Quellenangabe:
Afro-Amerikanischer Lehrer von Polizei verprügelt (vom 15.02.2009),
URL: http://no-racism.net/article/2819/,
besucht am 26.12.2024
[15. Feb 2009]
Afrikanet.info kommentiert, dass Rassismus gegenüber Schwarzen bei der Wiener Polizei nicht aufhört
Wiener Polizisten dürften einen unbescholtenen Lehrer der Vienna International School mit einem Drogendealer verwechselt haben.
Mike B. kann derzeit nur auf Krücken gehen. Seit Samstagmittag ist er im Lorenz-Böhler-Krankenhaus.
Den vergangenen Mittwoch wird Mike B. niemals vergessen können. Er hatte Angst, er wurde überfallen und misshandelt, und das alles mitten in Wien-Spittelau, am helllichten Tag.
Mike B. ist Sport- und Englischlehrer an der Vienna International School und war am frühen Nachmittag in der U4 von Kagran nach Heiligenstadt zur Amerikanischen Internationalen Schule unterwegs. Im Waggon saßen außer ihm noch zwei Passagiere mit dunkler Hautfarbe.
Zwei Männer kamen immer näher, setzten sich schließlich demonstrativ vor Mike B. und die beiden anderen Fahrgäste. "Ich hatte plötzlich ein komisches Gefühl", erzählt der US-Amerikaner, "so als wären wir in Gefahr." Er schrieb seiner Freundin, die in der Station Spittelau auf ihn wartete, noch schnell ein SMS und stieg aus.
Was dann kam, war filmreif. "Ein Mann stürzte sich auf mich, schlug auf mich ein, ich bin rückwärts auf den Boden gefallen, der Unbekannte setzte sich auf mich, hielt mich am Boden fest und schlug mit den Fäusten auf mich ein", schilderte der geschockte Lehrer am Freitag dem KURIER. Ein zweiter Mann habe geholfen, ihn auf dem Boden zu fixieren. "Der Mann schrie Polizei, Polizei", so B., "er trug aber keine Uniform." Seine Freundin habe versucht, einen der Männer von ihm wegzuziehen und wurde dabei weggestoßen und ebenfalls verletzt.
Offenbar dürfte es sich bei den Männern um zwei Drogenfahnder der Wiener Polizei gehandelt haben, die den unbescholtenen Amerikaner – er hat mittlerweile auch die amerikanische Botschaft eingeschaltet – für einen Dealer gehalten haben dürften.
Mike B.s Vorwürfe sind schwerwiegend: Es sei keine Rettung gerufen worden, die Männer hätten sich erst nach 10 Minuten und nach mehrfacher Aufforderung als Polizisten ausgewiesen, die ID-Card der Schule sei bei der Aktion verloren gegangen, der Inhalt seines Rucksacks beschädigt.
Im Lorenz-Böhler-Krankenhaus stellten die Ärzte Nacken- und Lendenwirbelprellung und Stauchung der Handgelenke fest.
Und was sagt die Polizei zu der Aktion? General Karl Mahrer ließ über sein Büro erst noch ausrichten, es sei kein Vorfall dieser Art bekannt. Wenig später revidierte das Präsidialjournal der Bundespolizeidirektion Wien – nach Rückfrage im Büro für Besondere Ermittlungen (BBE) – diese Aussa ge: Ja, es hätte da einen Zwischenfall gegeben, mehr könne man aber nicht sagen, zuständig sei die Staatsanwaltschaft. Die Frage, ob der Mann in der bei afrikanischen Dealern zuletzt beliebten U-Bahn für einen solchen gehalten worden sei, wurde indirekt bestätigt.
Mike B. wurde am Samstag 14. Februar 2009 im Wiener Lorenz-Böhler-Krankenhaus aufgenommen, die Schmerzen wurden in der Nacht zuvor unerträglich. "Ich möchte nur eins", sagt der Lehrer, "dass die Polizei zugibt, was sie getan hat." Und er spricht dabei nicht von "Verwechslung". Sondern von Misshandlung.
Artikel vom 14.02.2009, KURIER