Quellenangabe:
Der Täter steht jetzt schon fest (vom 18.01.2012),
URL: http://no-racism.net/article/4020/,
besucht am 22.12.2024
[18. Jan 2012]
In Dessau haben Unbekannte einen Molotow-Cocktail auf das Polizeirevier geworfen und laut Angabe der Polizei den Schriftzug "Oury Jalloh, das war Mord" an eine Fassade gesprüht. Pressemitteilung der Initiative In Gedenken an Oury Jalloh.
Die MZ (Mitteldeutsche Zeitung) berichtet davon, dass es am heutigen Mittwoch (18. Jänner 2012) einen "Brandanschlag auf das Polizeirevier Dessau" gegeben haben soll. Anscheinend soll auch jemensch an eine Fassade "Oury Jalloh, das war Mord" geschrieben haben. Der_die Autor_in des Artikels bringt die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh in Zusammenhang mit dem Brand und kriminalisiert damit die Arbeit der Initiative!
Zwar erwähnt der_die (anonyme) Autor_in zunächst, dass "Unbekannte""den Brandanschlag" verübt hätten. Nach der kurzen Schilderung der Ereignisse aber werden sogleich die "Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Menschenrechtsaktivisten" "vor rund zwei Wochen" angebracht. (Mit "Auseinandersetzungen" sind recht verharmlosend die Repressions-Maßnahmen der Polizei gegen die Aktivist_innen gemeint: Die Polizei prügelte afrikanische Aktivisten bei der Gedenkfeier zum siebten Todestag an Oury Jalloh, die am 7. Januar 2012 in Dessau stattfand, krankenhausreif.) Auch erwähnt der_die Autor_in, den vermeintlichen Grund der "Auseinandersetzung" auf der Gedenkfeier: die Beschlagnahmung eines Plakates mit dem Slogan "Oury Jalloh, das war Mord".
Und eben jener Spruch soll nun in Zusammenhang mit dem Brand an einer Fassade in Dessau zu lesen sein. Wo sich diese Fassade befindet und seit wann dieser Spruch da stehen soll, wird nicht erwähnt, sondern es wird nur auf die Aussagen der Polizei verwiesen.
Die Hervorhebung dessen, dass es "Auseinandersetzungen" zwischen Polizei und Aktivist_innen gab, die Erwähnung der zeitlichen Nähe als auch der von der Polizei durchgeführten Restriktionen aufgrund des Slogans, sollen den Anschein erwecken, dass die Initiative hier etwas mit den heute geschehenen Ereignissen in Dessau zu tun habe. Mit einer "objektiven" Berichterstattung hat dies zunächst wenig zu tun. Seltsamerweise bleibt auch der_die Autorin verdeckt, sonst eher unüblich bei der MZ.
Sollten der Brand und der Slogan "Oury Jalloh, das war Mord" in räumlicher und zeitlicher Nähe entstanden sein, so sieht es für uns eher nach einer gezielt gewollten Kriminalisierung der Initiative und ihrer Mitglieder aus. Motivation hierzu können vielerlei Gruppierungen, Einzelpersonen oder Bürger_innen haben - insbesondere die, die sich in der Regel nicht der Meinung "Oury Jalloh, das war Mord" anschließen.
Wir, die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, verurteilen, dass sofort die Initiative mit dem Brand und dem Graffiti in Verbindung gebracht wird. Dies ist eine Kriminalisierung der Aktivist_innen der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh und unserer Arbeit.
Oury Jalloh, das war Mord!