Quellenangabe:
Gedenk- und Befreiungskundgebung 2009 (vom 20.01.2009),
URL: http://no-racism.net/article/2791/,
besucht am 24.11.2024
[20. Jan 2009]
27. Jänner 2009, 18 Uhr, Holocaust-Mahnmal am Judenplatz, 1010 Wien
Am 27. Jänner 1945 befreiten Soldat_innen der Roten Armee das
Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, dessen Name in der
Nachkriegsgeschichte zum Synonym des nationalsozialistischen
Vernichtungsantisemitismus und dessen Nachwirkungen werden sollte.
Ein weitreichender Moment, doch als Tag, an dem mensch sich auf den
Holocaust besinnt, will sich das Datum nicht recht einbürgern. Dafür gibt es zumindest einen vernünftigen Grund: Warum, so lässt sich fragen, soll ausgerechnet in Österreich der Befreiung gedacht werden? Das vermeintliche 'Umdenken' der vergangenen 20 Jahre hat kaum zu einer breit getragenen Gedenk- und Erinnerungskultur geführt. 'Auschwitz' ist ein gemiedener Begriff, mensch tut sich schwer mit der Feststellung, Nachfolgegeneration einer Täter_innen-Nation zu sein. Die schlichte Tatsache, dass in Auschwitz weit über eine Million Menschen systematisch ermordet wurden, scheint so unerträglich zu sein, dass sie in Vergleichen und Gleichwertereien immer wieder minimiert und zum Schweigen gebracht werden muss.
Wir als Nachgeborene können uns nicht an die Gewalt, die Auschwitz für
seine Häftlinge, deren Familien und Freund_innen bedeutete, erinnern. Doch wir können ihrer Opfern gedenken. Nicht nur am 27. Jänner: Es bedarf weiterer Gedenk- und Kritikmomente, die Teil des Alltags einer
Gesellschaft werden, deren stereotype Verfassung in mancherlei Hinsicht dieselbe geblieben ist, seit Auschwitz befreit wurde.
In der festen Überzeugung, dass eine qualitativ andere Zukunft nur durch die Aneignung der Vergangenheit möglich ist, laden wir euch herzlich ein, euch an der Gedenk- und Befreiungskundgebung am 27. Jänner 2009 zu beteiligen.
Es sprechen:
Brigitte Bailer (Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes),
Yvonne Feiger (Vorsitzende der Jüdischen HochschülerInnen)
Für heiße Getränke ist gesorgt.
Eine Veranstaltung der Österreichische HochschülerInnenschaft in Kooperation mit dem Archiv der Sozialen Bewegung, GO-Dogma, dem DÖW und der IKG.
Im Anschluss wird im nahe gelegenen Kulturverein w23 (Wipplingerstraße 23, 1010 Wien) ab 19:30 Uhr der Film 'KZ' von Rex Bloomstein gezeigt.
KZ ist ein Porträt des Städtchens Mauthausen, idyllisch an der Donau in Oberösterreich gelegen, gleichzeitig weltweit bekannt als Ort eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers. Der Regisseur Rex Bloomstein besucht die heutige Gedenkstätte, zeigt die Angestellten, die in ihren Führungen die Geschichte des Lagers vermitteln, die Touristen, die den Ort aufsuchen und die Bewohner, die im Schatten des ehemaligen KZs ein normales Leben zu führen versuchen.
Ein Ort voller Widersprüche.
Ein Film über Menschen, die erinnern und Menschen, die vergessen. Willkommen in Mauthausen!