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Quellenangabe:
Gegen den WKR-Ball, Studentenverbindungen und den österreichischen Normalzustand! (vom 17.01.2012),
URL: http://no-racism.net/article/4016/, besucht am 29.03.2024

[17. Jan 2012]

Gegen den WKR-Ball, Studentenverbindungen und den österreichischen Normalzustand!

Aufruf von antifanet.at zu Aktionen gegen den WKR-Ball, der am 27. Jänner 2012 in Wien stattfinden wird.

:: antifanet-Aufruf gegen den WKR-Ball 2012 vom 09.01.2012


Am 27. Jänner ist es wieder einmal so weit. Deutschnationale Burschenschafter und Rechtsextreme aus ganz Europa treffen sich beim Ball des Wiener Korporations Ring (WKR) in der Hofburg. Dort wird dann nicht nur getanzt und gefeiert sondern es werden auch eifrig Kontakte geknüpft. Aufgrund des skandalverdächtigen Zusammenfallen des diesjährigen Veranstaltungsdatums mit dem Auschwitz Gedenktag und dem darauf folgenden Medienrummel, wurden die Schmissfressen vom WKR ab 2013 offiziell aus der Hofburg geworfen. Argumentiert wird dieser Schritt aber nicht etwa mit der Notwendigkeit eines konsequenten Antifaschismus, sondern lediglich mit dem Verweis auf eine drohende Imageschädigung für die Nation.

Dass der WKR aus seinem üblichen Ambiente geworfen wurde, mag zwar grundsätzlich als kleiner Erfolg verbuchbar sein, weil den Burschis damit beim Tanzen ein Bein gestellt ist - an ihrer Ideologie und ihrem politischen Einfluss ist damit aber noch lange nicht gerüttelt. Weiterhin werden unter anderem mehrere Nationalratssitze, als auch das Amt des dritten Nationalratspräsidenten von deutschnationalen Burschenschaftern bekleidet. Im Angesicht der österreichischen Realität scheint das aber ohnehin nicht sonderlich zu verwundern. Tatsächlich sind Rassismus, Sexismus usw. keine Randgruppenphänomene, sondern trauriger Alltag. Deshalb macht es auch wenig Sinn lediglich "Nazi-Polizei" zu spielen und dabei die Verhältnisse in denen wir unser Dasein fristen, aus dem Fokus der Kritik zu nehmen.

Am Beispiel von reaktionären Studentenverbindungen wird allerdings so manche Alltagsscheiße deutlich sichtbar. Dort verbrüdern sich nämlich diejenigen, die in unserer verrückten Gesellschaft sowieso noch am besten dastehen. Im kleinen Kreis wird dann ausprobiert, wonach es insgeheim gar nicht so wenig Österreicher sehnt: Eine Welt für "echte Kerle", ganz ohne "Emanzen, Homos und Ausländer." Ein dem Rollenbild entsprechendes Verhalten und ständige Opferbereitschaft für das Vaterland, wird den Anwärtern für "die Elite des deutschen Volkes" durch vielerlei Rituale eingetrichtert. Etwa beim streng reglementierten Saufen oder beim Fechten der Mensur. Das Aufgeben von Individualität und persönlicher Bedürfnisse zugunsten einer kollektiven Identität wird hier aber nur noch krasser durchgesetzt als ohnehin in der bürgerlichen Gesellschaft üblich.

Im tagtäglichen Hauen und Stechen des Kapitalismus herrscht genauso systematischer Ausschluss. Betroffen sind all jene die nicht zum Wohl der Nation beitragen können oder wollen. Ihnen droht je nach Staatsbürger_innenschaft entweder kontinuierlicher Leistungsterror von AMS und Co. oder überhaupt gleich die Abschiebung. Opferbereitschaft für die nationale Sache gilt gerade in Krisenzeiten nicht nur der Rechten sondern allen bürgerlichen Parteien als absolute Notwendigkeit. Patriotismus und Standorttreue stehen keinesfalls zur Debatte - diskutiert wird nur wie Österreich am besten geholfen sei.

Der vielfache Ausschluss von Frauen* aus gesellschaftlich anerkannten Positionen oder die Minderbewertung erbrachter Leistungen beschränkt sich ebenfalls nicht auf formal festgelegte Männerbünde - Patriachales Dominanzverhalten ist Produkt jahrelanger Sozialisation und durchzieht die gesamte Gesellschaft. Wer seinen*ihren sexistischen Rollenzuschreibungen nicht entspricht oder von der heterosexuellen Norm abweicht hat genauso mit Ausgrenzung zu rechnen. Pöbeleien oder sogar physischer Gewalt sind hier keine Seltenheiten.

All diesen Zumutungen wollen wir keinen Tag länger ausgesetzt sein! Aber noch weniger wollen wir uns die Perspektive einer befreiten Gesellschaft von reaktionären Ideologien kaputtmachen lassen. Wenn wir also auf die Straße gehen, dann prinzipiell gegen Nationalismus, Sexismus, Antisemitismus, Homophobie und den ganzen anderen Scheiß. Statt Ausgrenzung und Bedürfnisfeindlichkeit wollen wir das schöne Leben für alle!

Gegen das Konstrukt von Gender und Nation!
Für die soziale Revolution!