Quellenangabe:
Offener Brief aus dem Lager Blankenburg (vom 19.03.2010),
URL: http://no-racism.net/article/3288/,
besucht am 21.11.2024
[19. Mar 2010]
Anfang des Jahres wurde bekannt, dass das Lager in Blankenburg, Niedersachsen zum 30. Juni 2011 geschlossen werden soll.
Wir, Bewohner_innen aus Blankenburg begrüßen prinzipiell diese Entscheidung. Seit den Protesten gegen die menschenunwürdigen Verhältnisse im Lager 2006 war dies eine unserer wichtigsten Forderungen. Selbst der Oberbürgermeister Gerd Schwandner erklärte gegenüber der NWZ, er sei aus humanitären Gründen für die Schließung.
Doch was wird nun geschehen? Während in Oldenburg noch Unklarheit darüber darüber herrscht, was mit uns passieren soll, erleben wir in Blankenburg bereits, dass wir nun in andere Lager, z.B. nach Bramsche oder Braunschweig, verteilt werden!!!
Wir lehnen es grundsätzlich ab, gegen unseren Willen an noch abgelegenere und trostlosere Orte verfrachtet zu werden, um dann noch stärker rassistischer Ausgrenzung, Repression und Verwaltung ausgeliefert zu sein. Wir leben hier z.T. seit mehreren Jahren und haben uns allen Widrigkeiten zum Trotz in Blankenburg, Oldenburg und anderswo ein soziales Netz aufgebaut. Wir sind nicht bereit dies aufzugeben.
Menschen brauchen, um ein gutes Leben führen zu können, die Möglichkeit mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Wir lassen nicht zu, dass wir weiterhin und auf verschärfte Weise aus der Gesellschaft ausgegrenzt und auf uns selbst mit allen unseren Problemen und Ängsten zurückgeworfen werden. In unserer Situation ist es notwendig zu Anwält_innen gehen zu können, um für unsere Rechte zu kämpfen. Mit der räumlichen Isolation, die das Leben im Lager mit sich bringt und mit unseren bescheidenen finanziellen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, ist uns das nicht möglich. Ein Leben im Lager macht krank!
Daher erheben wir heute unsere Stimme und fordern eine dezentrale Unterbringung für alle Menschen, die in Blankenburg und anderen Lagern leben. Alle Menschen haben das Recht ein selbst bestimmtes Leben zu führen und das heißt, dass alle Menschen selbst entscheiden, wo und wie sie leben wollen. Wir lassen nicht zu, dass uns dieses Recht, das für die Mehrheit der Gesellschaft selbstverständlich ist, vorenthalten wird.
Bewohner_innen des Lagers in Blankenburg
mit Unterstützung des Antira-Plenums Oldenburg/Blankenburg