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Quellenangabe:
'Ich in deinem Haus, du in meinem' - Solidarisches Zelten in Ceuta (vom 05.09.2009),
URL: http://no-racism.net/article/3084/, besucht am 25.04.2024

[05. Sep 2009]

'Ich in deinem Haus, du in meinem' - Solidarisches Zelten in Ceuta

Eine Gruppe von ImmigrantInnen leben im Wald in der Nähe von Ceuta, nachdem sie aus einem Abschiebe- gefängnis geflohen sind, und sie laden von 19. bis 20. September 2009 zum gemeinsamen Zelten ein, um Solidarität zu zeigen.
ACHTUNG: Das solidarische Zeltlager wurde auf unbestimmte Zeit verschoben!

Eine Gruppe von Immigranten, die in Ceuta lebt, (54 Personen aus Indien in den Wäldern und um die 400 Personen aus verschiedenen Ländern im CETI – Centro de Estancia Temporal para Inmigrantes) lädt uns ein, das Wochenende vom 19. bis 20. September mit ihnen in einem SOLIDARISCHEN ZELTLAGER im Monte del Renegado (Ceuta) zu verbringen.

WARUM? Sie bitten um Solidarität mit ihnen, der Situation, in der sie leben und um Unterstützung bei der Forderung nach Respekt ihrer Würde als Personen und der Überführung auf das spanische Festland.

BESONDERE VERWUNDBARKEIT UND DER JURISTISCHE RAND, AN DEM SIE LEBEN:
Die in Ceuta und Melilla zurückgehaltenen Immigranten sind eine der verletzbarsten Immigrantengruppen. Die Mehrheit von ihnen verließen ihre Länder vor mehr als 4 Jahren, von der Mafia betrogen, vom Traum bestochen, in Europa für sich und ihre Familien ein besseres Leben zu finden. Während der Jahre, in welchen sie Afrika durchquerten, wurden sie von der Mafia mißhandelt und eingesperrt, mehrmals ohne Wasser oder Essen in die Wüste zurückgeschickt, ihres Eigentums und ihrer
Dokumente bestohlen, und versuchten immer wieder verzweifelt, ihr Leben dabei riskierend, nach Ceuta zu gelangen…

Momentan leben sie mehr als 2 Jahre in Ceuta, erleiden eine Situation voller Verzweiflung, Unsicherheit und Angst vor einer möglichen
Abschiebung zu jedem Zeitpunkt. Sie wissen, dass sie alles verloren haben, dass sie ihre Familien ruiniert haben, dass sie dabei
sind, ihre Jugend zu verlieren.

Außerdem leben sie, ohne Ceuta verlassen zu können, am authentischen juristischen Rand, wobei Autoritäten während vieler Jahre nichts von sich hören ließen. Sie lebten mehr als 2 Jahre mi CETI1, verbrachten mehr als die angemessene Zeit in einem Zentrum, das auf eine vorübergehende Zeit ausgelegt ist und dessen grundlegendes Ziel es ist, für Immigranten, die die Grenze überschreiten, eine erste Anlaufstelle mit sozialer Grundversorgung zu sein. Dies ist vor allem auf die Unfähigkeit des Staates zurückzuführen, seinen Auftrag der Abschiebung durch das Fehlen von Dokumenten zu erfüllen, den Mangel an Rückführungsabkommen oder das Fehlen von wirtschaftlichen Mitteln. Andererseits existiert keine gesetzmäßige Norm oder
Verwaltungsstelle, welche die maximalen Limits in diesen offenen Zentren festlegt. Zudem lässt die Tatsache, dass man kein
Register über Immigranten in irregulärer Situation in Ceuta führt, vermuten, dass das Ziel ist, die schon minimalen Rechte der Immigranten noch mehr zu beschneiden. Die amtliche Erfassung ist der Schlüssel zu den grundlegenden Rechten, wie die medizinische Betreuung, welche Immigranten, die auf dem spanischen Festland leben, sehr wohl in Anspruch nehmen können.

