Quellenangabe:
Kundgebung in Innsbruck nach Bombenanschlag auf Flüchtlingsheim in Graz (vom 13.09.2010),
URL: http://no-racism.net/article/3497/,
besucht am 23.11.2024
[13. Sep 2010]
Kundgebung in Innsbruck nach Bombenanschlag auf Flüchtlingsheim in Graz
Aufruf zu einer Kundgebung gegen Rassismus anlässlich des Bomben- anschlags auf ein Heim für AsylwerberInnen in Graz - Montag 13.09.2010, 17 Uhr, Annasäule, Innsbruck!
In der Nacht vom 10. auf den 11. September wurde ein rassistischer Bombenanschlag auf ein Asylheim in Graz Puntigam verübt. Durch Glück kam niemand durch die Explosion zu Schaden, obwohl die Sprengkraft des Sprengkörpers darauf schließen lässt, dass Tod und schwere Verletzung von Heimbewohner_innen beabsichtigt waren oder zumindest in Kauf genommen wurden.
Dieses Attentat bedeutet eine Morddrohung gegen alle Menschen, die als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind, weil sie aus verschiedensten Gründen aus ihrer Heimat fliehen mussten, aber Polizei und Verfassungsschutz sprechen immer noch von "unklaren Motiven" und der Vorfall wird heruntergespielt. Das Vertuschen rassistischer Angriffe, ihre Relativierung oder Verharmlosung zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte jüngster Vorfälle dieser Art. Durch das Entpolitisieren dieser Gewalttaten werden die Taten vereinzelt behandelt, die Wurzeln dieses Problems bleiben unangetastet.
In den vergangenen Jahren kam es zu mehreren besonders auffälligen rassistischen Angriffen:
- Im Juli 2010 verübten Rechtsextreme einen Brandanschlag auf ein Migrant_innenwohnheim in Wien Floridsdorf
- Im Sommer 2009 kam es zu einer Pogromszene in Ainet in Osttirol,
bei der ein Gruppe von Roma von Besucher_innen eines Dorffestes attackiert wurde und mit einer Polizeieskorte aus dem Ort geleitet werden musste.
- Im Frühjahr 2009 störten Rechtsextreme eine Gedenkfeier in Mauthausen, auf eine Wand der Gedenkstätte wurde der menschenverachtende Spruch "Was unsren Vätern der ewige Jud, das ist uns heut die Moslembrut" geschrieben.
- Im Juni 2008 wurde ein Asylheim in Klagenfurt angezündet. Ein Mensch starb, als er aus einem Fenster sprang, um den Flammen zu entgehen.
Dies sind nur wenige Vorkommnisse von vielen, die rassistischen Terror in Österreich schildern. Tag für Tag geschehen solche Übergriffe, und ihre Brutalität nimmt zu. Ziele solcher Angriffe sind auch politisch Andersdenkende, was sich kürzlich durch Zerstörung eines SJ Lokals in Wien oder den letztjährigen Angriff auf ein autonomes Lokal in Wien zeigte.
Die Angriffe in Österreich passen in ein Klima der Fremdenfeindlichkeit, das alle großen Parteien mit ihrer Asyl - und Migrationspolitik schüren und das zur Zeit in der Steiermark durch die rassistische Hetze der FPÖ aufgeladen wird, wie sich am Beispiel des inzwischen gesperrten Minarettspiels zeigt.
Aber nicht nur Österreich sieht eine Verschärfung der Problematik. Hass gegen Migrant_innen macht sich in ganz Europa bemerkbar. In Italien brannten 2009 Siedlungen von Migrant_innen, Frankreich schiebt Roma ab, in Russland, Ungarn, Tschechien und der Slowakei kommt es regelmäßig zu rassistischen Morden.
Die alltägliche Grundlage des Rassismus muss von jeder_jedem einzelnen bekämpft werden, alltägliche Diskriminierungen müssen da angegriffen werden, wo sie passieren:
- Polizeikontrollen gegen Migrant_innen kritisch beobachten
- Rassistische Sprache nicht dulden
- Zivilcourage zeigen, wenn Menschen rassistisch angegriffen werden - einschreiten
Bei massiver Gewalt wird es für einzelne Menschen schwierig, sich einzumischen, ohne selbst in Gefahr zu geraten - hier kommt es auf gemeinsames Auftreten und Handeln an, rechte Strukturen müssen möglichst aktiv bekämpft werden, anstatt auf Gewalttaten zu warten, wird es Zeit, rassistischen Strukturen offensiv die Stirn zu bieten. Aber es ist noch wichtiger, eigene Strukturen aufzubauen, die ein solches gemeinsames Handeln ermöglichen und solidarisches Zusammenleben und -arbeiten in der Praxis erproben.
Nie wieder Rassismus, Nie wieder Oberwart! Rassistische Gewalt im Alltag bekämpfen!
Aufruf zuerst veröffentlicht auf :: imzoom.info und :: at.indymedia.org.