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Quellenangabe:
Prozessbericht zum CRA- Vincennes Brand (vom 30.01.2010),
URL: http://no-racism.net/article/3249/, besucht am 27.12.2024

[30. Jan 2010]

Prozessbericht zum CRA- Vincennes Brand

Kurzer Bericht zum Prozess der Angeklagten von Vincennes am 27. Januar 2010. Den sechs Angeklagten wird vorgeworfen, das Abschiebe- Gefängnis Vincennes im Rahmen eines Aufstandes am 22. Juni 2008 angezündet zu haben. Der Abschiebeknast brannte vollständig aus.

Zahlreiche Pariser GenossInnen und weitere interessierte Menschen erschienen zum Prozess, in einem selbstverständlich komplett abgeschirmten Klassenjustizgebäude. Im Wartesaal gegenüber des Anhörungssaals überwiegt die Farbe Blau der Kleidung mobiler Gendarmerie-Einheiten. Je nach Laune dieser Herren Polizei-Beamten darf sich bewegt werden oder nicht. Die Toiletten des Tribunals werden zeitweise, aus Furcht vor einer unangebrachten Aufkleber- und Tag Welle, wie ein Gendarm bezeugt, geschlossen gehalten. Draußen läuft ein Haufen "Zivis" herum und gafft die Leute an.

- Drei Tage sollte dieser ungerechte Prozess der Beschuldigten der Gefangenenrevolte von Vincennes gedauert haben. Drei Tage einer einzigen Justiz-Parodie wie es sie in diesem Land kaum jemals gegeben hat. AnwältInnen, denen der Zugang zu den Akten verweigert wird und mit großer Vorsicht zu genießende Beweismaterialien. Stellt euch vor, das als "Belastungsmittel" nur 15 Minuten der 35 Stunden gesicherter Aufnahmen der Überwachungskameras des Abschiebeknastes hinzu gezogen wurden. Dazu kommen große Zweifel über die Unbefangenheit eines Richters, der einen der geladenen Menschen bereits verurteilt hatte. Und einer der Beschuldigten wird im Gare du Nord aufgegriffen, auf dem Weg zum Prozess.
Wir haben mit diesen drei Tagen polizeiliche und juristische Schikanen und Klüngel eines zuvor unerreichten Niveaus erlebt.

Ein Prozess oder eher die Parodie eines völlig surrealistischen Prozesses

- Im Laufe des Prozesses stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Ermittlungsakten über den Tot des Tunesischen Herrn, infolge dessen die Wut der Gefangenen und das Feuer des CRA-[*]Vincennes ausbrach, den Prozessakten nicht beigefügt wurde. Dies zeigt sehr wohl, inwiefern es sich um einen Prozess des Staates gegen die in Lagern der Schande zusammen gepferchten "Sans Papiers" handelt.

- Der Verteidigung wurden Teile der Akte mit der Begründung vorenthalten, diese stünden "unter Verschluss".

- Ein Richter und ein Staatsanwalt mit surrealistischen Stellungnahmen, die geradezu Frage und Antwort für die Ordnungs-BeamtInnen übernahmen, welche eigentlich als "ZeugInnen" und AnzeigeerstatterInnen gegen die Beschuldigten geladen waren.

Abschluss dieses ereignisreichen Tages: N. A., einer der Hauptbeschuldigten, wird am Abend freigelassen, bleibt jedoch unter "Justizkontrolle".

Folgetermin für den "Prozess": 1. Februar 2010 um 14 Uhr am Landgericht Paris, 16. Kammer, U-Bahnhof Cité.

Wir bleiben natürlich mobilisiert.

Ein gepeitschter Zeuge der Klassenungerechtigkeit (injustice de classe) die dieses "Land der Menschenrechte" regiert (Mit großen Gänsefüßchen für die Menschenrechte).



* CRA: Centre de retention administratif (Verwaltungs-Verwahrung-Zentrum)

Artikel eschien zuerst am 28. Jan 2010 auf :: linksunten.indymedia.org mit folgender Anmerkung: Aufgrund sprachlicher Ungenauigkeiten im ursprünglichen Bericht gibt diese Übersetzung in eigener Formulierung die wesentlichen Informationen wieder. Es geht in dem Artikel um den Prozess gegen sechs Personen die beschuldigt werden das Abschiebe-Gefängnis in Vincennes im Rahmen eines Gefangenenaufstandes am 22 Juni 2008 angezündet zu haben. Der Abschiebeknast brannte vollständig aus.