Nicht zuletzt führen die beschränkten Dimensionen dieser autonomen Stadt dazu, dass sich ImmigrantInnen zwar frei bewegen können aber große Schwierigen haben, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dieser Umstand veranlasst viele, Ceuta als 'ein süßes Gefängnis' zu bezeichnen.

Trotz allem haben diese ImmigrantInnen enorme menschliche Qualitäten bewiesen und sind dankbar für das wenige und viele, das sie von der Bevölkerung von Ceuta und allen Personen, die sich ihnen genähert haben, um ihre Realität kennenzulernen, bekommen. Dadurch haben sie sich die Aufmerksamkeit aller verdient. Die Geschichte einer Gruppe von ihnen (die 54 Inder, die seit mehr als einem Jahr in schlechten Verhältnissen im Wald von Ceuta leben und aus Angst vor einer überraschenden Abschiebung aus dem CETI geflohen sind) wurde in den letzten Monaten wiederholt in vielen Zeitungen und Fernsehstationen (unter anderen TVE, El Mundo, El País und ABC) erzählt. Unter nachfolgendem Link kann man die Reportage, die von TVE (auf Spanisch) ausgestrahlt wurde, finden: http://www.rtve.es/alacarta/todos/abecedario/C.html#506889

DIE INITIATIVE
Die Initiative 'Ich in deinem Haus, du in meinem' kommt von ihnen selbst und wird von einer Gruppe Menschen in verschiedenen Orten Spaniens, mit unterschiedlichen Ideologien, Religionen, Bewegungen und sozialen Organisationen unterstützt, außerdem zählen wir auf die Unterstützung und Erfahrung der Asociación Elin2. Verbunden mit diesen Immigranten durch das Band der Freundschaft und solidarisch mit ihrer Situation, wollen wir ihnen helfen, ihre Würde als Personen wieder herzustellen und sie in ihrer Forderung nach Überführung auf das spanische Festland unterstützen. Wir können ihr zuhause
besuchen, werden sie eines Tages unseres kennenlernen können?

Eine Verlängerung der gefängnisähnlichen Situation in Ceuta bringt lediglich Erschöpfung und immer mehr persönliche Wertminderung mit, so dass es fast unmöglich wird, ihren Leben eine würdevolle Form und eine Aussicht auf Zukunft zu geben.

Die solidarischen Aktionen, welche wir anbieten wollen, werden vom Samstag, 19. September um 16.00 Uhr bis Sonntag, 20.September um 13.00 Uhr dauern:

o Empfang durch die Immigranten.

o Ein Cricketspiel, ein sehr populärer Sport in Indien, dem viele der Immigranten in Ceuta zugetan sind. Für das Spiel mit dem Team der indischen Immigranten von Ceuta 'Los tigres del monte' haben sich dieCricket-Auswahl 'Iberian Wanderers XI / Los Trotamundos Ibéricos' angesagt, welche sich aus den Spielern diverser Cricketclubs der spanischen Halbinsel zusammensetzt. (Die indischen Immigranten haben schon einige Cricketspiele in Ceuta unter dem Namen 'Cricket für die Menschenrechte' organisiert).

o Solidarischer Marsch vom Hügel, am CETI vorbei, bis zur Delegación de Gobierno (Verwaltungsamt), wo man eine Verlautbarung verlesen und darum bitten wird, von den Abgeordneten der Regierung von Ceuta empfangen zu werden.

o Solidarisches Zelten mi Monte del Renegado wo wir von der Gruppe indischer Immigranten empfangen werden, die dort
leben.

!! Es werden die TeilnehmerInnen dieses Treffens gebeten, sich um tolerante Umgangsformen zu bemühen und an den Programmpunkten teilzunehmen, sowie einen respektvollen Umgang und gute Nachbarschaft mit den BewohnerInnen Ceutas und den urbanen und Naturplätzen zu pflegen!!

Kontakt-E-Mail: acampadasolidaria (at) gmail.com