Quellenangabe:
Drohende Räumung der IG Treibstoff am Nordbahnhofgelände (vom 21.05.2010),
URL: http://no-racism.net/article/3376/,
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[21. May 2010]
Der Wagenplatz Treibstoff ist nach der Überwinterung beim Prater seit Anfang April 2010 wieder auf Reise. Wann ein längerfristiges Grundstück gefunden wird, bleibt abzuwarten. Aussendung der Wagentruppe Treibstoff vom 21. Mai 2010.
Seit nunmehr fast 2 Wochen wird ein kleiner Bruchteil des 1000den m² brachliegenden Nordbahnhofs von uns, der Wagengruppe Treibstoff, bewohnt, belebt und gestaltet. Der Kohlenhof 4, auf dem wir uns befinden, ist offensichtlich seit Jahren ungenützt und wird dies auch noch einige Zeit bleiben.
(Wir sehen in diesem Platz ideale Voraussetzungen für die Verwirklichung unserer alternativen und experimentellen Lebensform. Trotz der zentralen Lage würden wir hier niemand zur Last fallen, da es keine unmittelbare Anrainerschaft gibt.) Wir zeigen zum wiederholten Male auf, dass es zentrale, brachliegende, damit ungenützte, Flächen in Wien gibt. In diesem Fall ist die ÖBB, Besitzerin des Grundstücks, nicht an einer Zwischennutzung interessiert. Durch Bemühungen unsererseits, wie die persönliche Aushändigung eines Konzepts und einem Vertragsbeispiel einer erfolgreichen Zwischennutzung auf Bahnhofsgelände einer Wagengruppe in Bremen, gab es bis dato keine Reaktion. Seitens der ÖBB wird eine gnadenlos repressive Spekulationspolitik betrieben, in deren Logik Brachflächen sinnlos ungenützt bleiben, anstatt diese kreativ zwischen zu vermieten.
Ganz im Gegenteil wurde uns aus internen Kreisen vermittelt, dass die ÖBB unser Vorhaben sanktionieren wolle. Es wurden uns Verwaltungsstrafen in Form von Besitzstörung und unbefugten Betreten in der Höhe von bis zu 3000 Euro pro Person angedroht, sollten wir das Gelände nicht unverzüglich verlassen. Hinzu kämen natürlich Kosten für die Beschlagnahmung und Aufbewahrung unserer rollenden Lebensräume. Die Verantwortlichen der Stadt Wien, wie Wohnbaustadtrat und Vizebürgermeister Michael Ludwig, sehen diesem existenzgefährdenden Treiben tatenlos zu.
Wir können und wollen es nicht akzeptieren, auf der einen Seite ignoriert zu werden und auf der anderen Seite mit dermaßen repressiven Handlungen konfrontiert zu sein.
Nach nicht nur einmaligen, sondern ausdrücklich mehrmaligen Versuchen mit der Stadtregierung Wiens in Kontakt zu treten (siehe Beispielsweise: Offener Brief an den Gemeinderat vom 08.04.2010), einen Dialog zu führen und Verantwortliche zu eruieren, scheitern wir anscheinend nicht bloß an einer absoluten Intoleranz, sondern auch an einer vollkommen untragbaren institutionellen Inkompetenz.
Doch jetzt ist die Zeit der Verhandlungen vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat. Anscheinend möchte die Stadt Wien überhaupt keine einvernehmliche Lösung anstreben, sondern setzt durch ihre Hinhaltetaktik und Ignoranz bewusst auf Eskalation. Wir aber können diesen ständigen Nerven aufreibenden Kampf um unsere Lebensgrundlage nicht ewig mit diesen Mitteln fortführen. Darunter leiden unser Privatleben, unsere Kinder und Familien sowie unsere Arbeit und unsere finanzielle Situation. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, den jetzigen Platz am Wiener Nordbahnhof nicht mehr einfach so zu verlassen.
Unser Ziel ist nicht die Konfrontation, sondern das Aufzeigen unserer Ausweglosigkeit sowie das Aufzeigen der Unfähigkeit und Kompromisslosigkeit der Verantwortlichen in der Stadtregierung. Es wäre ein Leichtes für die Stadt Wien, sich mit der ÖBB und uns zu einigen, darüber hinaus wäre es ein Einfaches geeignete Gelände für Zwischennutzung wie in der Krieau oder beispielsweise in der Baumgasse endlich für kulturelle und alternative Zwischennutzungsprojekte frei zu geben. Es kann so nicht mehr weiter gehen!
Her mit den Wagenplätzen!
Nieder mit spekulativer Stadtplanung!
Treibstoff brennt!
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