Quellenangabe:
Break Isolation! Aktionstag gegen Flüchtlingslager und Residenzpflicht (vom 29.10.2011),
URL: http://no-racism.net/article/3933/,
besucht am 21.11.2024
[29. Oct 2011]
Im Rahmen der Break Isolation! Kampagne waren am Samstag, 22. Oktober 2011, ca. 500 MigrantInnen, Flüchtlinge und AktivistInnen gemeinsam mit UnterstützerInnen in Erfurt auf der Straße.
Flüchtlinge sprachen über ihre katastrophale Situation, Isoliertheit, Ängste, die Zustände in Lagern, ein Leben gezeichnet von Residenzpflicht, Gutscheinen, Abschiebeandrohung, Behördenwillkür, ausgeschlossen sein von Bildung, Arbeit, Gesundheit und gesellschaftlicher Teilhabe.
Mit dem Ziel, die Isolation der Flüchtlinge durch selbstorganisierte Strukturen zu durchbrechen, veranstaltete The VOICE Refugee Forum Jena und das Break Isolation! - Bündnis Thüringen am 22. Oktober 2011 einen Aktionstag in Erfurt. Zentrale Forderungen waren die Schließung aller Flüchtlingslager sowie die Abschaffung der Residenzpflicht. Während einer Dauerkundgebung am Erfurter Anger berichteten FlüchtlingsaktivistInnen aus allen Regionen Thüringens über entwürdigende, isolierende und menschenfeindliche Alltäglichkeiten eines Lebens im Lager und unter Kontrolle der AusländerInnenbehörden. Sie forderten insbesondere die Schließung der Lager in Zella-Mehlis, Gerstungen und Breitenworbis. Um ein Flüchtlingsnetzwerk aufzubauen, haben sie vor einigen Monaten angefangen, sich im Rahmen von The VOICE zu organisieren.
Während der Kundgebung wurden eine Infozeitung und Flugblätter verteilt. Zudem gab es eine Fotoausstellung des Umbruch-Archivs zu den Residenzpflichtprotesten 2001 zu sehen und eine weitere Ausstellung zu Lagern und Residenzpflicht heute in Thüringen.
Ab 14 Uhr begann die Demo am Hauptbahnhof, zu der sich mittlerweile mehrere hundert Menschen eingefunden hatten. Aus dem Karawane-Netzwerk waren Gruppen aus Hamburg, Hannover, Wolfsburg, Gifhorn, Bramsche, Wuppertal, Wittenberg, Halle, Berlin und Stuttgart angereist. Aus allen größeren Städten Thüringens waren AktivistInnen und linke Gruppen gekommen. Lautstark wiesen FlüchtlingsaktivistInnen im Verlauf der Demo auf die tödliche Realität der kapitalistischen Weltordnung hin, die Menschen zur Flucht zwingt, sie aber allerorts mit weiteren Ausgrenzungs- und Verfolgungsmechanismen bedroht. Sie riefen zur Solidarisierung mit dem Flüchtlingswiderstand auf, da der Kampf um die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen letztendlich der Kampf um die Rechte aller ist. Darüber hinaus wurde einigen Todesopfern des rassistischen Systems der BRD gedacht, u.a. Ruslan Polubiatka, Mohammed Sila, Shambu Lama und Michael Kelly, die durch die für sie zuständige AusländerInnenbehörde in den Tod getrieben oder mit Krankheiten allein gelassen wurden.
Die Abschlusskundgebung am Anger füllte eindrucksvoll der 19-jährige Mc Nuri aus Niedersachsen mit Rapmusik. Seine Lieder spiegeln das Leben in Unsicherheit, Kontrolle und Schikane wieder, das er seit einem Jahrzehnt hier in Deutschland leben muss. Seine Botschaft an alle Flüchtlinge: Lasst euch nicht unterdrücken und uns gemeinsam für unsere Freiheit kämpfen!
Siehe auch Fotos auf :: umbruch-bildarchiv.de, Videos auf :: archive.org und :: filmpiraten.blogsport.de (bzw. auf :: de.indymedia.org, Hintergrundinformationen auf :: breakisolation.blogsport.de.