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Quellenangabe:
Regierungen sollten mehr unternehmen, um die Rechte von Betroffenen des Menschenhandels zu schützen (vom 14.02.2008),
URL: http://no-racism.net/article/2443/, besucht am 29.03.2024

[14. Feb 2008]

Regierungen sollten mehr unternehmen, um die Rechte von Betroffenen des Menschenhandels zu schützen

Presseaussendung zur internationale Pressekonferenz zu Menschenhandel von GAATW in Kooperation mit LEFÖ anlässlich des Wiener Forum gegen Menschenhandel von UN.GIFT, 13.-15. Feb 2008 in Wien.

Wien, 12. Februar 2008 – Organisationen, die gegen Menschenhandel tätig sind, rufen heute - zu Beginn einer Kampagne der Global Alliance Against Traffic in Women - Regierungen auf, die Menschenrechte von Betroffenen des Menschenhandels anzuerkennen und ihr Recht auf Schutz und Unterstützung zu garantieren.

Die Kampagne, die unter dem Titel "Recognise Rights" im Vorfeld des "Vienna Forums to Fight Human Trafficking" lanciert wird, betont, dass der Menschenrechtsschutz durch Gesetzgebungen zu Gunsten von rigiden Gesetzen zu kurz kommt. Das Resultat ist ein Scheitern im Umgang mit dem Problem.

"In Anbetracht der Tatsache, dass das Phänomen des Menschenhandels nicht neu ist und in den letzten Jahren konstant angestiegen ist, müssen wir zugeben, dass die traditionellen Kontroll-, Abschreckungs- und sofortigen Repatriierungsmechanismen versagt haben", sagt Helga Konrad, ehemalige OSZE-Sonderbeauftragte gegen Menschenhandel.

"Die Tatsache, dass die Konzentration auf der Verhaftung und strafrechtlichen Verfolgung von Menschenhändlern liegt", so GAATW Sprecherin Eleanor Taylor-Nicholson, "geht auf Kosten derjenigen, die unter diesen kriminellen Tätigkeiten leiden". Frau Tailor-Nicholson machte insbesondere auf die übliche Praxis aufmerksam, wonach eine Zeugenaussage Bedingung für den Zugang zur Unterstützung für Betroffene des Menschenhandels ist.

"Es ist eindeutig eine Menschenrechtsverletzung Menschen, die schwerwiegenden Missbrauch erlebt haben, die Unterstützung zu verweigern, weil sie aus Angst nicht gegen die Menschenhändler aussagen wollen oder aber weil sie nicht über genügend Informationen verfügen, die für die Polizei von Interesse wären. Diese Praxis ist zudem kontraproduktiv."

Frau Tailor-Nicholson beruft sich auf die aktuelle wissenschaftliche Studie von GAATW mit dem Titel "Collateral Damage: The Impact of Anti-Trafficking Measures Around the World", aus der hervorgeht, dass eine solche Politik potentiellen Betroffenen des Menschenhandels so starke Angst einflöst, dass sie sich den Behörden gegenüber nicht zu erkennen geben.

In der Studie wird die Notwendigkeit des Zugangs zu fairen Verfahren und zur Entschädigung für Betroffene des Menschenhandels betont und weiters sollten in den Zielländern mehr Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden, sodass sichere Migration gewährleistet werden kann.

Renu Rajbandhari, Vorsitzende des "Women's Rehabilitation Centre in Nepal" sagt: "Die meisten Betroffenen des Menschenhandels waren ursprünglich MigrantInnen, die ins Ausland migrierten, um zu überleben oder ein Mindesteinkommen zu verdienen, das ihre Lebenssituation verbessern sollte. Ihnen wurden reale Arbeitsmöglichkeiten versprochen, aber sie fanden sich in Arbeitssituationen extremer Ausbeutung wieder. Menschenhandel kann demnach nicht eingedämmt werden, ohne dass das Recht auf Entwicklung in den Herkuntsländern berücksichtigt wird, sowie in den Zielländern das Recht aller Menschen, MigrantInnen miteingeschlossen, auf grundelegende Arbeitsrechte.

"Dies geschieht in allen Sektoren" sagt Nivedita Prasad von Ban Ying in Deutschland. "Die Behörden konzentrieren sich nach wie vor auf die Sexindustrie, aber es gibt auch Männer und Frauen, die unter Bedingungen, die der Sklaverei ähneln, in Fabriken, auf Baustellen, als Hausangestellte und in vielen anderen Bereichen arbeiten. Doch sie bekommen keinen angemessenen Zugang zu Unterstützungsmöglichkeiten, weil niemand nach ihnen sucht".

"Wir sollten uns darauf konzentrieren, menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle sicherzustellen, damit Ausbeutung von MigrantInnen nicht toleriert wird".

GAATW ist eine Allianz von 84 Nichtregierungsorganisationen in mehr als 50 Ländern. Das Internationale Sekretariat von GAATW ist in Bangkok, Thailand. Im September 2007 wurde "Collateral Damage", eine 8-Länder-Studie über die Auswirkungen von Maßnahmen gegen Menschenhandel auf die Rechte von Betroffenen des Menschenhandels und ArbeitsmigrantInnen, veröffentlicht.

Die Kampagne basiert auf dieser Studie. Sie wird bis 2010 andauern und Aktivitäten auf regionaler und globaler Ebene beinhalten.



The Global Alliance Against Traffic in Women
191/41, 6th Floor, Sivalai Condominium, Moobaan Sivalai, Itsaraphap Road, Soi 33, Bangkokyai, Bangkok 10600 Thailand
(P.O.Box 36 Bangkoknoi Post Office, Bangkok 10700 Thailand)
Tel. 662-864-1427/8 Fax.662-864-1637
E-mail: gaatw (at) gaatw.org
http://www.gaatw.org

LEFÖ Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
Kettenbrückengasse 15/4, 1050-Wien
Tel.: 0043-1-5811881 Fax: 0043-1-5811882,
E-mail: office (at) lefoe.at
http://www.lefoe.at


BILD: Internationale Pressekonferenz zu Menschenhandel von GAATW in Kooperation mit LEFÖ am 12.02.2008 in Wien. Am Podium: Eleanor Taylor-Nicholson, Dr Renu Rajbahandari, Evelyn Probst, Dr Helga Konrad