Quellenangabe:
Imster Familie H. am Weg zur Abschiebung! (vom 29.11.2011),
URL: http://no-racism.net/article/3963/,
besucht am 22.12.2024
[29. Nov 2011]
Armen, Shushanik, Narek, Ashken und Anahit sollen bleiben. Aufruf der Plattform Bleibercht Innsbruck zum Protest gegen die Abschiebung, die für Dienstag Abend, 29. November 2011 geplant ist.
Montagmorgen, 28. November 2011 kommen Polizist_innen ins Imster Flüchtlingsheim (Tirol). Sie wollen Familie H. nach Armenien abschieben. Der Vater Armen und die Zwillingstöchter Ashken und Anahit werden in einen Polizeibus gebracht. Die Mutter Shushanik befindet sich seit mehreren Monaten wegen psychischer Probleme in ärztlicher Behandlung. Sie hat berechtigte Angst vor der drohenden Abschiebung. Seit letzter Woche befindet sich Shushanik im Zammer Krankenhaus zur stationären Behandlung.
Die Polizist_innen nehmen Shushanik dennoch direkt vom Krankenhausbett weg fest und bringen sie mit den drei anderen Familienmitgliedern nach Wien zur Abschiebung. Im Moment sitzen die vier in Familienschubhaft in Simmering und warten auf ihren Abschiebeflug, den wahrscheinlich die AUA Dienstag Abend mit einem Linienflug nach Eriwan durchführen wird.
Narek, der 18-jährige Sohn und hoch talentierter Judoka kann vor den Beamt_innen flüchten. Auch er sollte abgeschoben werden. Wir wünschen ihm alles Gute und hoffen, dass er sich dem rassistischen Behördenapparat entziehen kann und solidarische Unterstützung durch Menschen findet, die sich aktiv gegen dieses Unrecht stellen. Dieser Apparat zerstört menschliche Existenzen, setzt die Regeln menschlicher Umgangsformen außer Kraft und die Vertreter_innen beteuern stets, nur "die Pflicht" zu tun oder eben nur "die Gesetze" zu vollziehen.
Die Arbeitsteilung funktioniert gut: der Polizist, der die Familie festnimmt ist nicht derselbe wie die Beamtin, die den Abschiebebescheid verfasst. Die politischen Entscheidungsträger_innen im Parlament sind nicht diejenigen, die die Familie H. in der Familienschubhaft festhalten. Der Arzt oder die Ärztin im Krankenhaus, die die Patient_in für "abschiebefähig" erklärt, ist dassselbe Rädchen im Abschiebesystem wie der Pilot oder die Pilotin des Abschiebefluges. Die meisten machen sich nur ein bißchen die Hände schmutzig,sodass sie alle gut nachts einschlafen können. Niemand trägt die volle Verantwortung, alle tragen "ein bißchen" zum herrschenden Unrecht bei.
Solange Abschiebungen still & heimlich stattfinden, ist es schwierig, diese zu erschweren oder zu verhindern! Aber Widerstand und ziviler Ungehorsam gegen dieses systematische Unrecht ist vorhanden und auch notwendig. Was können Menschen tun?