Quellenangabe:
Bulgarien: Rassistische Ausschreitungen überall im Land (vom 30.09.2011),
URL: http://no-racism.net/article/3919/,
besucht am 24.11.2024
[30. Sep 2011]
Bulgarien: Rassistische Ausschreitungen überall im Land
Seit am 23. September 2011 ein junger Mensch im bulgarischen Dorf Katunitza bei Plovdiv durch die örtliche Mafia ums Leben kam, nutzen faschistische Gruppen und andere Rassist_innen im ganzen Land den Vorfall, um anfangs legitime Proteste gegen Mafia- strukturen in "ethnische" Pogrome gegen Roma umzumünzen, Häuser anzuzünden und Romaviertel mit Waffen anzugreifen.
Kiril Rashkov, auch als "Zar Kiro" häufiger in den Medien und einflussreiche in der Mafia vor allem durch illegalen Alkoholhandel habe den Jugendlichen mehrfach mit bedroht und seine Leute geschickt, um ihn zu überfahren, so die Eltern des Verstorbenen. Da Rashkov Rom ist, wurde der Anlass von organisierten Faschist_innen in Bulgarien schnell aufgegriffen, um den Konflikt in einen ethischen umzudeuten. Rashkov pflegt scheinbar gute Beziehungen zur Polizei, wie selbst Mainstreammedien nicht verbergen und ist als reicher einflussreicher Mensch, der auch in Morden involviert ist, bekannt. Somit ist es mehr als verständlich, dass Menschen nach dem Vorfall auf die Strassen gehen. Schlimm ist dagegen, dass nicht Korruption und brutale kapitalistische Verhältnisse skandalisiert werden, sondern Medien und an der Regierung beteiligten Parteien wie Ataka schnell einen "ethnischen" Konflikt ausriefen und gleich auch die türkische Minderheit in Bulgarien mit ins Visier genommen wird.
Dies verlief leider sehr erfolgreich, wie sich an den zahlreichen Ausschreitungen in verschiedenen Städten Bulgariens sehen lässt. Bereits bei der ersten Demonstration in Katunitzka beteiligten sich angereiste Faschisten und im Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen in Bulgarien in weniger als einem Monat sind die Angriffe auf Roma und andere nicht-Bulgar_innen alles andere als spontan.
Treffend beschreibt Tomasz Konicz in seinem :: Artikel auf Telepolis:
"Die angeblichen - bislang nicht bewiesenen - kriminellen Umtriebe des Roma-Klanführers Raschow dienten somit als Vorwand, als Katalysator, um den schwellenden Antiziganismus zum Ausbruch zu verhelfen. Die in Bulgarien allgegenwärtige Mafia-Herrschaft und Korruption wird somit in den Roma personifiziert, die zu Sündenböcken gestempelt werden. Die Kriminalität wird im Endeffekt zu einem "ethnischen" oder "rassischen" Merkmal der Roma ideologisiert. Soziale Widersprüche - wie etwa die tatsächlich weitverbreitete Elendskriminalität - werden so zu Eigenschaften einer Menschengruppe erklärt. Den verhetzten Pogromteilnehmern scheint es somit, als ob Kriminalität, Verelendung und Arbeitslosigkeit, die auch in Bulgarien seit Krisenausbruch wieder zunehmen, im Gefolge der Vertreibung der Roma ebenfalls verschwinden würden."
Seit dem Tod von A. Petrov gab es zahlreiche Ausschreitungen gegen Roma und Türk_innen in Bulgarien. Das Haus von Rashkov wurde abgebrannt und seine Familie evakuiert. In Plovdiv versuchten mehr als 2000 Faschist_innen das dortige Romaviertel zu stürmen, lokale Roma gehen teilweise aus Angst vor Übergriffen nicht zur Arbeit und schicken ihre Kinder nicht mehr zur Schule, wie die
:: Sofia News Agency berichtet. In Pleven wurde das Haus einer Organisation angezündet, die eng mit der türkischen Community verbunden ist. In Sofia versuchten zwischen 1000 und 2000 Menschen die Moschee anzuzünden und das Parlament. Es gibt eine sehr starke Polizeipräsenz in den Straßen, die versuchten, den Mob davon abzuhalten, in die Romaviertel zu gelangen. Es wird von lautstarken rassistischen Parolen wie "Z* zu Seife verarbeiten" und "Türken unters Messer" berichtet. Der Mob ist mit Schaufeln, Messern und anderen Gegenständen bewaffnet. In Varna, Ruse und Burgas sind ebenfalls hunderte Menschen an rassistischen Angriffen beteiligt. Die Partei Ataka wirbt mit Solgans wie "Die Kriminalität der Z* - eine Gefahr für den Staat" in Broschüren, die verteilt werden.
Es gibt zahlreiche Verhaftungen und Verletzte und die Roma wehren sich gegen die Angriffe. Offizielle der EU haben
:: den Medien gegenüber die Ausschreitungen verurteilt.
Artikel bearbeitet übernommen von :: a3yo.noblogs.org, 29. Sep 2011.