigen Asylanerkennungsrate in Griechenland (geringer als 1 %! Siehe Bericht des UNHCR). Die Delegation besuchte sowohl das Rote Kreuz, die einzige Einrichtung vor Ort, die den Flüchtlingen Unterstützung anbietet, als auch die Flüchtlingsiedlung selber um sich über die aktuelle Lage zu informieren.
Sogleich nach unserer Ankunft wurden wir mit einem brutalen Vorfall konfrontiert, der am selben Morgen erst stattgefunden hatte. Ein 14 jähriger minderjähriger Afghane wurde von einem Hafenpolizisten mehrmals mit einem Messer attackiert und verletzt. Der Junge hatte sich in den frühen Morgenstunden des 08.11. unter einem LKW versteckt um so heimlich mit dem Schiff nach Italien einzureisen. Während einer Routinekontrolle der Hafenpolizei entdeckte ein Beamter in Uniform den Jungen und stach aus unbekannten Gründen mit dem Messer auf seinen Körper ein. Nachdem der Minderjährige vor Schmerz laut aufschrie, stach der Beamte den Jungen beschimpfend noch weitere drei Mal zu.
Der 14 Jährige wurde mit vier Messerstichen in Rücken, Hüfte und Beinen ins Krankenhaus "Ag. Andreas" eingeliefert, wo seine Wunden genäht und versorgt wurden. Nur kurze Zeit nach der Einlieferung des minderjährigen Unbegleiteten Flüchtlings versuchte die Delegation aus Athen ihn zu besuchen und stellte dabei fest, dass sich ein Beamter der Hafenbehörde im Krankenzimmer des Jungen befand und ihn trotz unserer Einwände aufgrund der Gesundheitssituation dessen mindestens eine Stunde lang verhörte. Während des Verhörs telefonierte der Beamte öfters mit seinen Vorgesetzten weiterhin ohne jeglichen Respekt für den schlechten Gesundheitszustand des Verletzten zu zeigen. Erst nach Beschwerden unsererseits über das Verhören eines Frischverletzten Jugendlichen, der noch unter Schock stand, wurde das Krankenhauspersonal auf die Situation aufmerksam und informierte den Juristen des Krankenhauses.
Die Anwesenheit der Delegation störte offentsichtlich die Beamten, die mit der Androhung von Festnahme auf jegliches Zuwiederhandeln gegen das Verhör reagierten. Später erfuhren wir, dass auch der zuständige Jugendrichter sich nicht für den Fall interessiert hatte.
Das Netzwerk sozialer Unterstützung für Flüchtlinge und MigrantInnen Griechenland hat die Daten des minderjahrigen Opfers und der Tatzeugen.
Wir fordern jetzt:
Quelle :: de.indymedia.org, 09. Nov 2007.