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Quellenangabe:
Die Politik redet von Zwischennutzung - wir tun es (vom 21.07.2009),
URL: http://no-racism.net/article/3042/, besucht am 24.11.2024

[21. Jul 2009]

Die Politik redet von Zwischennutzung - wir tun es

Stellung- nahme des Wagenplatz Wien zur Besetzung des Platzes in der Hafenzufahrts- straße am 21. Juli 2009 und zur Zwischennutzung im Sommer 2009.

Seit 2 Jahren haben die Behörden der Stadt Wien nun versucht uns von unserem gemieteten Grundstück in Wien Simmering zu vertreiben. Geschafft hatten sie es bisher nicht - der Berufung auf den Räumungsbescheid wurde stattgegeben, das Verfahren an die erste Instanz zurückgewiesen.

Die Behörden versagten, aber die Stadtpolitik hat es im Juni 2009 mit einem fiesen Trick geschafft.
Nach zwei Jahren Verhandlung mit der Stadt Wien wurde uns ein Grundstück in der Donaustadt auf Prekariatsbasis zugesagt. Wir haben den Politikern vertraut, unseren bestehenden Mietvertrag aufgekündigt und die Übersiedlung vorbereitet.
Doch das hat sich als schweren Fehler herausgestellt:
Zwei Monate bevor unser Mietvertrag ausläuft ist Vizebürgermeister Michael Ludwig umgefallen und kann sich an keinerlei Vereinbarungen mehr erinnern. Plötzlich gibt es eine horrende Mietforderung, keine Gesprächsbasis mehr und keine Übergangslösung.

Das ist Betrug, das ist eine Schande für die Sozialdemokratie, das ist Eskalation!

Mit Ende August stehen wir auf der Strasse, wir lösen uns nicht in Luft auf. Unser bisheriges Grundstück räumen wir anstandslos, wir wollen unserem Vermieter - der sich uns gegenüber immer fair und korrekt verhalten hat - keinerlei Mühe und Schaden verursachen. Es gibt genug Flächen in Wien die seit Jahren leerstehen und es gibt das Konzept der Zwischennutzung, zu dem sich die Wiener Politik zumindest in der Theorie bekennt.

Solange wir kein Ersatzgrundstück finden, werden wir leerstehende Flächen zwischennutzen.

Die Stadt Wien sträubt sich bisher entsprechende Verträge mit uns abzuschließen, darum verzichten wir auf diesen "Zwischenhändler".
Wir suchen uns leerstehende Flächen die uns gefallen und ziehen ein. Als "Tausch" überweisen wir monatlich 500 Euro an ein Sozialprojekt im jeweiligen Grätzl. Es gibt viele Projekte die das Geld gut brauchen können, wir sind für Vorschläge offen. So stellen wir sicher, dass unser Geld nicht in den Taschen von PolitikerInnen landet, die dann - von uns und Euch bezahlt - behaupten wir kosten dem Steuerzahler etwas.
Wir informieren natürlich auch die jeweilige Nachbarschaft und Bezirksvorstehung von ihren neuen BewohnerInnen, und sind für allfällige Sorgen und Fragen gerne gesprächsbereit.
Sollte die Stadtpolitik tatsächlich so derb sein, und uns - nachdem sie uns aus unserem Mietverhältnis getrickst haben - räumen lassen, ziehen wir auf die nächste Brache.

Wir freuen uns über den neuen Wagenplatz Hafenstrasse.

Das Grundstück auf der Hafenzufahrtstrasse stand seit längerem leer, und beherbergt nun einen Teil der Wiener WagenbewohnerInnen. Interessierte können uns gerne Montagabends zur Wagenbar oder gegen Voranmeldung bei Frau Elfriede unter 0676/4052111 oder mail (at) wagenplatz.at besuchen. Wer kennt soziale Projekte in der Gegend?

Natürlich sind wir auch gerne bereit über ein Ersatzobjekt zu verhandeln - falls die Politik wieder zum Verhandlungstisch zurückfindet.

Leerstehende Grundstücke gibt es genug in Wien.
Wir lassen uns nicht vertreiben. Wagenleben ist machbar - Frau Nachbar!

Wagenplatz Wien Hafenstrasse