Quellenangabe:
Kärnten: AsylwerberInnen flüchten von Saualm! (vom 22.12.2008),
URL: http://no-racism.net/article/2769/,
besucht am 22.12.2024
[22. Dec 2008]
Seit Anfang Oktober 2008 existiert auf der Saualm in Kärnten eine "Sonderanstalt", in die mutmaßlich "kriminelle" AsylwerberInnen gesperrt werden sollen. Am Montag dem 22.12.2008 flüchteten nun 16 AsylwerberInnen von dort. Sie konnten die Zustände im "Lager" nicht länger ertragen.
Am Montag dem 22.12.2008 flüchteten 16 AsylwerberInnen von der sog. "Sonderanstalt" auf der Saualpe in Kärnten/Koroska.
Sie konnten die Zustände im "Lager", indem Menschen "konzentriert" werden (O-Ton Petzner) nicht länger ertragen und flüchteten gemeinsam nach Klagenfurt/Celovec. Dort trugen sie ihren Protest zum Flüchtlingsreferat Kärnten/Koroska und forderten eine Verlegung in eine Unterbringung die nicht isoliert ist.
Ein schwer traumatisiertes Folteropfer aus Tschetschenien berichtete, dass die dort permanent anwesenden uniformierten Securities (Group4) Leibesvisitationen durchführen und ihre Räumlichkeiten durchsuchen.
Der so enstehende psyschische Druck ist für ihn als Traumatisierten untragbar und löst deshalb Panikattacken aus.
Ein anderer Flüchtling beklagte, dass er Herzprobleme hat, die Termine im Krankenhaus aber nicht wahrnehmen kann, weil er auf die Betreiberin der "Sonderanstalt" angewiesen ist, und diese mit dem Satz: "Ich bin doch kein Taxiunternehmen", die Fahrt ins Krankenhaus verweigerte.
Alle dort untergebrachten Menschen erzählten, dass für viele das Essen nicht ausreicht, dass sie sich wie Tiere fühlen, eingesperrt in einem Gefängnis ohne jede Beschäftigungsmöglichkeit. Es gibt auch keine Möglichkeit andere Tätigkeiten außerhalb der Anstalt in Anspruch zu nehmen, da das Fernbleiben über 48 Stunden nicht erlaubt ist.
So geschah es, dass ein Mensch der einen Deutschkurs in Klagenfurt/Celovec besuchte, aufgrund der abgeschiedenen Lage in 1500 m Seehöhe und der mangelnden Verkehrsverbindungen nicht innerhalb der 48-Stundenfrist zurückkehren konnte und deshalb aus der Grundversorgung fiel.
Diese und viele andere Vorkommnisse führten dazu, dass die Flüchtlinge diese Umstände nicht mehr in Kauf nehmen können und deshalb mit Taxis nach Klagenfurt/Celovec flüchteten, wo sie sich im Flüchtlingsreferat verschanzten. Dort wollten sie den zuständigen Flüchtlingbeauftragten Gernot Steiner sprechen, um mit ihm über eine Verlegung zu verhandeln. Dieser war aber auf Urlaub und einEn anderEn VerhandlungspartnerIn war nicht zu finden. Sehr bald fand sich dann auch die Polizei ein, welche drohte das Flüchtlingsreferat zu räumen. Doch die Flüchtlinge wollten auf keinen Fall wieder zurück auf die Saualm. In der Zwischenzeit sammelten sich auch mehrere Jugendliche aus dem antirassistiscehn Spektrum vorm Flüchtlingsreferat um ihre Solidarität zu erklären und die AsylwerberInnen in ihren Vorderungen zu unterstützen.
Der Grünen-Politiker und Sprecher des Aktionskomitee für mehr Menschlichkeit und Toleranz Rolf Holub schaltete sich ein und nahm Verhandlungen mit den zuständihgen Behörden auf. Ihm lag vor allem eine Lösung am Herzen die das Einschreiten der Polizei verhindert.
Diese Lösung kam dann auch bald zustande: Eine temporäre Unterbringung in einer Klagenfurter Jugendherberge in der Nähe der Universität begrenzt auf eine Nacht.
Wie es weitergeht ist derzeit nicht zu erahnen. Sie wurden von Gernot Steiner, welcher sich durch die Presse zu Wort meldete vor zwei Lösungen gestellt: Entweder sie gehen zurück, oder sie verlieren den Anspruch auf Grungversorgung. Steiner im O-Ton: "Die Asylwerber haben grundsätzlich keinen Anspruch auf ein bestimmtes Quartier in Kärnten, das wird ausschließlich durch das Land zugewiesen. Wir sind selbstverständlich bereit, mit den Leuten zu sprechen. Sie können auch wieder nach Wölfnitz hinauffahren, da stellen wir Buskapazitäten zu Verfügung. Nur - wenn sie nicht hinauf gehen möchten, dann müssen wir annehmen, dass sie nicht hilfsbedürftig sind und sich den Lebensbedarf unter Umständen irgendwo anders sichern."
Ein System, dass Menschen in Bundesländer aufteilt und sie dazu zwingt in entlegenen Ortschaften, fernab von migrantischen Communitys und anderen sozialen Betätigungsfeldern zu leben, wie es nach dem österreichischen Fremdengesetz vorgeschrieben wird, ist für uns radikal abzulehnen.
Die Sonderanstalt auf der Saualm ist nur eine zugespitze Form dieses Systems, dass Menschen ausgrenzt und entmündigt, mit dem sich rechtsextreme Parteien in Kärnten profilieren können.
No border - No nation
watch out for actions
Autonome Antifa Koroska (www.myspace.com/aakoroska)