Quellenangabe:
Nur Rechte verhindern Unrecht! (vom 18.12.2007),
URL: http://no-racism.net/article/2392/,
besucht am 27.11.2024
[18. Dec 2007]
17. Dezember - Internationaler Tag gegen Gewalt an SexarbeiterInnen. Pressemitteilung von LEFÖ.
Der Verein LEFÖ macht aufmerksam auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an SexarbeiterInnen!
17. Dezember - Internationaler Tag gegen Gewalt an SexarbeiterInnen
Nur Rechte verhindern Unrecht!
SexarbeiterInnen haben einen äußerst schlechten Status in der österreichischen Gesellschaft: sie werden als Objekte gesehen und nicht als Subjekte von Rechten. Sie werden marginalisiert, kontrolliert und diskriminiert - durch Gesetze, Regelungen, gesellschaftspolitische MeinungsbildnerInnen, soziale Strömungen. Gute Rahmenbedingungen für eine sichere Ausübung der Arbeit fehlen. Durch das absichtliche Unsichtbarmachen der SexarbeiterInnen werden die, die diese Arbeit machen, einer gewollten Schutzlosigkeit ausgesetzt.
In Österreich sind etwa 60-80 % der SexarbeiterInnen Migrantinnen. Als Migrantinnen sind sie zusätzlich zur Prostitutionsgesetzgebung von repressiven Fremden- und Migrationsgesetzgebungen betroffen. Der Mord an der tschechischen Sexarbeiterin Katerina V. im August 2007 stellt ein dramatisches Beispiel dar, wie SexarbeiterInnen der Willkürlichkeit von Freiern und anderen, auch Nicht-Freiern, ausgesetzt sind. Vorallem ist die Situation von Migrantinnen, die in der Sexarbeit tätig sind, besonders schlecht. Die Verbindung von Migration und Prostitution ist ein Bereich, in dem viele rassistische und sexistische Meinungen reproduziert werden - und gesetzlich eine rechtlose Situation geschaffen wird.
Schutz vor Ausbeutung und Gewalt bedeutet nicht, Prostitution abzuschaffen, sondern die Frauen-/Menschenrechte von SexarbeiterInnen sicher zu stellen und zu schützen.
Wir fordern, dass alle SexarbeiterInnen - wie alle anderen Menschen auch - gleichermaßen Schutz durch den Staat erhalten: Schutz vor Gewalt, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus!
Alle - auch SexarbeiterInnen - haben ein Recht auf die Umsetzung der Frauen-/Menschenrechte:
Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit Recht auf Arbeit, freie Berufswahl und gerechte und zufrieden stellende Arbeitsbedingungen Recht auf Bewegungs- und Aufenthaltsfreiheit Recht auf das höchst mögliche Maß physischer und psychischer Gesundheit Recht auf Schutz gegen Diskriminierung Recht auf Schutz vor Sklaverei, Zwangsarbeit und Unterwerfung.
LEFÖ Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
Der rote Regenschirm wurde von SexarbeiterInnen in Venedig 2002 als Symbol von Schönheit und von Widerstand gegen menschliche und übermenschliche Angriffe bekannt gemacht. Bei der Kunst-Biennale 2002 marschierten sie öffentlich, sichtbar und stolz gemeinsam unter und mit den Regenschirmen. In Fortführung dieser Tradition und in Gedenken an alle SexarbeiterInnen, die weltweit Widerstand gegen ihre Unterdrückung wagen, wurde der rote Regenschirm zum Symbol des Widerstandes von SexarbeiterInnen gegen Diskriminierung.
LEFÖ Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen - www.lefoe.at
Seit über 20 Jahren arbeitet der Verein LEFÖ für die Rechte von Migrantinnen in Österreich. Seit 15 Jahren existiert ein Arbeitsschwerpunkt zu Migrantinnen, die in der Sexarbeit tätig sind. LEFÖ fordert seitdem Rechte für SexarbeiterInnen abseits von sensationalistischen Clichés oder pauschalen Opferzuschreibungen. Diese Arbeit ist stark stigmatisiert und findet in einer breiten Öffentlichkeit schwer Unterstützung. Besonders die Verbindung von Migration und Prostitution ist ein Bereich, in dem in der öffentlichen Diskussion viele rassistische und sexistische Vorurteile reproduziert werden, und gesetzlich eine rechtlose Situation hergestellt wird.
Die hohe Präsenz von weiblichen Migrantinnen in Westeuropa und die oft ausbeuterische Arbeits- und Lebenssituation, in der sie sich befinden, ist bis heute ein unterbelichteter Aspekt der Verletzung von Menschen- und Frauenrechten und bildet die Grundlage für die Arbeit von LEFÖ. Das Konzept von LEFÖ ist eines der aktiven Partizipation und nicht eines der "passiven Hilfesuchenden". Es geht darum, sich für die Rechte der betroffenen Frauen einzusetzen und sie darin zu unterstützen, ihre Rechte selbst einzufordern.
LEFÖ arbeitet seit 1993 für die Rechte von Migrantinnen in der Sexarbeit und ist Teil des europäischen Netzwerks TAMPEP (www.tampep.eu).