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Quellenangabe:
Aufruf zur FrauenLesbenMädchen Demonstration am 8. März 2011 (vom 19.02.2011),
URL: http://no-racism.net/article/3685/, besucht am 24.04.2024

[19. Feb 2011]

Aufruf zur FrauenLesbenMädchen Demonstration am 8. März 2011

Demo: Dienstag, 8. März 2011, Treffpunkt 17 Uhr Christian-Brodaplatz, 1060 Wien.

Aufruf zur FrauenLesbenMädchenDemonstration am 8. März 2011


100 Jahre Internationaler Frauenkampftag

Mit der heutigen Demonstration knüpfen wir an, an 100 Jahre Frauenkampftag.
In Wien fand am 19.März 1911 die erste große Demonstration für Frauenrechte statt, 20.000, mehrheitlich Frauen, Arbeiterinnen gingen gemeinsam auf die Straße. Doch die Geschichte des Frauenwiderstands hat schon lange vorher begonnen, seit es Herrschaft über Frauen gibt, leisten Frauen vielfältigen Widerstand.
Wir beziehen uns auf Frauenwiderstandsgeschichte, erkennen die Unterdrückungsverhältnisse und machen sie sichtbar, verteidigen das Erkämpfte und führen den Kampf für internationale Frauenbefreiung in Verbundenheit mit allen Frauen der Welt.

Wenn wir als Feministinnen für Frauenbefreiung kämpfen, organisieren wir uns gegen die HERRschaft von Patriarchat, Kapitalismus und Rassismus, begreifen und bekämpfen die Gesamtheit der Verhältnisse. Solange eine dieser Unterdrückungsformen weiterhin besteht, kann keine von uns wirklich frei sein.
Diese Lebensbedingungen sind weder Zufall noch Schicksal, sie sind die Folgen eines Gesellschaftssystems, das HERRschaftsverhältnisse bewusst produziert. Dieses System ist veränderbar!


Eigenständige FrauenLesbenorganisierung - Warum eine FrauenLesbenDemo?

Selbstorganisierung von FrauenLesben begreifen wir als notwendigen Schritt für die Befreiung von uns allen und für jede einzelne. Nur so können wir gesellschaftliche Widersprüche, in denen wir uns als FrauenLesben bewegen, bewusst begreifen, diese diskutieren und analysieren, um sie letztendlich aufzulösen und Freiheit zu entwickeln. Wir brauchen eine Utopie, freie unabhängige Frauenperspektiven, mit denen wir unsere Selbstentfremdung als Frauen überwinden, die uns durch das Patriarchat seit Jahrtausenden aufgezwungen wird.

Feminismus ist die Grundlage für die Befreiung der gesamten Gesellschaft (inklusive der Männer). Wenn Männer ihr Dasein nicht mehr auf der Grundlage von Frauenausbeutung bestimmen können und Frauen ohne (Hetero-)Sexismus und Patriarchat selbstbestimmt leben, werden die Arbeitsverhältnisse, Lebensbedingungen und Beziehungen radikal auf den Kopf gestellt.


Was wäre, wenn wir Frauen keine Versorgungsarbeit mehr leisten?

Die gesamtgesellschaftliche Arbeitsteilung rund um Haushalt, Kinder, Alten- und Krankenpflege liegt in der Verantwortung aller. "Mütter" und Frauen ganz allgemein werden entlastet, können ihren eigenen Interessen nachgehen, ab jetzt liegt die Umsorgung von Kindern nicht mehr allein in ihrer Hand und Kinder werden von Eltern nicht mehr als Besitz angesehen; die "Alten" werden nicht auf ein Abstellgleis gestellt, sondern bleiben aktiver und bereichender Bestandteil, die "Drexarbeit" wird im Kollektiv untereinander aufgeteilt. Frauen haben selbstverständlichen Zugang zu allen Berufen. Menschliche Vielfalt wird als Bereicherung empfunden und nicht durch Normierungen zerstört.


Was wäre, wenn wir Frauen aus den Klauen der patriarchalen Kleinfamilie ausbrechen?

FrauenLesben leben freie Beziehungsnetzwerke und vielfältige Lebensformen - allein, zu zweit, in Wohngemeinschaften, Kommunen, als Kollektive. Frauen definieren sich nicht mehr über "ihre" (Ehe-)Männer, treffen eigene Entscheidungen und träumen freie Utopien. Solidarität unter Frauen, ein Leben in Respekt und Verbundenheit zueinander, liebevolle und zärtliche Freundinnenschaften und lesbische Beziehungen werden frei gelebt.


Was wäre, wenn wir Frauen uns nicht mehr von ChefInnen ausbeuten lassen?

