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Quellenangabe:
58 Menschen starben bei dem Versuch die Grenze der Festung Europa in Dover (GB) zu überwinden (vom 20.06.2000),
URL: http://no-racism.net/article/274/, besucht am 19.04.2024

[20. Jun 2000]

58 Menschen starben bei dem Versuch die Grenze der Festung Europa in Dover (GB) zu überwinden

Am Morgen des 19. Juni 00 um ca. 6.00 wurden in einem LKW in Dover (GB - Grenzhafen für Fährschiffe aus Belgien) die toten körper von 58 Menschen geborgen, die versuchten auf diesem Weg nach großbritanien zu gelangen.

Untergebracht waren sie in einem KÃŒhl-LKW. Zwei Männer überlebten die Reise. Sie wurden allerdings sofort verhaftet und befinden sich nun in einem Militärisch überwachten Krankenhaus in der Nähe der Grenzstadt Dover. 1150 Menschen versuchten alleine im Jahr 2000 über den Hafen Dover nach GB einzureisen.

Die ZEIT berichtet in ihrem Dossier vom 29. Juni, dass die 58 in Dover tot angekommenen Chinesen vermutlich am 31. Mai in Dresden von BGS Beamten aufgegriffen und sofort nach Tschechien abgeschoben worden seien. "Die Parallelen sind evident", so die ZEIT.


Im vergangenen Jahr wurden 12.846 Menschen beim Versuch aufgegriffen, "illegal" von Tschechien nach Deutschland zu gelangen. Seit der Einschränkung des Grundrechts auf Asyl 1993 kann der BGS ohne Prüfung der Asylgründe, Flüchtlinge und Vertriebene schon direkt an der Grenze zurückschieben. Das Asylrecht in Deutschland hat sich seit 93 vom Schutz für Flüchtlinge zum Schutz vor Flüchtlingen gewandelt.

2.063 Tote hat das Menschenrechtsnetzwerk United bis in diesem Sommer hinein registriert als Opfer der "Festung Europa". Sie ertrinken vor Europas Küsten, erfrieren in den Frachträumen von Flugzeugen, nehmen sich das Leben in der Abschiebehaft oder werden zwerquetscht von Lastwagen. Einzelfälle, die politischen Aufruhr nicht entfachen. Allenfalls pawlow`sche Reflexe der Mitleidsbekundung und der Ankündigung massiver gegen die Schlepper vorzugehen, mit noch rigideren Gesetzen und einer stärkeren Kontrolle der Grenzen. Ach Europa ! (Quelle: kein mensch ist illegal - deutschland)

Die Grenze ist überall

Laut BBC-News führt das nun keineswegs dazu, die restrektiven Einwanderungsbedingungen zu lockern oder gar die Grenzen zu öffnen. In Statements von Polizei und Regierung wird zwar der tragische Fall "bedauert", die Diskussionen gehen jedoch nur in eine Richtung: Die Grenzen weiter aufzurÃŒsten. An den Aussengrenzen der Festung Europa wird jedes Fahrzeug geöffnet und genauestens durchsucht. An den inneren Grenzen sollen nun neue Technologien eingesetzt werden, die es ermöglichen auch ohne die Fahrzeuge zu öffnen oder erst in ihre Nähe kommen zu können, preventiv einfach alles zu durchleuten.

Die Firma American Science and Engineering (AS&E) entwickelte ein neues Gerät für die Grenze zwischen der USA und Mexico, eine der bestbewachtesten Grenzen der Welt, an der jährlich tausende Menschen sterben. Dieses sehr umstrittene Projekt, dass auch in GB schon länger diskutiert wird, soll nun für die Menschenjagd in Dover zur Verfügung gestellt werden. Das Gerät scannt mittels Strahlenfeld, dass vor allem von organischem Material reflektiert wird. Dadurch entsteht ein klares Bild vom inneren des Fahrzeuges, in dem Menschen dann leicht entdeckt werden können. Das Strahelnfeld sei laut den HerstellerInnen für Menschen nicht gefährlich. Entsprechendes Testmaterial konnte jedoch nicht vorgelegt werden.

Die ACR (Anti-Rassist Campaign) kritisiert die ständige Modernisierung und AufrÃŒstung der britischen Grenzen. Auf diesem Weg wird das Problem nicht im geringsten gelöst, sondern nur noch mehr forciert. Durch den Einsatz noch besserer Technik für Menschenjäger werden MigrantInnen, die über diese Grenze wollen gezwungen noch gefährlichere Mittel für ihre Reise zu wählen. Der Hafen in Dover wird ständig modernisiert und kann mittlerweile als eine jener Testgrenzen bezeichnet werden, die im Zuge europaweiter Fahndungsmethoden ständig aufgerüstet und weiter militarisiert werden, obwohl GB kein Schengenland ist, und die entpsrechenden Verträge nicht unterzeichnet hat. Durch das europaweite Grenzregime kann von diesen Erfahrungen dann auch an anderen Grenzabschnitten der Festung Europa "profitiert" werden.

Durch die AufrÃŒstung der Fahndungsmethoden auch weit ab der eigentlichen Aussengrenzen der Festung Europa werden Grenzen zu nicht mehr sichtbaren, aber permanent und überall existierenden Bedrohungen für Menschen ohne Papiere.

Weg mit allen Grenzen!

Nieder mit der Festung Europa!

für eine Welt ohne Rassismus

(Quellen:ACR, BBC, Standard, London Today)