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Quellenangabe:
Tod eines Flüchtlingsbabys wegen Streit zu Bundesbetreuung (vom 18.12.2000),
URL: http://no-racism.net/article/287/, besucht am 22.12.2024

[18. Dec 2000]

Tod eines Flüchtlingsbabys wegen Streit zu Bundesbetreuung

Konflikt zwischen Haider und Strasser hatte laut "Format" tragische Auswirkung - Säugling starb an Lungenentzündung

Der Streit um die Zuständigkeit für Kosovo-Flüchtlinge, der vor zwei Monaten zwischen Innenminister Ernst Strasser und Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider entbrannt ist, hat jetzt laut einem Bericht des Magazins "Format" einen Todesfall gefordert. Ein sieben Monate altes Baby, das mit seinen Eltern zwischen Klagenfurt und dem Flüchtlingslager Traiskirchen in Niederösterreich hin- und hergeschoben wurde, verstarb am 28. November an den Folgen einer Lungenentzündung, wie das Magazin berichtet.

Von Kärnten nach Traiskirchen und zurück


Ein Ehepaar war laut "Format" mit seinen beiden Kindern im Rahmen der Kosovo-Aktion bis 10. Oktober in Bundesbetreuung gewesen. Anschließend wurde es aufgefordert, das Betreuungsquartier in Kärnten zu verlassen.

Gleichzeitig stellte ihnen das Kärntner Flüchtlingsreferat im Auftrag des Landeshauptmannes ein Gratis-Zugticket nach Traiskirchen (zuständige Behörde: Innenministerium) aus. Das Flüchtlingslager verweigerte jedoch die Aufnahme und schickte die Familie am nächsten Tag zurück nach Kärnten. Der Säugling erkrankte nur wenig später.

Der Flüchtlingsbeauftragte der Kärntner Landesregierung, Gernot Steiner, sieht keinen Zusammenhang. "Die Familie wollte selbst ins Flüchtlingslager nach Traiskirchen fahren." Daher habe man ihr auch die notwendigen Zugtickets gratis zur Verfügung gestellt. Zum Tod des sieben Monate alten Babys, erklärte Steiner, dies sei eine tragische Sache, doch habe sie seiner Ansicht nach "mit der Reise nach Traiskirchen nichts zu tun".

Knapper Kommentar des Ministeriums


Der für Flüchtlinge zuständige Sektionsleiter im Innenministerium, Wolf Szymanski, äußerte laut "Format" zu dem Fall lediglich, die Familie sei "offenbar politisch instrumentalisiert worden." Szymanski: "Eigentlich hätte die Abschiebung, nachdem das Asylansuchen abgelehnt worden ist, bereits im Oktober erfolgen sollen."

Der Standard, 18.12.2000