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Quellenangabe:
Brief vom Vorstand des MitarbeiterInnenvereins von Orange 94,0 an K. (vom 10.04.2000),
URL: http://no-racism.net/article/39/, besucht am 16.04.2024

[10. Apr 2000]

Brief vom Vorstand des MitarbeiterInnenvereins von Orange 94,0 an K.

Die für alle SendungsmacherInnen verbindlichen Radiorichtlinien schreiben ganz klar den Ausschluss von Sexismen aus dem Programm von Orange 94,0 vor. Dennoch kann es leider immer wieder zu nicht akzeptierbaren sexistischen Aussagen kommen, die oft als Satire deklariert werden.

Vielen Dank für deine Kritik!

Als Vorstand des MitarbeiterInnenvereins kommt uns die Aufgabe zu, gegen Verstöße gegen die Richtlinien zu intervenieren. Dass dies nicht immer gelingt, liegt vor allem an der von allen Beteiligten jedoch als sehr wichtig erachteten offenen Struktur des Radios. Wir sind aber bemüht, Diskussionen zu den Richtlinien zu initiieren und aufrecht zu erhalten und damit das Bewusstsein dafür zu fördern. Wenn Probleme auftreten und uns diese bekannt werden, laden wir die SendungsmacherInnen zu Gesprächen ein.

Dabei sind wir auf Kritiken von hörerInnen angewiesen, wie sie jetzt von dir kamen. Wir werden anhand des von dir geschilderten Falls das Problem von Sexismen im Radio im nächsten RadiomacherInnenplenum erneut thematisieren.

Wir möchten dich aber auch ersuchen, Orange 94,0 nicht als homogenes Radio, sondern als pluralistisches Projekt mit all den damit verbundenen Problemen und Vorteilen zu sehen. Jede Sendung wird von anderen RadiomacherInnen gemacht, die über unterschiedlichen politischen Bewusstseinsstand verfügen. Sexistische Positionen beruhen mit Sicherheit nicht auf einem Konsens im Radio. Antisexistische leider auch nicht unter allen SendungsmacherInnen.

Zum konkreten Fall: Den von dir in Zweifel gezogenen Polizeieinsatz gegen DemonstrantInnen hat es sehr wohl gegeben. Es ist Ziel unserer Demoberichterstattung - nicht nur an diesem Tag - solche Vorfälle so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit zu bringen, um gewalttätige Polizeiaktionen abseits von Öffentlichkeit zu verhindern. Dementsprechend haben unsere beiden ReporterInnen, die dort waren, direkt von der Demo darüber berichtet. Solche Berichte werden soweit wie möglich prioritär behandelt, was durchaus etwas Hektik erzeugt haben kann. Das entschuldigt freilich nicht sexistische Äußerungen. Wir würden nur vorschlagen, diese argumentative Verknüpfung zu entflechten. Das eine (Berichterstattung über Polizeigewalt) hat mit dem anderen (sexistische Beiträge und Kommentare) unserer Ansicht nach nichts zu tun.

nochmals Danke für deine Kritik und liebe Grüße
der Vorstand des MitarbeiterInnenvereins für ein freies Radio in Wien