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Quellenangabe:
Schon wieder müssen wir von einem Tod sprechen (vom 21.03.2010),
URL: http://no-racism.net/article/3295/, besucht am 27.12.2024

[21. Mar 2010]

Schon wieder müssen wir von einem Tod sprechen

Am 20. März 2010, drei Tage nach dem Tod in Zuge einer zwangsweisen Ausschaffung, fand in Zürich eine Demonstration gegen die Ausgrenzungs- und Repressions- maschinerie statt, bei der sich ca. 1.000 Leute beteiligten. Dokumentation eines Flyers.

Dieser Flyer zirkulierte an der Demonstration unter Teilnehmer_innen und Passant_innen gemeinsam mit den Flyer :: "Bis die Welt der Papiere in Flammen aufgeht", der schon bei anderen Gelegenheiten verteilt wurde.


Schon wieder müssen wir von einem Tod sprechen, von einem Menschen, der durch die Zwänge und Gesetze der Herrschenden zu Fall gebracht wurde, ermordet vom Staat und seinen Haftanstalten, in den Händen von Bullen, Gefängniswärtern und Ihren Handlangern. Am Mittwochabend ist auf dem Flughafen Kloten ein 29-jähriger Nigerianer bei einem gewaltsamen Ausschaffungsversuch gestorben. Gewiss nicht der erste und wohl kaum der letzte Tod, den die Ausschaffungsmaschinerie fordert. Doch morgen überschwappt uns schon wieder die alltägliche Informationsflut, worin tausend Belanglosigkeiten gleichgültig jene Meldungen verjagen, die uns vielleicht noch hätten aufrütteln können. Damit wir gar nicht erst darüber nachdenken, was hier eigentlich passiert, was mit dieser erdrückenden Scheisswelt eigentlich passiert, die schon so viele Menschen unter ihrem Joch in den Tod trieb. Ganz zu schweigen von der Leblosigkeit, die den gesamten Alltag durchdringt.

Nein, wir vergessen diese durch den "normalen" Verlauf des kapitalistischen Elends Zurückgelassenen nicht; auf dass sich die Wut in Revolte verwandelt; auf dass sie sich gegen alles wendet, was uns unterdrückt und einschliesst! Was die Medien sagen, interessiert uns einen Dreck. Es interessiert uns einen Dreck, ob dieser Mann kriminell war oder nicht, ob juristisch bewiesen werden kann, inwiefern zu seinem Tod aktiv beigetragen wurde (die Umstände sind ziemlich offensichtlich), oder ob es schlicht die Folgen einer auf wenige Quadratmeter reduzierten Existenz sind, die ihn letztendlich umgebracht haben. Es ist eine ganze Gesellschaftsordnung, die diesen Mann erstickt hat, es ist die akzeptierte Existenz von Ausschaffungen und Knästen, von Bullen und Funktionären, von Staaten und Grenzen. Nur zu gut sehen wir immer wieder, wie mit Leuten umgegangen wird, die nicht resignieren, die diesen bedrohlichen Drang nach Revolte verspüren, vor dem sich die Herrschenden so fürchten. Dieses ewige Potential mit ihrem Zugriff auf uns zu brechen, um die bestehenden Verhältnisse im Denken und im Handeln in Frage zu stellen.

Auch jener Ausschaffungshäftling gab sich seinem Schicksal nicht einfach hin, schon Tage zuvor trat er in Hungerstreik und noch während man ihn gefesselt ins Flugzeug zerren wollte, setzte er sich zur Wehr. Gesundheitlich geschwächt, in Fesseln liegend und umgeben von Bullen fand er den Tod. Die Vorstellung ist grausam und verächtlich...
Ja, in diesem klimatisierten Warenparadies der verallgemeinerten Belanglosigkeit:
Wir sind wütend!

Und gerade weil es hierzulande so fern scheint dies zu sagen, ist es umso notwendiger: Unter der heuchlerischen Oberfläche des sozialen Friedens schwelt ein Krieg. Jener seit jeher andauernde Krieg zwischen den Eignern dieser Welt und denjenigen, die sie zu ertragen haben; zwischen den Reichen und Mächtigen, die ihre Privilegien zu verlieren haben, und den Armen und Unterdrückten, die, in einem Aufstand voller Wut und Liebe, alles zu gewinnen haben.

MÖGEN DIE AUSSCHAFFUNGSKNÄSTE GEMEINSAM MIT DER ORDNUNG, DIE SIE BENÖTIGT, IN UNSEREM MEER AUS VERACHTUNG UNTERGEHEN! FREIHEIT FÜR ALLE!

Artikel übernommen von :: ch.indymedia.org/de, 20. Mar 2010