Arbeiterinnen und Angestellte schließen sich lokal zusammen, in jedem Betrieb auf der Welt organisieren wir Streikkomitees, die miteinander vernetzt sind. Der Generalstreik wird beschlossen, das gesamte Eigentum an Grundbesitz und Produktionsmittel wird kollektiviert.
Nun kann die Selbstverwaltung beginnen, tage- und nächtelang wird darüber diskutiert, was sinnvoll ist noch herzustellen und wie viel es an Gütern braucht für die Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft. Monats- und Jahrespläne werden aufgestellt. Der Anbau von Lebensmitteln und notwendigen Gütern wird nach regionalen Bedürfnissen bestimmt, die Verteilung der Ressourcen erfolgt über dezentrale Wirtschaftsplanung.
Arbeit bekommt einen neuen Wert, ist kein Zwang mehr.


Was wäre, wenn wir Frauen sexuell nicht mehr zur Verfügung stehen?

Die gesamte Sex- und Pornoindustrie, Prostitution, Frauenhandel, aber auch Werbung, Modellagenturen, militärische Bünde und alle anderen Wirtschaftsbereiche, die Frauenkörper als Ware benutzen, brechen zusammen. Frauen stehen ungeahnte Ressourcen zu Verfügung, weil sie nicht mehr darauf achten, in allen Lebenslagen "schön" und sexy zu sein. Den Status des Sexobjektes gibt es nicht mehr. Anerkennung und Liebe ist nicht mehr an sexuelle Verfügbarkeit gebunden. Wir Frauen haben endlich die Möglichkeit, unsere Sexualität frei zu erforschen und zu kommunizieren - allein oder mit anderen.


Was wäre, wenn wir Frauen uns auf dieser Welt grenzenlos bewegen können?

Frauen können sich allein und zu mehrt, frei und ohne Angst, nachts und tagsüber in den Gassen, Wäldern, Bergen, Wüsten und Städten bewegen.
Es gibt keine "Nationalstaaten" mehr, die mit Polizei und Militär Menschen jagen und einsperren, verfolgen und kontrollieren aufgrund "Innerer Sicherheit" oder als "Wirtschaftsstandorte" gegen andere Länder Kriege führen und sie ausbeuten. Frauen können sich, ungehindert und frei von Grenzkontrollen und bürokratischen Verfahren, bewegen. Asylanträge werden keine mehr
gestellt, Abschiebungen gibt es nicht mehr. Die Mauern der Knäste und Schubhäfen werden eingerissen, die Festung Europa wird abgeschafft.

Frauen Feministinnen Lesben haben beschlossen, das Patriarchat zu beenden. Wir lassen uns nicht länger ausbeuten, unterdrücken, zurichten, verheiraten, vergewaltigen oder abschieben! Wir leisten organisierten Widerstand, heute und jeden Tag überall auf der Welt! Her mit dem schönen Leben! Jetzt!
Feministisch - revolutionären Gruß und Kuss an alle kämpfenden Frauen Lesben in allen Regionen und Ländern der Welt - Es lebe der internationale Frauenbefreiungskampf!

Demo-Treffpunkt:
Dienstag 8. März 2011, 17 Uhr Christian-Brodaplatz, 1060 Wien (Westbahnhof/Innere Mariahilferstr.)
nach der Demo: FrauenLesbenFestl im FZ-Beisl (Währingerstr.59/Ecke Prechtlg., 1090 Wien)



Termine


Veranstaltungen im FZ + und rund um 100 Jahre Frauentag:
FZ: autonomes FrauenLesbenMädchenZentrum: Währingerstr.59/ Eingang Ecke Prechtlg., 1090 Wien

* 5.3. / Infotisch zum 8. März + Theaterperformance zur Frauenbewegungsgeschichte und Olympe de Gouges von THEA.DA
9:00 Brunnenmarkt, 1160 Wien
12:00 Viktor - Adler Markt, 1100 Wien
19:30 im FZ-Beisl Film "Das Schweigen um Christine M." Klassikerin der feministischen Filmgeschichte

* 12./13.3. / FZ (2.Stock): Wen-do Schwerpunkt Verteidigung gegen Messer

* 18.3. / FZ-Beisl um 19.30 Uhr: Bilder und Infos zu feministischer Selbstverteidigung und Frauen, die sich gegen Vergewaltiger und Misshandler gewehrt haben, anschließende Diskussion

* 19.3. / FZ - Beisl: FrauenLesbenfest anlässlich 100 Jahre Frauentag

* 4.3. - 4.4. / FZ - Beisl: Ausstellung "Manifeste der autonomen Frauenbewegung"

* 24.3. / 19.30 Uhr im FZ-Beisl: Vortrag: Antifeminismus und Männerbündelei

* 4.3 - 30.6. / Volkskundemuseum: Ausstellung FESTE.KÄMPFE zu 100 Jahre Frauentag

* Berichte von Teilnehmerinnen + Infoveranstaltung zum Weltfrauenkongress in Venezuela/März 2011

* Infoveranstaltung zum Diskussionspapier "Alle Kämpfe beginnen mit Utopien" der kurdischen Frauenbewegung ... zu Organisierung eines gemeinsamen Weltfrauenkongress wird aufgerufen.

Das Programm ist noch nicht vollständig, wird laufend ergänzt und aktualisiert unter: http://fz-bar.wolfsmutter.com/