Quellenangabe:
Internationales Treffen für die Bewegungsfreiheit von Personen (vom 28.09.2009),
URL: http://no-racism.net/article/3106/,
besucht am 22.12.2024
[28. Sep 2009]
Kämpfe gegen Abschiebelager und Grenzen - Aufruf zum Treffen von 1. bis 4. Oktober 2009 in Barcelona.
Die Existenz der Grenzen hat die Notwendigkeit zur Folge, sie zu übertreten.
Es ist wichtig den Ort zu hinterfragen, von dem aus gesprochen wird: die Festung Europa, gegründet und wiederbegründet auf Jahrhunderten kolonialistischer Politik, die die Repression auf gezielter, ausgewählter Weise neu definiert und die Bewegungsfreiheit der Personen verfolgt und bestraft, indem sie die einen zu kontrollierten Produktmaschinen und die anderen zu Ilegalen, Verfolgten und Gefangenen macht.
Zu ihrer Neudefinierung, schafft die Festung Europa Kriegsfronten, militarisierte Gebiete; entwickelt immer raffiniertere soziale Kontrollmechanismen, fördert das Bild des kontrollierten, verfolgten, eliminierten und abgeschobenen inneren Feindes; kriminalisiert solidarisches Handeln gegenüber "Papierlosen" und baut ein Netzwerk von Lagern (Abschiebeknäste) auf, das durch die Komplizenschaft und Mithilfe der Ursprungsländer der ImmigrantInnen weit vor den Grenzen der Festung Europa beginnt und sich in allen Mitgliedsländern der EU ausdehnt.
Die Definition des Anderen ist fundamental für die Verwaltung des kapitalistischen Krieges, sei es um den benötigten Feind oder den jeweiligen Terroristen zu bestimmen oder als unerlässliche Figur für die Grenziehung, die sie uns heute unter dem Siegel dieser Festung Europa reindrücken wollen.
Der Andere wird zu Ware, die die Institutionen und Firmen verwalten. Dieselben, die MigrantInnen ausbeuten, bilden Knastwärter aus, während es die komerziellen Medien nicht lassen verschleierte, politisch korrekte rassistische Nachrichten zu übermitteln, die die Bevölkerung unter den Reden des Multikulturalismus, oder aber aus Angst vor der Unsicherheit akzeptiert und so die Figur des Polizeibürgers geschaffen wird, der denunziert und mit der Abschiebemaschinerie kollaboriert.
Die heutigen Kontrollformen laufen in ein einziges, immer repressiver und totalitärer werdendes Model zusammen. Dieses System schafft Bedingungen, die den Migranten und den Gefangenen der Lager keinen anderen Ausweg lässt als Auseinandersetzungen und Aufstände. In Ceuta und Melilla haben sich hunderte "Papierlose" zusammengetan, um die Grenzen des spanischen Staates zu durchbrechen, in Lampedusa (Italien), Vincennes (Frankreich), Patras (Griechenland), Steenokerzeel (Belgien) und an vielen anderen Orten, sind es die Häftlinge gewesen, die sich rebelliert und ihre eigenen Gefängnistrakte in Brand gesteckt haben. Auf Grund von diesen Ereignissen haben wir uns, GenossInnen mit und ohne "Papiere", um die Grenzen und Abschiebeknäste herum mobilisiert und Aktionen, Kampagnen und Kämpfe von unten in verschiedenen Ländern durchgeführt.
Deswegen verspüren wir die Dringlichkeit, Erfahrungen von Kämpfen auszutauschen und haben uns entschlossen, zu einem internationeles Treffen mit Vorträgen und Debatten aufzurufen. Wir laden euch dazu ein, in dem Zeitraum vom 1. bis 4. Oktober, eure Ideen, Taktiken und Erfahrungen zu teilen und Vorschläge von zukunftigen Strategien zu diskutieren.
Während des Treffens möchten wir uns vor allem auf den Widerstand in den Abschiebeknästen und auf die aktive Solidarität von Aussen konzentrieren. Ausserdem scheint es uns wichtig, das Thema der Süd- und Ostgrenzen Europas zu behandeln, da sie die Haupteingänge und Schauplätze des alltäglichen Krieges gegen die Festung Europa sind.
Obwohl wir nicht gedenken, Thematiken wie Regularisierung oder Arbeit tiefgründig zu behandeln, da diese Bereiche von der juristischen Situation jedes Landes abhängen, stellen wir den Blog antilager.entodaspartes.net zu Verfügung, um Dokumente, die die Veranstaltungen ergänzen, zu veröffentlichen. Ihr könnt uns also gerne Informaterial, Erfahrungen, Berichte und Kritiken in schriftlicher Form oder Bildern zuschicken.
Das Treffen findet in befreiten Räumen in Barcelona statt und alles, was die Infrastruktur betrifft (Gemeinschaftsküche, Unterbringung, Simultanübersetzung), wird gemeinsam unter Mitwirkung aller selbstverwaltet.
Wenn ihr an dem Treffen teilnehmen wollt, bitte setzt euch mit uns so bald wie möglich in Verbindung.
Falls Einladungen benötigt werden, um Visen zu bekommen, teilt es uns so bald wie möglich mit.
Wir verfügen über (sehr begrenzte!!) finanzielle Mittel, um gegebenenfalls Reisekosten zu finanzieren.
Wenn ihr nicht kommen könnt, euch aber beteiligen wollt, könnt ihr uns auch Infomaterial und Texte schicken, die wir dann in dem Blog veröffentlichen.
Um an dem Treffen teilzunehmen und/ oder um uns Informaterial zu schicken:
antilager (at) riseup.net
:: antilager.entodaspartes.net