Quellenangabe:
Anti-Man(n)ifest zur Vernichtung der Freiräume (vom 29.09.2011),
URL: http://no-racism.net/article/3917/,
besucht am 22.11.2024
[29. Sep 2011]
Wir hassen euch alle!!! Auch in linken Gruppen wird eine sexistische Kultur gepflegt, die wir als Feministinnen nicht unterstützen können und wollen.
Wir haben keinen Bock mehr, uns in Männergruppen rein zu setzen und dort die Position der Feministin zugewiesen zu bekommen, die als antisexistisches Gewissen funktionieren soll - eine Alibifunktion, die diese Gruppen brauchen, um patriarchal machistische Gruppenstrukturen zu legitimieren.
Linkspolitische Gruppen benutzen die Artikulation eines antisexistischen Konsens als Werbeeffekt und Anstandsbekundung. Jeder Versuch einer praktischen Auseinandersetzung mit den gruppeninternen Sexismen wird bewusst sabotiert. Feministinnen verlassen die Gruppen, verfallen in Schweigen und/oder werden weiterhin emotionalen Extremsituationen ausgesetzt. Sie werden als "faschistisch" propagiert, als "irrational" dargestellt und innerhalb ihrer sozialen Zusammenhänge diffamiert. Ihnen werden Intentionen und Eigenschaften zugeschrieben wie bspw. "rachsüchtig" zu sein, "übersensibel", "zu emotional" und "intrigant".
Eine offene Kritik wird oftmals nicht nur in den persönlichen Bereich verdrängt, sondern ihr auch auf politischer Ebene Substanz abgesprochen, indem die Fähigkeit von Frauen zur (feministischen) Theoriearbeit in Frage gestellt wird. Während antisexistische Kritik verlächerlicht wird, bekommen antifeministische Positionen grundsätzlich Raum zur Auseinandersetzung, da sie als diskussionswürdig angesehen werden.
Die Leute, die ein Problem benennen sind nicht selbst das Problem! Und es sind nicht wir, die nicht in gemischte Gruppen passen, sondern Typen, die uns ständig mit Sexismus konfrontieren! Es ist nicht unsere Pflicht, euer Verhalten als Konsequenz eurer Sozialisierung zu ertragen. Es ist nicht unsere Verantwortung, euch zu erziehen, zu belehren und Lösungsansätze zu bringen für Probleme, die aus eurem Verhalten heraus entstehen! Wir können euren Sexismus nicht beseitigen und wir stehen nicht gerade für euren Brainfuck. Seit eure eigenen Quotenfeministinnen!
Politräume sind ein Netzwerk aus Selbstgefälligkeit, Freundal*wirtschaft, Selbstprofilierung und einer Alpha-, Beta-Menschchen-Symbiose, die sexistische Hierarchien aufrecht erhält und wodurch schwierige Fragestellungen und theoretische Konflikte nicht zu einer Weiterarbeit an antisexistischen Positionen führen, sondern von Typen benutzt werden, um feministische Theorien per se zu delegitimieren und infantilisieren.
Frauen anzugreifen ist in der Linken ein stiller Konsens, Typen anzugreifen gilt hingegen als unsolidarisch. In welchen Demoorganisationsgruppen gegen Männerbünde wird feministische Kritik noch angenommen? Weshalb wird diese Kritik auf Frauenblöcke ausgelagert und findet nicht auch außerhalb statt? Wieso werden Frauen vorgeschickt, um sexistische Vorfälle zu "untersuchen"?
Zu Sexismus gibt es keine neutrale Position. Sich herauszuhalten ist ein Statement! Indifferente Standpunkte führen zu Ausschlüssen von jenen, die Gruppendynamiken hinterfragen.
Also fordern wir die Vernichtung aller Freiräume zugunsten von Schutzräumen. Und wir fordern, dass sich Freiräume und Politgruppen als das outen, was sie sind - eine Handvoll von Schwänzen, die elitär in der ersten Reihe stehen.
Wir solidarisieren uns mit B-Hörnchen in der Linken!
Alles Liebe, eure
fluoreszierende Frequenzresonanz
Artikel übernommen von :: at.indymedia.org, 29. Sep 2011.